Kommentar Bolivien ohne DEA: Der Schnee in den Anden
Weil es nur auf Repression in den drogenproduzierenden Ländern setzt, perpetuiert Washington das Drogenproblem.
Mit dem Treiben der US-amerikanischen Drogenbehörde in Bolivien soll es nun vorbei sein. So hat es Präsident Morales verfügt - und dabei betont, er sei für Gespräche mit Washington offen. Doch unter George W. Bush wird es zu jenem respektvollen Dialog, den der indigene Staatschef einfordert, nicht mehr kommen. Und wie es unter Bushs Nachfolger sein wird, steht in den Sternen. Denn die katastrophale Drogenpolitik der USA ruht auf einem breiten überparteilichen Konsens.
Der milliardenschwere "Plan Colombia" etwa wurde 1999 unter dem Demokraten Bill Clinton aufgelegt. Er hat dazu geführt, dass die kolumbianische Armee in beispielloser Weise aufgerüstet wurde. Zwar wurde die mit dem Drogenhandel verbandelte Farc-Guerilla empfindlich geschwächt. Doch das Geschäft der großen und kleinen Kartelle floriert wie eh und je, denn in Kolumbien ist die Mafia mit den Paramilitärs geradezu symbiotisch verflochten - und deren Verquickungen mit rechten Politikern sind immer noch kaum zu überschauen.
Dank riesiger Gewinnspannen gelangen kolumbianisches Kokain und Heroin nicht mehr nur in die Metropolen der USA oder Europas, sondern auch in die Lateinamerikas. Dort fordert die Drogengewalt vor allem unter den Jugendlichen der Armenviertel immer mehr Opfer. Weil es nur auf Repression in den drogenproduzierenden Ländern setzt, perpetuiert Washington das Drogenproblem. Selbst pragmatische Projekte, die Kleinbauern nützen, können so nicht funktionieren.
Evo Morales benennt diese Logik in dankenswerter Klarheit: Durch die Militarisierung Lateinamerikas wollen sich die USA langfristig den Zugriff auf die Ressourcen des Subkontinents sichern - dazu gehört es, linke Regierungen zu destabilisieren. Nur hat diese Strategie immer weniger Erfolg, weil sich die Latinos auf ihre eigenen Kräfte besinnen. Allerdings haben auch Brasilien oder Argentinien bislang keinesfalls überzeugende Alternativen zur gescheiterten US-Drogenpolitik vorzuweisen. Denn nur mit ein paar Sozialprogrammen mehr ist es nicht getan. GERHARD DILGER
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