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Kommentar BildungsbürgerdünkelHerakles, Jesus, Guttenberg

Deniz Yücel
Kommentar von Deniz Yücel

Weil Dr. Hinz und Dr. Kunz einen haben, brauchte auch der Freiherr einen Doktortitel. Doch erst der Makel macht aus dem Überflieger einen Helden im klassischen Sinne.

Von Bildungsbürgern verhasst, von Proleten geliebt: KT zu Guttenberg Bild: reuters

D er Akademiker versteht das schwer: Da hat einer beschissen und betrogen, was das Zeug hielt, hat sich obendrein dabei unglaublich dumm und selten dreist angestellt und lässt noch immer jede Einsicht in die Sträflichkeit seines Tuns vermissen. Und doch hält das Volk, jedenfalls ein beachtlicher Teil davon, zu ihm: Die Facebookseiten "Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg" und "Wir wollen Guttenberg zurück" verzeichnen hunderttausende Mitglieder, und laut einer Umfrage des ZDF-Politbarometers vom Freitag sehen Dreiviertel der Deutschen nicht ein, warum Karl-Theodor zu Guttenberg, ihr nach wie vor liebster Politiker, zurücktreten sollte.

Wie kann das sein?

Lassen wir die simpelste, aber unzureichende Erklärung (Anhänger der CDU/CSU wollen sich nicht mit dem Fall des Kronprinzen abfinden) ganz und die zweiteinfachste (die Sehnsucht nach einem Führer oder wenigstens Kaiser) für den Moment beiseite und beginnen mit einer dritten Erklärung: die Vermenschlichung eines Helden.

Bild: taz

Deniz Yücel ist Redakteur im taz-Schwerpunktressort.

Denn ein echter Held, also einer, den das Publikum nicht nur bewundert und verehrt, sondern mit dem es sich auch identifiziert, braucht etwas Menschliches, gern auch Tragisches: Herakles erschlägt im Wahnsinn seine Familie, Lancelot begeht mit der Frau seines Königs Ehebruch, Jesus zweifelt an Gott. Ob die Ferse des Achill oder die Haare des Samson – jeder bessere Held hat Schwächen und Makel. Aber erst die seine Verwundbarkeit macht es gewöhnlichen Menschen möglich, sich in ihn hineinzuversetzen, erst seine Fehlbarkeit macht ihn interessant und liebenswert. Wenn das Publikum sich schon nach einem Monarchen sehnt, dann nach einem echten Helden – nach einem mit menschlichen Antlitz.

Und für diese Rolle eignet sich Guttenberg nicht weniger, sondern mehr als je zuvor. Hätte er von Anfang an sein Vergehen eingestanden, er wäre vielleicht genauso gestärkt aus der Affäre hervorgegangen wie einst Joschka Fischer aus der Debatte um seine linksradikale Vergangenheit, die, trotz des Geschreis der Union, der Bild oder des Focus, dessen Beliebtheit kein bisschen schadete. So aber hat Guttenberg, noch indem er in seiner Rücktrittserklärung viel Pathos, aber keine Zerknirschung demonstrierte , das Skript seines Comebacks geschrieben: Erst die (von unzähligen Lektoren überprüfte) Autobiografie (irgendwas von Aufstieg und Fall), dann die rührenden Auftritte in den Heulsusen-Talkshows (irgendwas von Reue und Familie), schließlich die umjubelte Rede auf dem Aschermittwoch der CSU (irgendwas von Deutschland und Verantwortung), kurz: die Rückkehr des geläuterten und vermenschlichten Helden.

Aber worauf die einen schon am Dienstag zu warten begonnen haben, ist den anderen ein Graus. Schließlich werden die Sympathien für Guttenberg nicht minder leidenschaftlich vorgetragen werden wie die Empörung über ihn.

