Kommentar CSU Frauenquote: Selbstbewusst – aber ignorant
Wenn die jungen CSU-Frauen eine Quote als unmodern darstellen, ist das einfach sachlich falsch. Rückwärtsgewandt sind eher ihre Vorschläge.
W enn man von der in dieser Frage unbelehrbaren FDP absieht, ist die CSU die letzte noch verbliebene Volkspartei ohne Frauenquote. Löblich also, dass die CSU-Spitzenfrauen endlich vorpreschen und dass Parteichef Horst Seehofer sie stützt. Diese Unterstützung benötigen sie dringend, denn an der Basis wird massiv gegen die Quote Stimmung gemacht, allein auf das Wort reagieren die meisten allergisch.
Und nun kommen ausgerechnet junge, gut ausgebildete Frauen aus der Jungen Union und der Unions-Hochschulgruppe RCDS und fallen ihren gestandenen Kolleginnen lautstark in den Rücken. Dieser Generationenkonflikt ist nicht allein ein Problem der CSU.
Der Irrglaube, die Probleme würden sich schon von alleine lösen, Männer-Netzwerken und "gläserner Decke" zum Trotz, ist unter jungen, selbstbewussten Frauen leider enorm verbreitet. Forschungsergebnisse werden schlicht ignoriert, die eigene Charakterstärke als Allheilmittel gesehen.
Karin Schädler arbeitet im Inlands-Ressort der taz.
Auch wenn viele ein paar Jahre später zerknirscht zugeben, dass es möglicherweise doch strukturelle Probleme gibt, weil sie diese mittlerweile am eigenen Leib erfahren haben: wenn zum Beispiel der männliche Chef doch eher gleichgeschlechtliche Kollegen protegiert, Frauen aus wichtigen Netzwerken ausgeschlossen sind oder wenn ihre baldige Babypause als Beförderungshindernis gesehen wird, obwohl sie gar keine angekündigt hatten.
Wenn die jungen CSU-Frauen eine Quote als unmodern darstellen, ist das einfach sachlich falsch. Rückwärtsgewandt sind eher die von ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen wie Mentoringprogramme und Schulungen. Gut und schön, wenn Frauen an sich selbst arbeiten, doch um in bestimmte Positionen zu kommen, müssen sich zunächst einmal die Strukturen ändern. Ohne Quote funktioniert das - leider - nicht.
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