Kommentar DFB-Krise: Einfach wegtreten!

Der Deutsche Fußballbund will eine Ethikkommission einsetzen. Zu einer demokratischen Organisation wird er deshalb noch lange nicht.

Der Eingang zur DFB-Zentrale, das Logo des DFB hängt an der Wand

Undemokratische Trutzburg: die DFB-Zentrale in Frankfurt am Main Foto: ap

Die mögen Stimmen kaufen, die Steuer bescheißen und sich untereinander anlügen, bis der Plastiksitz in der VIP-Loge Risse kriegt. Aber eins eint alle Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes: die Überzeugung, dass ihr Haufen grunddemokratisch strukturiert ist. „Teilung der Gewalten in Legislative, Exekutive und Judikative ist der höchste Grundsatz eines demokratischen Staatswesens“, gemeinschaftskundelt der DFB auf seiner Website und attestiert sich, so sei es beim ihm doch auch.

Tja, wenn sie’s sogar selbst sagen. Diese sich wie ein Parlament vorkommende Funktionärszusammenballung will sich nun ein, wie es hübsch heißt, „eigenes Ethik-Reglement“ geben und eine entsprechende Kommission installieren.

Die Herren scheinen so in die Ecke gedrängt zu sein, dass sie gar nicht merken, wie sehr sie sich in Widersprüchen verheddern: Wenn sie nun eine nicht demokratisch legitimierte Institution mit allerdings super Namen (Ethik!) installieren, schaffen sie eine Instanz über ihrem gewählten Präsidenten.

Ethikpäpste zu berufen bedeutet: Die bislang von „Gewaltenteilung“ schwadronierenden DFB-Funktionäre müssen zugeben, dass ihre Ämter nicht mal allersimpelster demokratischer Kontrolle unterliegen. Sondern dass es um anderes geht: Zentrale Aufgabe der Präsidentschaft Niersbach, so dachten es sich seine Ins-Amt-Hiever, sollte es sein, die Kickerei, die von Vorgänger Theo Zwanziger in eine gefährlich demokratische Nähe zu zivilgesellschaftlichen Initiativen – etwa gegen Homophobie, Rassismus oder Antisemitismus – gebracht worden war, wieder zum unumstrittenen Selbstzweck zu erheben. „So“, wurde kolportiert, soll Niersbach erster Satz einer von ihm geleiteten Präsidiumssitzung gelautet haben, „jetzt wird endlich wieder über Fußball geredet.“

Nein, auch Zwanziger, der Gerhard Mayer-Vorfelder stürzte, war nicht auf eine Weise in sein Amt gekommen, die redlicherweise die Bezeichnung „demokratisch“ verdient. Aber indem Zwanziger dafür stand, dass der Fußball auch Verantwortung für das übernahm, was er anrichtete, öffnete er ihn der Gesellschaft.

Denken wir optimistisch: Die aktuelle Fußballkrise wird Funktionärsgesichter wie das des Wolfgang „Wer war das noch mal“ wegspülen, und der DFB, der das große Kulturgut Fußball verwaltet, ohne dass man ihm das erlaubt hätte, wird künftig schwächer sein als je zuvor.

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Jahrgang 1964, Mitarbeiter des taz-Sports schon seit 1989, beschäftigt sich vor allem mit Fußball, Boxen, Sportpolitik, -soziologie und -geschichte

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