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Kommentar DatenklauEinfach mal anfangen

Kommentar von Svenja Bergt

Internetnutzer resignieren dem Datenklau gegenüber zunehmend. Das ist verständlich, aber nicht klug. Außerdem ist Nichtstun egoistisch.

Na, dann kann's ja losgehen. Bild: dpa

D ie Reaktion ist irgendwie verständlich: Je mehr Skandale über abgegriffene und abgehörte Daten, über gehackte Seiten und gestohlene Profile bekannt werden, desto mehr stumpfen viele Nutzer ab. Ob es dann die NSA ist, der BND oder russische Hacker – hey, meine Daten hat doch eh alle Welt, oder nicht? Leider ist diese Resignation fatal. Klar, es gibt kein Verfahren, dass zu hundert Prozent sicher ist.

Aber zum einen liegen zwischen einem Passwort mit dem Namen „password“ und einer einigermaßen langen und zufälligen Kombination aus Zahlen, Ziffern und Zeichen Welten. Und zum anderen ist Nichtstun egoistisch. Beispiel E-Mails: Wer Dritten das Mitlesen leicht macht, ermöglicht nicht nur Einblicke in die eigenen Mails. Sondern auch in die seiner Kommunikationspartner. Es gibt bereits Nutzer, die sich weigern, Mails an einen Gmail-Account zu verschicken. Schließlich hat Google der Welt gerade erst wieder eindrucksvoll in Erinnerung gerufen, dass es ein- und ausgehende Mails durchsucht.

Häufig geht die Resignation Hand in Hand mit einer Ganz-oder-Gar-nicht-Haltung. Als müsste gleich alles perfekt sein. Ja, es wäre auch besser, ausschließlich Bio- und fair gehandelte Produkte zu kaufen, in einem Passivhaus zu wohnen und seinen Urlaubsradius auf per Bahn erreichbare Ziele zu beschränken. Aber fehlende Konsequenz muss nicht bedeuten, komplett untätig zu bleiben. Auch in Sachen Privatsphäre ändern schon kleine Schritte etwas. Die Suchmaschine bewusst wählen. Ein Add-on für den Browser installieren, das hartnäckige Cookies löscht.

Und ja, auch mal über Passwörter nachdenken. Beim Online-Banking würde schließlich auch niemand auf die Idee kommen, sich mit „password“ einloggen zu wollen. Schließlich soll niemand das Konto abräumen. Den Wert von Privatsphäre aber, den haben immer noch nicht alle begriffen.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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5 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Dringender Handlungsbedarf gegen den Datenklau im Internet ist angesagt!

    Hier habe ich eine perfekte Low-Tech-Hilfestellung gefunden:

     

    http://www.tornante.pf-control.de/blog1/?p=21678

  • 9G
    9598 (Profil gelöscht)

    Genau mein Ding, eigene Selbstsständigkeit bekommen Sie sofort. Wir haben Sprachbausteine im Internet erworben. Unklar Sie im Tagesgeschäft einzusezen. Wir verstehen viel viel besser Taten, was dem Text kein Zwang antut.

  • Es gibt keine einfache Möglichkeit, sich Sicherheit zu verschaffen. Was aber jeder tun kann (und muss): Sich auf den Weg machen, über Jahre hinweg in kleinen Schritten immer wieder dazu lernen.

     

    Die Tragik der derzeitigen Situation liegt weniger darin, dass die ganz normalen Leute nichts machen, sondern in erster Linie darin, dass diejenigen ganz überwiegend nichts tun, die der Technik oder wenigstens der gesellschaftlichen Problematik näherstehen – und das allgemein akzeptiert wird. Da patzt auch die Presse auf breiter Front.

     

    Jeder kann mit sehr wenig Aufwand den ersten Schritt machen oder anderen dabei helfen, den ersten Schritt zu machen, insbesondere diejenigen, die schon Sicherheitstechnik verwenden:

     

    http://www.openpgp-schulungen.de/fuer/unterstuetzer/

  • Hmm, ja, netter Appell, wie sie in Zeiten wie diesen immer wieder mal durch die Presselandschaft geistern – nur, leider (v.a. in der vorliegenden Form) so überflüssig wie 'n Pickel am Po; denn: woher sollen selbst die im Grunde willigen Webuser die Zeit nehmen, n.a. in die technischen Katakomben (der von ihnen in bequemer Manier auch wider besseres Wissen verwendeten, angreifbaren Betriebssysteme) herabzusteigen und sich die notwendigen skills anzueigen?

     

    "How unique and trackable is your browser?" :

    https://panopticlick.eff.org/index.php?action=log

  • Daumen hoch - ein guter Kommentar! Die Ganz-oder-Gar-nicht-Haltung vieler Menschen geht mir sehr auf den Keks.