piwik no script img

Kommentar DrogenkonsumHaschisch heißt jetzt WOW

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Jugendliche kiffen, rauchen und trinken zunehmend weniger. Ein Grund könnte sein, dass Zigaretten so teuer sind. Nicht auszuschließen ist auch, dass ein kultureller Wandel stattfindet.

U nter US-amerikanischen Jugendlichen gibt es ein Wortspiel für Dauerkiffer: "Stoned Agers" heißen sie. Damit meint man ältere Leute, die gleichzeitig "stoned", also berauscht, aber eben auch ein bisschen rückständig sind, "stone ager", Menschen aus der Steinzeit eben. Kiffen gilt demzufolge in den USA als ein bisschen rückständig. Nach den Ergebnissen des neuen Drogenberichts lässt sich dies durchaus auf hiesige Verhältnisse übertragen. Immer weniger junge Leute in Deutschland kiffen, rauchen oder trinken Alkohol. Nun sind Zigaretten teurer geworden, Teenager können sie nicht mehr am Automaten kaufen. Möglich, dass weniger Rauchen auch weniger Kiffen nach sich zieht. Wahrscheinlich aber ist, dass auch ein kultureller Wandel hinzugekommen ist.

taz

Barbara Dribbusch ist Inlandsredakteurin der taz.

Der Konsum von Drogen ist nicht mehr gleichbedeutend mit einer breiten jugendlichen Protestkultur - was logisch ist, da die Elterngeneration der heutigen Teenager schon Haschisch rauchte. Zudem hat sich herumgesprochen, dass der Konsum von halluzinogenen Drogen für labile Menschen nicht immer stimmungsaufhellend wirkt. Auch soll es Eltern geben, die ihren Kindern im Teenageralter anbieten, gemeinsam zu Hause auf dem Sofa zu kiffen, damit sie nicht abkippen in dunkle Subkulturen. Mit solchen Angeboten kann man allzu großer jugendlicher Drogenaffinität wirksam vorbeugen.

Eltern machen sich heute angesichts ihrer Teenager daher oft ganz andere Sorgen, wenn es um Suchtverhalten geht. Dann nämlich, wenn ihre pubertierenden Kinder in Welten abwandern, zu denen Eltern keinen Zugang mehr haben. Solche Welten entstehen heute weniger aus Haschisch oder Alkohol, sondern aus "World of Warcraft" (WOW) und anderen Spielen. Diese Spiele sind Suchtmittel, die aber gleichzeitig auch der Abgrenzung gegenüber der Welt der Erwachsenen dienen. Sie erscheinen den Eltern als Zeitverschwendung, als Sinnlosigkeit. Dabei könnten sie das auch anders sehen: Man braucht schon ein bisschen Klarheit in der Birne, um bei WOW das Level 60 zu erreichen. Das ist doch auch ein Trost.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • HM
    Hubert Mayer

    "Man braucht schon ein bisschen Klarheit in der Birne, um bei WOW das Level 60 zu erreichen."

     

    Das entspricht dann wieder dem Skat-Dreschen der Großeltern...