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Kommentar Datenmissbrauch durch BankenNicht nur eine Sache der Verbraucher

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Kreditinstitute tun derzeit noch so, als ob sie der Missbrauch der Kontendaten ihrer Kunden nichts anginge. Dabei läge es bei ihnen, Abzockern das Handwerk zu erschweren.

Bild: taz

Malte Kreutzfeldt ist Ressortleiter in der taz-Redaktion Ökologie und Wirtschaft.

Kriminelle Adresshändler sammeln und verkaufen Kontodaten - Tausenden von BankkundInnen drohen unrechtmäßige Abbuchungen vom Girokonto. Verbraucherschützer sind alarmiert, die Staatsanwaltschaft macht Razzien. Und die betroffenen Kreditinstitute? Die tun so, als ob sie das alles nichts anginge. Kein Handlungsbedarf, lautet der Kommentar des Dachverbands. Nur die Kunden sollten ihre Kontoauszüge doch bitte schön noch sorgfältiger überprüfen, um Betrug zu verhindern, empfehlen die freundlichen Berater.

Doch mit der Aussage, dass Missbrauch selten sei und der Schaden bei Reklamation sofort ersetzt werde, machen es sich die Banken zu einfach. Tatsache ist, dass sie selbst auf Kontrollen völlig verzichten und diese komplett auf die KundInnen abschieben. Das macht das Lastschriftverfahren zwar unbürokratisch und preiswert - aber eben auch anfällig für Betrug. Ob die Missbrauchszahlen tatsächlich so gering sind, wie von den Kreditinstituten angegeben, lässt sich nicht überprüfen. Denn nur gemeldete Fälle fließen in die Statistik ein. Wie viele unberechtigte Abbuchungen nie entdeckt werden, weil die KundInnen ihre Kontoauszüge nicht sorgfältig genug prüfen, ist unbekannt. Klar aber ist, dass Betrug durch den zunehmenden kommerziellen Handel mit elektronischen Kundendaten immer einfacher wird.

Zwar werden die Banken auch in Zukunft nicht jede einzelne Buchung auf ihre Berechtigung überprüfen können. Doch etwas schwerer könnten sie es Abzockern schon machen. Sobald die ersten Beschwerden gegen eine abbuchende Firma vorliegen, müssten alle weiteren Transaktionen gestoppt werden. Und selbstverständlich sollten die Banken von sich aus alle übrigen Kunden informieren, die potenziell betroffen sind. Außerdem müsste jeder Betrüger auf einer schwarzen Liste landen, damit er nicht einfach beim nächsten Geldinstitut unbehelligt weitermachen kann.

Aufgeklärte und sorgfältige Verbraucher, die ihre Rechte kennen und durchsetzen, sind ohne Frage wünschenswert. Verlassen dürfen sich die Banken darauf aber nicht. MALTE KREUTZFELDT

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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