Kommentar Deutscher Burschentag: Eisenhart in Eisenach
Rechtsextrem, völkisch, auf der Suche nach „Arier-Nachweisen“: Der deutsche Burschentag ist von einem NPD-Parteitag kaum zu unterscheiden.
W enn sich an diesem Wochenende deutsche Burschenschaftler in Eisenach zu ihrem Verbandstag treffen, wird also wieder über einen „Arier-Nachweis“ diskutiert. Entsprechende Anträge, so berichten Medien, stünden auf der Tagesordnung.
Das Thema lässt die Burschen offenbar nicht los: Schon 2011 stand eine Studentenverbindung vorm Ausschluss, weil sie einen chinesischstämmigen Studenten als Mitglied führte. Dass eine solche Frage überhaupt und immer noch Streitpunkt ist, sagt viel über den Zustand der Burschenschaften.
Einst im 19. Jahrhundert als Kämpfer für Freiheitsrechte angetreten, kämpfen die Bünde heute um ihre Rolle in der Gesellschaft. Vorneweg ertönt weiter die Ur-Fanfare: „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Unbeugsam gegenüber dem Zeitgeist wolle man sein, heißt es aus den Reihen. Politisch bedeutet das für viele: irgendwo rechts der CDU. Für einige weit rechts davon.
ist Berlin-Redakteur der taz.
Es ist ja nicht nur der „Arier-Nachweis“. Die Wiener Teutonia, Vorsteherin des Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“, etwa verschreibt sich der Pflege des „völkischen Wesens“. Und in der diesjährigen Festrede zum Verbandstag ist von „Deutschfeindlichkeit“ die Rede, von „linken Psychopathen“ und Zuwanderung, die zur „Umwandlung des deutschen Volkes“ führe. Nicht viel anders klingt ein NPD-Parteitag.
Dieser unverhohlene Rechtsschwenk ist selbst vielen Burschen zu viel: Rund 20 liberalere Bünde verließen zuletzt den Dachverband. Es ist an ihnen, die Studentenverbindungen in die Moderne zu retten. Denn selbst ohne das rechtsnationale Phrasengedresche bleibt ein Männerverein, der sich in Logenkellern besäuft, mit Degen duelliert und später gegenseitig Posten zuzuklüngeln versucht.
Das klingt nicht nur antiquiert. Das wird auch keinen Platz mehr finden.
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