Kommentar Deutsche Bahn: Auf dem Abstellgleis
Es ist schwer zu sagen, wer daran die Schuld trägt, dass die Bahn seit Jahren schlechter wird. Nun erhöht die DB Ihre Preise. Das ist Hohn.
W er häufig Bahn fährt, sollte Katholik sein. Wenn mal wieder ein Zug streikt, eine Weiche wegen Hitze oder Kälte nicht richtig tickt, der Anschlusszug weg ist und leidgeprüfte SchaffnerInnen Fahrgastrechteformulare verteilen, dann wünscht man sich eine höhere Gewalt. Einen Bahngott, der die Verantwortlichen allwissend und gerecht straft. Ein klein wenig Fegefeuer vielleicht für Bahnchef Rüdiger Grube oder Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU).
Es ist leider schwer zu sagen, wer daran Schuld trägt, dass die Bahn seit Jahren schlechter wird. Ein gesamtes Jahrzehnt ist damit versemmelt worden, einen Börsengang vorzubereiten, das deutsche Schienennetz für Investoren zurechtzuparen, statt die zentrale Frage zu stellen, wie die Bahn dem Land möglichst viel Nutzen bringt. Wie Güter auf die Schiene verlagert werden können, der Nahverkehr attraktiver wird, Familien günstig fahren können.
Mittlerweile ist es ein Fortschritt, wenn es im Winter zu keinem Zugchaos kommt. Die alljährlichen Fahrpreiserhöhungen sind dabei reiner Hohn – und Symptom verfehlter Politik. Höhere Energiepreise als Begründung für teurere Tickets sind offenbar vorgeschoben.
ist Redakteur des taz-Ressorts Wirtschaft und Umwelt.
Die Frage ist, was sich an der Misere ändern lässt. Teure Prestigeprojekte wie Stuttgart 21 aufzugeben, würde Milliarden freisetzen, der Zug ist allerdings längst abgefahren. Was es braucht, ist eine klare Neuorientierung dessen, wofür Bahn in Deutschland gut sein soll. Schienen sind nötige Infrastruktur für alle und können nicht Teil eines Unternehmens sein, das global investieren will.
Wenn die Bahn ihre Stellung als Quasimonopolist missbraucht, dann gehört ihr das Schienenetz entzogen und geöffnet für alle, die Ideen für neue Schienenangebote haben.
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