Schiffsunglück der "Costa Concordia": Fünf weitere Leichen geborgen
Die Helfer finden immer mehr Tote im Schiffswrack vor der italienischen Küste. Womöglich ist auch ein Deutscher unter den geborgenen Opfern.
ROM dpa/dapd/rtr | Die Hoffnung auf Überlebende des Schiffsunglücks vor Italien schwindet: Taucher haben in dem Wrack der "Costa Concordia" fünf weitere Leichen entdeckt. Die Toten seien am Dienstag im überfluteten Heckteil des gekenterten Schiffes vor der Insel Giglio entdeckt worden, bestätigte ein Sprecher der Gemeinde Giglio. Damit erhöht sich die Zahl der geborgenen Opfer auf mindestens elf. Gegen den Kapitän der "Costa Concordia" werden immer schwerere Vorwürfe laut.
Mindestens ein Deutscher ist nach italienischen Medienangaben bei der Havarie der "Costa Concordia" ums Leben gekommen. Das meldete der italienische Staatsrundfunk "Rai".
Am Montag war ein Mann aus dem Schiff geborgen worden, der zunächst nicht identifiziert werden konnte. Das Auswärtige Amt in Berlin war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Insgesamt zwölf Deutsche gelten als vermisst. Das bestätigte Außenminister Guido Westerwelle in Berlin. Insgesamt werden nach italienischen Angaben noch 24 Personen vermisst.
Auf der Suche nach möglichen Überlebenden haben italienische Rettungskräfte Sprengstoff eingesetzt. Marinetaucher sprengten vier Löcher in die Außenwand des havarierten Kreuzfahrtschiffs, um die Suche zu beschleunigen.
Im Anschluss an die Rettungsarbeiten soll das Schweröl abgepumpt werden. Damit wurde das niederländische Unternehmen Smit beauftragt, das bis zu 2.400 Tonnen Treibstoff und Schmierstoffe entsorgen soll.
Leser*innenkommentare
Rolf
Gast
@ ama.dablam
Mir geht es weniger um den Begriff deutsch als allgemein um die Berichterstattung, bei der Nationalitäten eine wesentliche Rolle spielen. Ich hatte die Hoffnung, dies in meinem ersten Kommentar verdeutlichen zu können.
Es damit zu legitimieren, dass andere es auch machen, dürfte problematisch sein - damit liese sich auch Mord und anderes begründen.
Prinzipiell dienen Medien natürlich der Information und somit wäre die Argumentation bezüglich der Angehörigen praktikabel - nur, einerseits werden diese (hoffentlich) von Behörden informiert und müssen dies nicht durch Zeitungen erfahren; andererseits, würde jede Meldung, die mehr als eine Handvoll Leute betrifft, publiziert werden, würden Zeitungen überquellen. Unabhängig davon scheint das auch nicht das Ziel des Artikels gewesen zu sein, dazu war er - und andere - falsch strukturiert.
Rolf
Gast
Nun wird nachträglich die Überschrift und der Artikel geändert?
Wie lässt sich so etwas mit seriöser Berichterstattung in Einklang bringen?
@ Ulf: Es ist schön zu wissen, dass sich zumindest einige Menschen - und insbesondere auch Jüngere - Gedanken machen und ähnlich denken.
ama.dablam
Gast
Ganz so "politically incorrect" ist die Meldung eines Deutschen Opfers durch die TAZ nicht, Leute.
Es ist nun mal wahrscheinlich, dass die TAZ eher von Deutschen als von Lesern im Ausland gelesen wird und damit eher wahrscheinlich, dass Betroffene (=Angehörige) die Meldung lesen und hellhörig werden.
Schweizer Medien berichten auch über Schweizer Opfer, französische über französische etc.pp. Britische Medien würden nur über deutsche Opfer berichten, wenn Angela an Bord gewesen wäre...
Immer wieder lustig, wie der Begriff "deutsch" Beißreflexe oder Würgereize auslöst :-))
Ulf J. Froitzheim
Gast
@ Rolf:
Die sinngemäß gleiche Frage stellte gestern mein Sohn (14), als er im BR die Nachrichten gehört hatte. Mir - selbst Journalist - ist solche nationalkarierte Berichterstattung peinlich. Bild hatte gestern die Frage nach deutschen Opfern fett auf der Titelseite, knapp darunter die Behauptung, Iraker bekämen am meisten Hartz IV. Das sind Appelle an niederste Instinkte. Von der taz erwarte ich mehr Hirn & Anstand.
Finn
Gast
Ist es nicht egal, ob Deutscher oder nicth Deutscher?
Warum muss man das sogar dann noch angeben, wenn die Betroffenen tot sind?!
Rolf
Gast
Ein eigener Artikel weil ein Opfer deutsch ist?
Es ist schade, dass noch immer die Nationalität (Deutsch) und der soziale Status (westliche Urlauber) und nicht die Anzahl an Leben (Anzahl Todesfälle im Mittelmeer) oder die Tragik, die hinter einem Unglück steckt (Flüchtlinge) - oder sogar die mögliche Vermeidbarkeit der Todesfälle (Flüchtlignspolitik, (unterlassene) Hilfeleistungen) - relevant sind und die Betrachtung des Weltgeschehens bestimmen.