Woher kommt das? "Ganz erlich alle behinderet da oben, ich will nicht wissen wie viel jugendsünden die anderen politiker alle gemacht haben", kommentiert ein Supermarktangestellter auf einer Pro-Guttenberg-Seite, und schon der Stil dieses in jeder Hinsicht typischen Eintrags deutet darauf, dass in dieser Sache Empathie und Empörung weniger zwischen Links, Mitte und Rechts, aber umso mehr zwischen Oben, Mitte und Unten verteilt sind. Die Frisörin oder der Bauarbeiter erinnern sich an die eigenen Spickzettel, mit denen sie durch manche Klassenarbeit kamen und können in Guttenbergs Abkupferei kein großes Vergehen erkennen. Das eint sie mit Leuten aus großbürgerlichem oder aristokratischem Haus, mit Guttenberg selbst, dem man es getrost abnehmen kann, dass er die Empörung nicht wirklich versteht. Denn für ihn war der Doktor nur einer unter mehreren Titeln; einer, den er zwar schon deshalb brauchte, weil Herr Dr. Hinz und Frau Dr. Kunz ihn auch hatten, aber nicht der Ritterschlag, den hatte er schon; nicht der Ausweis, "es geschafft" zu haben, das hatte er schon mit seiner Geburt. (Dies dürfte auch der Grund dafür sein, warum er nicht einmal einen ordentlichen Ghostwriter beauftragt hat: Es war ihm halt nicht so wichtig.)

Das aber unterscheidet ihn von all jenen, die ihren eigenen sozialen Aufstieg allein oder vorrangig ihrer Ausbildung zu verdanken haben und die deshalb auch "die Bildung" als Allheilmittel für dit und dat halten, egal ob es gerade um Globalisierung, Armut oder Rechtsextremismus geht. Die Bildungsbürger sind denn auch diejenigen, die sich am meisten über Guttenberg aufregen – und am wenigsten verstehen, warum nicht ein jeder ihre Empörung teilt. Ihre Sorge gilt nicht "der Wissenschaft", sondern sich selbst; sie sind wütend, weil sich einer, noch dazu so einer, das, wofür sie selbst geschwitzt und geackert und geblutet haben, einfach so ergaunert hat. Die Aufregung um Guttenberg ist partikularer Standesdünkel des Bildungsbürgertums. Sie ist – im besten wie im schlechtesten Sinn des Wortes – bürgerlich. Nicht unbegründet, aber eben auch ein wenig langweilig.

Und, da wir gerade dabei sind und unter uns: Sind Leute, die nie etwas im Supermarkt geklaut, niemals einen Pflasterstein geworfen oder ein Amt übers Ohr gehauen haben, nicht furchterregender als ein tricksender Freiherr? Wer will solche Leute schon zu Nachbarn haben? Oder von ihnen regiert werden?

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Deniz Yücel
Kolumnist (ehem.)
Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.
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62 Kommentare

 / 
  • JV
    Jacelyn Vastakis

    Ich finde das Thema (Dr.) Guttenberg ist von Stunde zu Stunde besser! Billiglohnland in weiter Art! Am Wochende demonstrieren ein paar tausend Mitbürger für den edlen (Dr.) und Minister. Nun erntet er die höchsten Weihen und Würden des Landes. Ungerecht, oder? P.S.: Falls Ihr irgendwelche Fragen habt, könnt Ihr sie auf folger Seite stellen: the ba - Die besten Antworten auf deine Fragen!.

  • V
    vic

    Wirklich wahr, eabebox?

    Frau Pohl hat ihre Meinung geäußert? Ihre eigene Meinung? Im Fernsehen gar?

    Na das geht ja gar nicht.

  • V
    vic

    Leider ein Irrtum;

    es waren nicht "wir", nicht die Generation Facebook, nicht die IPod-Revolution:

    Es war die Wissenschft, die Universität Bayreuth, die Professoren und Doktoren die dem Aufschneider den entscheidenden Stoß gaben.

    "Wir" haben gegen Springer, vergleichbare Parasiten und Volkesmehrheit überhaupt keine Chance.

