Kommentar Celler NS-Museum: Eine Nummer kleiner bitte
Die Ausstellung zu Celle im Nationalsozialismus könnte im "Heimatmuseum" untergebracht werden. Da gehört sie auch hin.
D er Vorschlag, in Celle ein Museum zur Geschichte der NS-Diktatur einzurichten, kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Eine Stadt, deren Haushalt so defizitär ist, dass sie ihn sich vom niedersächsischen Innenministerium genehmigen lassen muss, kann sich das nicht leisten. Und so interessant das Konzept für das Dokumentationszentrum aussieht: Notwendig ist es nicht.
Oben in der Prioritätenliste des Celler Stadtrats muss die Aufgabe stehen, den Schuldenberg abzutragen, der bald so hoch ist wie die laufenden Ausgaben. Unter diesen Umständen sich ein weiteres Gebäude und eine Ausstellung mit laufenden Kosten ans Bein zu binden, wäre fahrlässig.
Außerdem mangelt es in Norddeutschland nicht an Möglichkeiten, sich mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen liegt unschönerweise vor Celles Haustür. Die NS-Diktatur ist fest in den Lehrplänen der Schulen verankert. Und in Celle selbst bietet eine Bürgerinitiative Stadtrundgänge zum Thema an, so dass der Bezug zur Lebenswelt gewährleistet ist.
Ein Weg, etwas von der Vorarbeit des Experten-Workshops zu retten, könnte es sein, das Celler „Heimatmuseum“, um einen Teil zur Nazi-Diktatur zu erweitern. Das wäre zu weitaus geringeren Kosten machbar und dort gehört die Darstellung des unerfreulichen Teils der eigenen Geschichte auch hin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Social-Media-Verbot für Jugendliche
Generation Gammelhirn