Kommentar "Costa Concordia": Die Lüge vom Luxus für alle
Den Betreibern der "Concordia" sind keine Sicherheitsmängel vorzuwerfen. Doch Massenbetrieb und schlechte Arbeitsbedingungen bleiben Risiken.
K reuzfahrtschiffe sind imposante Statussymbole. Sie künden vom guten Leben. Traumschiffe eben. Wenn sie laut trompetend ihren Kapitänsgruß entrichten, erhalten sie an Land bewundernden Zulauf. Der Kapitän der "Concordia" scheint sich dieser Faszination bewusst gewesen zu sein. Mit seiner waghalsigen Annäherung an die Insel hat er seine Kapitänsherrlichkeit möglicherweise angeberisch, letztendlich katastrophal ausgereizt.
Der Kreuzfahrtmarkt ist der boomende Sektor touristischer Versprechungen. Verwöhnung zwischen Sonnendeck und Spa, ein verlogener Hauch von Kapitänsdinner in goldverzierten Riesensalons. Auch wenn dieser Pomp von der Stange kommt, er schmeichelt den Urlaubern. Er suggeriert Luxus für alle.
Mit Billigangeboten werden Touristen auf die Schiffe gelockt, um an Bord möglichst viel Geld auszugeben - an Land bleibt ihnen nur wenig Zeit dafür. So verdienen nicht die Leute in den Kreuzfahrtdestinationen, sondern allein Multis wie die US-Reederei Carnival, zu der die "Concordia" letztendlich gehört.
ist Reise-Redakteurin der taz.
Es zählt die Rendite – und die erhöht sich auch durch schlecht bezahltes und schlecht ausgebildetes Personal, das im ausgereizten Schichtdienst in der Unterwelt der Schiffe haust. Die Flaggschiffe des Konsums leben von der schönen Oberfläche, am Tiefgang aber wird gespart: Der Teil unter Wasser soll nur ein Zehntel eines Kriegsschiffes betragen, damit das Schiff in flachere Wasser fahren, näher an der Küste ankern kann. Das macht es tendenziell instabiler.
Auch wenn der "Concordia" keine Sicherheitsmängel nach internationalen Richtlinien vorzuwerfen sind, so ist doch der Massenbetrieb von 4.229 Personen an Bord plus schlechter Arbeitsbedingungen ein nicht kalkulierbares Sicherheitsrisiko an sich.
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