  • E
    eabebox

    Hallo,

    bislang habe ich regelmäßig Ihre Zeitung gelesen. Seitdem jedoch Ihre Mitarbeiterin Frau Ines Pohl sich im Fernsehen sehr negativ zum bisherigen Verteidigungsminister Herrn zu Guttenberg geäussert hat, ist das vorbei.

  • F
    Frank

    Nie wieder Krieg? Da kann dieser Mann nur lachen. Wie übrigends, berufsbedingt, -jeder- Verteidigungsminister.

    Das besondere Verdienst einer Führerpersönlichkeit, eines Karl-Theodor zu Guttenberg besteht darin, dem Weimargemurmel" in Zusammenhang mit der Bundeswehr ein Ende gesetzt zu haben. Krieg ist, ab sofort, eine notwendige Selbstverständlichkeit. -Das- ist die Botschaft die sich im Vergleich zum noch von einem Horst Köhler, einem ehemaligen deutschen Bundespräsidenten, ermittelten "freundlichen Desinterinteresse" der betroffenen Bevölkerung, so erfreulich abhebt! Das "passive" Gewährenlassen wandelt sich zunehmend in aktive Begeisterung und praktische Anteilnahme und Opferbereitschaft.

     

    "... heute, da sich die Bundeswehr zu einer „Armee im Einsatz” entwickelt, wird auch in der Öffentlichkeit begonnen, die Besonderheit soldatischen Dienens – den Einsatz des eigenen Lebens im kampf – bewusster wahrzunehmen. Und es schadet nicht, wenn wir durch Sichtbarkeit und ein vernehmbares Bekenntnis diesen Prozess auch unterstützen."

    ( Karl-Theodor zu Guttenberg, Die Idee vom Staatsbürger in Uniform LEHREN AUS DEM 20. JULI 1944, Rede im Konrad Adenauer Haus )

     

    "Die Klarheit und Unbedingtheit von Henning von Tresckow unmittelbar vor dem 20. juli scheint unerreichbar. Ich zitiere: „Der sittliche Wert eines Menschen beginnt erst dort, wo er bereit ist, für seine überzeugung sein leben zu geben”.

    ( Karl-Theodor zu Guttenberg, Die Idee vom Staatsbürger in Uniform LEHREN AUS DEM 20. JULI 1944, Rede im Konrad Adenauer Haus )

     

    An den Gräbern von Soldaten, der Schoß ist fruchtbar noch, erklärt der Mensch Karl-Theodor zu Guttenberg mit einfachen Worten jedem, auch und gerade wenn er keine Leichen sehen will, das ein "Ja!" zu Krieg ein -Wert- ist. Nur ist es heute, knapp 80 Jahre Jahre nach dem 2. Weltkrieg so, dass Sätze wie dieser,

     

    "Eine meiner kleinen Töchter, der ich versuchte, diesen Karfreitag und meine Trauer zu erklären fragte mich, ob die drei jungen Männer tapfere Helden unseres Landes gewesen seien und ob sie stolz auf sie sein dürfte. Und ich habe beide Fragen, nicht politisch, sondern einfach mit „Ja“ beantwortet."

    (KTzG auf einer Trauerfeier zu Ehren "gefallener" Soldaten)

     

    keinen Protest, sondern Beifall ernten.

    Soldaten sind cool, Helden, Vorbilder.

     

    http://www.youtube.com/watch?v=cwXV-vJzbEk

    (es ist bedauerlich, aber schauen Sie sich bitte ein paar dieser Werbevideos an)

     

     

    Wer als "Zivilist" anderer "Meinung" ist, wird noch, nur ausdrücklich verwarnt.

     

    Vor diesem Hintergrund, ist das "Private", die "Schummelei", wirklich als Nebensächlichkeit zu bewerten. Und deshalb ist der Führer, kaum wegen eines erwiesenen Plagiats zurueckgetreten, gerade wegen seiner "Menschlichkeit" eigentlich schon fast wieder im Amt.

