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Kommentar Carters Israel-BesuchEinfache Botschaft, richtige Idee

Kommentar von Georg Baltissen

Carter konterkariert demonstrativ die amerikanische Außenpolitik - und stößt damit in Washington und Jerusalem und selbst in europäischen Hauptstädten nur auf entschlossene Ignoranz.

Die Hamas will mit Israel nicht reden, die Hamas will Israel vernichten. Trotzdem will Jimmy Carter mit der Hamas reden. Und auch noch mit Syrien, dem Iran und den Muslimbrüdern. Alles verschworene Erzfeinde Israels. Viele finden das schlicht unziemlich für einen ehemaligen US-Präsidenten. Carter konterkariert demonstrativ die amerikanische Außenpolitik - und stößt damit in Washington und Jerusalem und selbst in europäischen Hauptstädten nur auf entschlossene Ignoranz. Carter ist ein politischer Outlaw des Westens im Nahen Osten. Sein spitzer Vergleich der hochgelobten "einzigen Demokratie des Nahen Ostens" mit dem Apartheidregime Südafrikas hat ihn in Jerusalem zu einem ungeliebten Gast gemacht, dem man die sonst üblichen Honneurs für einen Expräsidenten versagt. Keine Sicherheitskooperation, keine hochrangigen politischen Gesprächspartner, keine Einreise nach Gaza, ins Hamas-Land.

Jimmy Carter hat so gar nichts vom typischen Elder Statesman, der altersweise, mit Bedacht und Abstand über den ungerechten Lauf der Welt parliert. Jimmy Carter mischt sich ein. Und zwar mit Verve. In dieser Rolle hat er zwei große Vorteile: Mut und Erfahrung. Er ist der einzige US-Präsident, der einen Friedensvertrag im Nahen Osten zustande gebracht hat, der noch heute hält, das Camp-David-Abkommen von 1978. Und er ist der einzige ehemalige US-Präsident, der die Courage aufbringt, die politische Sprachlosigkeit amtlicher Kriegspolitik zu durchbrechen. Seine Botschaft ist schlicht, aber bis heute unwiderlegt. Wer einen Schritt zum Frieden tun will, muss mit seinen Feinden reden. Er muss die Absichten seines Feindes kennen und verstehen. Die Hamas wird nicht morgen ihre Waffen niederlegen, weil Carter Hamas-Chef Chaled Meschal in Damaskus trifft. Aber Carter wird all jenen, die hören wollen, mitteilen können, wie ein Gesprächs- und Verhandlungsfaden zur Hamas gesponnen werden kann, wenn man ihn braucht. Oder wie nicht.

Jimmy Carter ist kein Gegenpolitiker, Carter versteht sich als Kommunikator. In dieser Rolle ist er glänzend. Es ist töricht, ihn als politisch nicht korrekt auszugrenzen. Und es wäre klug, seine Dienste in Anspruch zu nehmen.

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Auslandsredakteur
61, ist Redakteur im Ausland und gelegentlich Chef vom Dienst. Er arbeitet seit 1995 bei der taz, für die er schon in den 80iger Jahren geschrieben hat. Derzeit ist er zuständig für die Europäische Union und Westeuropa. Vor seiner langjährigen Tätigkeit als Blattmacher und Titelredakteur war Georg Baltissen Korrespondent in Jerusalem. Noch heute arbeitet er deshalb als Reisebegleiter für die taz-Reisen in die Palästinensische Zivilgesellschaft. In den 90iger Jahren berichtete er zudem von den Demonstrationen der Zajedno-Opposition in Belgrad. Er gehörte zur ersten Gruppe von Journalisten, die nach dem Massaker von 1995 Srebrenica besuchte.
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1 Kommentar

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  • PG
    Peter Gabriel

    Jimmy Carter ist ein leuchtendes Beispiel für alle Militaristen, für alle Falken, Krieger, für all jene, die gerne schießen und für die reden keine Option ist.

    "Wer seinen Feind kennen lernen will, muss mit ihm reden"

    Eine einfache Botschaft, und doch versteht sie niemand.