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Kommentar David McAllisterFunktionär mit Gimmick

Kommentar von Georg Löwisch

Der neue Ministerpräsident in Hannover trägt Schottenrock. Doch Wulffs Nachfolger ist keine kantige Persönlichkeit, sondern ein strammer Politkarrierist.

Wie erfrischend! David McAllister mit Töchtern. Bild: dpa

D er neue Ministerpräsident von Niedersachsen trägt den Namen David McAllister. Er besitzt neben dem deutschen einen britischen Pass und heiratete einst im Schottenrock. Diese Eigenschaften vermarktet die CDU, und viele Medien bedanken sie mit großem Hallo: Wie interessant! Wie erfrischend! In den Gauck-Tagen wurde der uniformen Politwelt wenigstens für den Moment eine kantige Biografie hinzugefügt. Und nun, so wird gehofft, findet das wenigstens seine Fortsetzung in Niedersachsen, wo eine neue spannende Figur auftaucht.

Das ist leider Unfug. Denn McAllisters Laufbahn steht für das Gegenteil von Gauck. Mit 17 CDU-Mitglied, dann Jurastudium, kurz Rechtsanwalt, schnell Politprofi. Schon mit 31 hatte er einen eigenen Fahrer und bekam die tägliche Dosis an inszenierten Terminen. Der Berufspolitiker Christian Wulff zog einen Berufspolitiker heran, machte ihn zum Generalsekretär, zum Fraktionschef, zum Landesvorsitzenden. Eine gerade Linie, Punkt für Punkt, krisenlos. Um die ländliche CDU wirbt McAllister mit ein paar markigen Sprüchen, um die Städter mit vergleichsweise fortschrittlichen Positionen zu Kinderbetreuung oder Einwanderungspolitik. Risiken zu minimieren, Positionen auszutarieren, Entscheidungen abzusichern - das hat er sich fast bis zur Unkenntlichkeit angewöhnt. Seine Interviews klingen so langweilig, dass man sich fragt, ob der Radiomoderator versehentlich ein Callcenter im Konrad-Adenauer-Haus erwischt hat. Am Mittwoch sagte er brav seine Regierungserklärung auf: "Tatkraft", "Wettbewerb der Ideen", "Schienenpersonennahverkehr". Einzig seine gewinnenden Worte für Einwanderer waren wirklich bemerkenswert, aber nicht neu.

McAllisters Marketingkonzept ähnelt dem jener Kinderzeitschriften, zu denen ein kleines Spielzeug gepackt wird. Gimmick heißt so etwas, es soll die Attraktivität steigern. Was die Zeitschrift wirklich enthält, darüber sagt die Zugabe jedoch gar nichts aus.

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6 Kommentare

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  • I
    Irene

    Kinder aus binationalen Ehen bekommen die Staatsbürgerschaften von beiden Eltern.

  • F
    Fawkrin

    @ Alcibiades

     

    Anscheinend werden Unterschiede zwischen Briten und Türken gemacht.

    Ob das juristisch wasserdicht ist, bezweifle ich.

  • J
    Jenna

    @alcibiades

     

    Genau das ist mir auch aufgestossen.

  • V
    vic

    Aha, mit dem richtigen Protegé ist Migrationshintergrund also kein Hindsernis.

    Dann ist dann auch doppelte Staatsbürgerschaft plötzlich kein Problem mehr.

    Niedersachsen und Bellevue teilen nun dasselbe Schicksal:

    Vom Regen in die Traufe geraten.

  • S
    Sparfuchs

    Haushaltspolitisch ist ein Schotte in der abgewirtschafteten Volksrepublik gar keine schlechte Idee.

    Die sollen ja sparsam sein!

  • A
    alcibiades

    Wieso bekommen eigentlich manche Leute eine doppelte Staatsangehörigkeit, während dies bei anderen überhaupt nicht in Frage kommt? Mit derselben Logik, nach der ein Berliner Türke sich "für Deutschland entscheiden" soll, müsste man doch Herrn McAllister nahelegen, seinen britischen Pass abzuliefern, zumal er doch jetzt ein nicht ganz unwichtiges Amt bekleidet?