    Die Dolchsstoßlegende, Teile der CDU und CSU haben den "Kameraden" zu Guttenberg in der Stunde Not "verraten", "ans Messer geliefert" usw. usw., sprechen Bände.

    Es ist soweit; Deutschland hat wieder Sehnsucht nach einem genialen Kopf, der den Menschen sagt und sagen kann, was wirklich wichtig ist in ausdrücklich, Ihrem Leben.

  • T
    tazitus

    "..Dies dürfte auch der Grund dafür sein, warum er nicht einmal einen ordentlichen Ghostwriter beauftragt hat: Es war ihm halt nicht so wichtig.) .."

     

    Vielleicht sind ja viele der Schlossgeister, die heute durch die Gewölbe spuken, ehemalige Ghostwriter. Wer weiß, ob da nicht jemand in einem tiefen Verlies auf Schloss Guttenberg in Ketten liegt und darauf wartet, dass sich seine Seele vom Körper lösen darf?

  • Y
    Yeah

    Yücel, Yücel, yeah yeah! Der Mann gehört zum Feinsten, das die taz - das die ganze deutsche Presselandschaft - zu bieten hat!

  • A
    Anders

    Die 80% der Bundesbürger, die sich v.u.z. Guttenberg zurückwünschen, sind die verblödete Viehmasse, die schon immer solchen Sprachfetischisten auf den Leim gegangen war, zuletzt 1933. Worte sind diesen Bild-Lesern wichtiger als Taten, und da wird es ziemlich mager bei KT aussehen, wenn wir ihn danach beurteilen werden. Er konnte sich gut ins 'Bild' und 'Bunte' setzen. Graf Von Sauffenberg und Lügenbaron KT, Deutschland verdummt, wenn es solche Hochstapler und Phrasendrescher als Helden feiert.

  • G
    Göttin

    @ HofNärrin:

     

    In meinen Augen stellt meine Aussage keine Banalisierung dar.

     

    Eine Dissertation abzuschreiben ist kein Kavaliersdelikt oder als eine Bagatelle einzustufen. Weder heute, noch wenn es erst in 20 Jahren aufgefallen wäre und KT bis dahin seine Meriten absolut ehrlich verdient hätte.

    Ich setze jetzt stark auf die Arbeit der Staatsanwaltschaft in Hof.

     

    Dreh- und Angelpunkt des Artikels war das Manko, wie Menschen aus Niederlagen noch einen Gewinn (moralisch, finanziell und gesellschaftlich) ziehen können. Es wurde unter „öffentlichen Persönlichkeiten“ grade zu „beliebt“ einen „Katalog“ abzuarbeiten, der ihnen einen Widereinstieg ermöglichte. Öffentliches Bereuen/Zurücktreten, ein Buch darüber veröffentlichen (das sich gut verkauft) und dadurch, dass man nun dazugelernt hat, sich zum neuen Moralapostel aufschwingen.

     

    Mit dem Trommelwirbel, mit welchem jetzt dem kollektiven Gedächtnis der Name“ zu Guttenberg“ eingeprägt wurde, hat sich die Opposition, wie ich bereits schrieb, vermutlich einen Bärendienst erwiesen. Sie stimmte mit ein in die Vorverurteilung einer Person ohne das wirkliche Urteil abzuwarten. Ob am Ende im Recht oder nicht, das ist AUCH eine Frage des Charakters.

     

    Der eine ist (vermutlich) Betrüger, die anderen sind präjudizierende „Scheihälse“, die den Betrüger zum Fallen bringen wollten (und es getan haben). Eine saubere Arbeit (auf beiden Seiten) sieht anders aus.

    Auch dies ist eine Seite der Menschlichkeit, freilich nicht die schöne Seite.

     

    Den Schaden, den die Wissenschaft in Deutschland (ohne den Rücktritt) genommen hätte, ist (verzeihen Sie) nur eine „Fußnote“. Und das finde ich wirklich übel!

