Kommentar Deutsche Bank steigt bei Postbank ein: Der wahre Bankenwettbewerb
In Deutschland herrscht noch der vielgepriesene Wettbewerb unter den Banken. Der Grund: die starke Stellung der kommunalen Sparkassen. Die Politik sollten alles tun, damit das so bleibt.
Reiner Metzger ist stellvertretender Chefredakteur der taz.
Die Postbank wird an die Deutsche Bank verkauft. Das Bundesfinanzministerium hat schon verlauten lassen, dass es von seiner Seite aus kein Veto dagegen gibt. Die Herrschaft über Deutschlands größter Privatkundenbank bleibt also im Lande, sie geht nicht an einen der ausländischen Interessenten. Ist der deutsche Markt zu abgeschottet? Das werden jetzt wieder manche beklagen. Aber wenn man den Aussagen der beteiligten Akteure trauen kann, war keine politische Einflussnahme im Spiel - es war eine Frage des Preises. Wenn ein ausländisches Geldinstitut wirklich will, kann es auch die Postbank kaufen. Allein: So groß wollten Banken aus anderen Ländern offensichtlich doch nicht in Deutschland einsteigen.
Wird daraus deutlich, dass mit den Privatkunden hierzulande zu wenig Gewinn zu machen ist? Auch das wird jetzt wieder beklagt werden. Dieses Gejammer sollten ebenjene Privatkunden mit Genuss hören. Es bedeutet ja, dass sie nicht, wie in anderen Ländern üblich, von einigen wenigen, riesigen Aktienbanken gemolken werden, sondern dass auf dem Bankensektor in Deutschland noch der viel gepriesene Wettbewerb herrscht. Man nennt es auch Marktwirtschaft.
Bestimmend für den Wettbewerb unter Deutschlands Banken ist, dass es hier die kommunalen Sparkassen und die Genossenschaftsbanken mit einem Marktanteil von 40 beziehungsweise gut 20 Prozent gibt. Aufgabe der Politik wäre es, diese günstige Situation zu erhalten. Doch gerade von der Politik droht Gefahr: In Brüssel setzen EU-Lobbyisten der Großbanken dazu an, den Schutz der Sparkassen zu unterminieren. Und in den Bundesländern ändert man Gesetze, damit die Gemeinden Sparkassen versilbern können.
Nun haben gerade die Manager des Sparkassensektors in letzter Zeit viel Geld mit Spekulationsgeschäften verloren. Die Notwendigkeit öffentlichen Eigentums an diesen Banken stellt das aber nicht infrage. Denn was einmal verkauft ist, verschwindet weitgehend aus dem Einflussbereich der Politik - und damit der Kunden. Hier sollten sich die Finanzpolitiker starkmachen, damit kommunale und regionale, also die wahren Alternativen zu den weltweiten Großbanken bestehen bleiben.
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