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Kommentar Cem ÖzdemirEiner, der es geschafft hat

Ulrike Winkelmann
Kommentar von Ulrike Winkelmann

Özdemir wird als erster migrantischer Parteichef Deutschlands schon so etwas wie ein lebendes Denkmal sein. Dem linken Flügel bei den Grünen wird er aber eher schaden.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
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2 Kommentare

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  • M
    MaxW

    @Shrike: Bildungsfern ist nur Modern-Deutsch der Politiker. Früher hieß es "Arm". Bildungsfern intendiert, wie es auch bei Ihnen anklingt: selber schuld ( Zitat:...wenn ihnen Bildung wichtiger wäre"). Für "Armut" dagegen sorgen politische Maßnahmen.So geschehen mit Schröders Agenda 2010.Wir sollten uns diese Vertuschungssprache der Politiker lieber nicht zu eigen machen. Sonst verwischen wir ebenfalls Ursachen für Armut.Und dann schaut's nämlich mit dem "selber schuld" gleich anders aus.

  • S
    Shrike

    Es scheint bei etlichen Linken ja common sense zu sein, dass Deutschlands Bildungssystem "seine Migranten systematisch ausgrenzt".

     

    Tut mir leid, dass ich dieser ganz selbstverständlich nebenbei aufgestellten Behauptung wiederspreche.

    Auch wenn´s wenig mit Cem Özdemir zu tun hat.

     

    Das deutsche Bildungssystem, gerade das dreigliedrige Schulsystem, wurde in einer Zeit geschaffen, als von so viel Zuwanderung noch überhaupt keine Rede war.

    Überdies waren die Chancen für Hauptschüler auf dem Arbeitsmarkt damals wesentlich besser als heute.

     

    Es ist ja nicht so, dass die Migrantenkinder nicht auch zur Schule müssten, im Gegenteil, die Schulpflicht gilt natürlich auch für sie.

     

    Wir haben zwar ein ungünstiges und dringend reformbedürftiges System, aber es scheint mir eher so zu sein, dass Kinder aus eher bildungsfernen Haushalten allgemein benachteiligt sind und auch hier könnten auch diese Familien mehr erreichen, wenn ihnen Bildung wichtiger wäre.

     

    Gerade vor kurzem war doch im taz-Artikel

    "Autorin Akyün über ihre Familie" zu lesen, wie man es schaffen kann.

    Zwar wurde auch besagte Hatice Akyün zunächst auf die Hauptschule geschickt, sie hat sich dann aber dennoch hochgearbeitet.

     

    Sicher wäre es sinnvoll, die Hauptschulen heutzutage abzuschaffen (was man wahrscheinlich auch tun wird), jedoch ist auch heute für Hauptschüler nicht alles verloren.

     

    Speziell wenn sie quasi unterschätzt und zu Unrecht auf die Hauptschule verwiesen wurden, können sie auch heute schon mehr erreichen.

     

    Aber in linken Debatten finden es alle immer ganz ok, wenn Hauptschüler schulische Leistungen verweigern oder der Schule gleich fernbleiben, da heißt es immer, sie seien vom bösen Schulsystem eh schon auf dem Abstellgleis geparkt, da sei das verständlich.

     

    Aber ist dies nicht zu einfach, wenn gerade jene, die das sagen, besagte Hauptschüler lieber auf Realschulen oder Gymnasien sehen würden, wo sie ohnehin lernen müssten ?

     

    Dieser Staat macht im Grunde jedem Kind ein Bildungsangebot, die Schüler werden zum Unterricht sogar gezwungen.

     

    Und sind die Realschulen und Gymnasien Migrantenfrei ?

    Wohl kaum.

     

    Dass in unserem Land bei der Bildung noch gewaltig geschlampt wird, ist ja war, jedoch ist das Problem zumindest etwas komplizerter, als oft behauptet wird.