  • R
    reblek

    "Erst die (von unzähligen Lektoren überprüfte) Autobiografie (irgendwas von Aufstieg und Fall)..." Soweit ich weiß, gibt es eine Biographie von Guttenberg, die pünktlich zu seinem Abgang erschienen ist, aber keine "Autobiographie". Es sei denn, die Biographie wird so als "auto", also von ihm selbst geschrieben bewertet wie "seine" Dissertation.

  • N
    Nordwind

    Legendäre Helden zeichnen sich dadurch aus, etwas heldenhaftes getan zu haben.

     

    Die gesamte Biografie des Herrn von und zu und oben offen (V. Pispers, so macht man das Hr. Dr.) strotzt nur so von Schönfärbereien.

     

    Da wird aus dem einen oder anderen Praktikum schon mal ein Job, der Erfahrungen in der Wirtschaft vorgaukeln soll.

     

    Hier wurde doch nur ein kleines armes Würstchen bis zum Helden medial aufgeblasen. Und dann ist es wie eine ganz große Brühwurst geplatzt. In Italien nennt man das wohl Berlusconisierung. (Ohne Platzen, jedenfalls bis jetzt).

     

    Doch sein wir fair und sprechen dem Biografietuner und Dr.-Erschleicher nicht jegliches Heldentum ab. Denn schließlich tunkt er ja täglich das adlige Haupt todesmutig ins Altöl.

  • M
    Michael

    Wenn man auf die Diskussionsseite der Facebook-Gruppe guckt, kann man erkennen, dass viele der dort diskutierenden Guttenbergs Verhalten nicht gut finden. Wie ist das eigentlich bei Facebook: Muss man den "Gefällt mir"-Button klicken, bevor man mitdiskutieren darf? ...

  • T
    tobfunker

    ich bin ein gebildeter supermarktangestellter und habe mich über guttenberg schrecklich aufgeregt.

  • LV
    Lothar vom Rhein

    O Scheck, dieses Bild von Deniz Yücel, ist er das wirklich?

    Kann so einer denken? Hat er nicht was von KTG? Ja, hat er. Die große Klappe - und nix dahinter.

    Selten soviel klammheimliche Häme gelesen. Jetzt weiß ich, warum ich mir die taz nicht kaufe ...

  • M
    marlin

    "erlich alle behinderet da oben"

    passt ja bestens zum Niveau der Guttenberg-Fans ;-)

     

    Aber um mal zum Ernst der Sache zurückzukommen:

    - Guttenbergs unaufrichtiger Rücktritt -

    http://www.spiegelfechter.com/wordpress/5252/guttenbergs-unaufrichtiger-rucktritt

  • C
    cnort

    Der eitle Krieger ist halt beleidigt. Wer schraubt denn nicht an seiner Vita? Ist man deswegen dem übrigen Politikerplebs gleichgestellt?

     

    Er hat doch so schön deutsche Werte und Interessen verteidigt: http://dadao.cnorthe.de/guttenbergs-rucktritt-das-ende-der-pr-show/

  • TS
    Thomas Schüler

    Aber warum denn so fürchterlich reflektiert? Ich freue mich über den Rücktritt. Uneingeschränkt und ganz profan. Das ist endlich mal wieder ein Sieg der alternativ-intellektuellen Minderheit über die vorherrschende konservativ-neoliberale Medienmacht in Deutschland. Und das im Grunde sogar über alle Parteigrenzen hinweg. Jetzt ausgiebig feiern und für die nächste Runde Kraft aus dieser Einigkeit ziehen.

  • IH
    Istvan Hidy

    Zitat: "Woher kommt das? "Ganz erlich....."

     

    Was ist das?

  • H
    HofNärrin

    @Göttin

    stimme in weiten teilen deinen ausführungen zu.

     

    jedoch:

     

    "Kein Mensch ist unfehlbar und früher oder später MUSSTE ein Fehler passieren, WIRD auch wieder ihm ein Fehler passieren. "

     

    bitte mal vom thron herunter- und ins irdische jammertal herabsteigen!

