Kommentar Deutschland-China: Dialog mithilfe von Werten
Die ersten deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen sind eine logische Folge der "strategischen Partnerschaft". Und sie können eine Chance sein.
H eben die ersten deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen, die Außenminister Westerwelle jetzt bei seinem Pekingbesuch für den 10. und 11. Juli in Berlin vereinbart hat, die Diktatur China auf eine Stufe mit eng befreundeten Staaten wie Frankreich, Israel oder Polen? Werden die Menschenrechtsverletzungen in China damit also verharmlost? Zu diesem Schluss muss kommen, wer das Instrument von Konsultationen ausschließlich befreundeten Demokratien vorbehalten wissen will.
Diese streng werteorientierte Position übersieht, dass schon unter Bundeskanzler Schröder eine - wenn auch nie klar definierte - "strategische Partnerschaft" mit China vereinbart wurde. Sie findet ihr Pendant in der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der EU (also Deutschlands engsten Freunden), die China wie Russland ähnlich ungenau längst als strategische Partner definiert. Im letzten Juli vereinbarte die Kanzlerin dann mit dem Ministerpräsidenten Chinas den Ausbau der "strategischen Partnerschaft" samt regelmäßigen Regierungskonsultationen.
Bei solchen Partnerschaften und Konsultationen stellt sich die Frage, ob sie Instrumente pragmatischer Interessenpolitik sind oder nur Wertegemeinschaften vorbehalten sein sollen. Jede Politik, die Chinas gewachsene Bedeutung nicht anerkennt und nicht zugleich den Dialog mit Peking sucht, wäre kurzsichtig. Stattdessen kommt es doch drauf an, wie der Dialog aussieht und ob Berlin darin seine Werte selbstbewusst vertritt.
SVEN HANSEN ist Asien-Redakteur im Auslandsressort der taz.
Was China will, ist klar: Anerkennung als Marktwirtschaft und Aufhebung des EU-Waffenembargos. Dafür muss es Kriterien geben, die China aber nach allgemeinem Verständnis nicht erfüllt. Dies Peking klarzumachen ist so sinnvoll, wie sich dort zu einigen, wo es unter Beachtung unserer Werte und Interessen möglich ist.
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