     

    denn darum ging und geht es nicht. betrug zur erschleichung der doktorwürde ist kein kavaliersdelikt, keine bagatelle. um den durchzuziehen, braucht es schon ein gewisses maß an abgebrühtheit, wenn nicht gar krimineller ernergie. jedenfalls hätte das nicht zwangsläufig "passieren MÜSSEN", nur weil guttenberg - wie wir alle - menschelt.

  • G
    Göttin

    Ja, auch ich bin mittlerweile genervt von der Debatte, fühle mich vorgeführt (von Pro-KT und Contra-KT) und in Töpfe geworfen, die sich mit "wir" und "man" schmücken.

     

    Der Artikel zeigt für mich eines: die Opposition in Deutschland hat sich mit der Art ihrer "Kriegsführung" sehr wahrscheinlich einen Bärendienst erwiesen. Abhängig von den nächsten (und vermutlich sehr gut überlegten) Schritten KT's kann die Regierung nun wieder Sympathien sammeln.

     

    Wie ich darauf komme? Dieser Artikel der TAZ arbeitet darauf schon hin. ICH (um klar zu sagen, dass ich mich hinter keinem "wir" und "man" verstecke) habe in den letzten Wochen gesehen, wie ein Mensch öffentlich angeprangert wurde. Noch bevor die Ergebnisse der Überprüfung veröffentlicht wurden, "traten" Menschen, auf einen Menschen "ein". Das macht mir Angst! Ihnen ging es darum einen Menschen, der zu viel Macht und Sympathien sammelte, zu Fall zu bringen und nicht um die Wertigkeit des deutschen Doktoren-Titels. (Wäre es so, stände die Universität von Bamberg im Mittelpunkt der Diskussion.) ! ICH weiß, dass ICH diese „Treter“ nicht wählen werde.

     

    Die Seite eines Menschen wurde ins Licht gezogen, die er uns sehr wahrscheinlich gerne erspart hätte um nicht zu sagen verheimlicht. Kein Mensch hat verdient so öffentlich behandelt zu werden. Dieser Mensch hat (sehr wahrscheinlich) gelogen. Er hat gelogen, als er die Erklärung unterschrieb, dass diese Doktor-Arbeit seine sei. Die Wert, die er vertrat vertragen sich nicht mit dem Bild, dass er uns/mir von sich geben wollte. ICH weiß, dass ICH auch einen Lügner nicht wählen würde.

     

    Bis zu seinem Rücktritt sah ich mich einer Patt-Situation gegenüber.

    Pest oder Cholera?

    Lügner oder Pharisäer?

     

    Nun aber ist KT zurückgetreten. Er hat einen Makel, nicht seine Lüge, sondern seine Eitelkeit, die ihn zu Fall gebracht hat. Und genau da, das sagt auch der Artikel, wird KT zum Menschen.

    Kein Mensch ist unfehlbar und früher oder später MUSSTE ein Fehler passieren, WIRD auch wieder ihm ein Fehler passieren.

     

    (Nebensatz: die Kirche hat ein ganzes Geschäftsmodell darauf aufgebaut.)

  • C
    Christian

    Fuer viele ist der Dr. vor dem Namen ein buergerlicher Ritterschlag. KT hat seine Vons und Zus, aber in unseren Zeiten macht es sich schick, wenn der Aristokrat dazu noch einen "Leistungstitel" hat. War ja schon im 19. Jh. nicht anders. Und beschissen wurde damals ebenfalls. Die sueddeutschen Unis waren beruemht dafuer, dass man ihnen nur die Diss. nebst ein paar Hundert Mark (fuer heute Verhaeltnisse so an die 6000-8000 Euro) an Gebuehrung zukommen liess.

     

    Ohne soziales oder "hartes" Kapital nuetzt einem der Dr. aber herzlich wenig. Es gibt ja mittlerweile genug Habilitierte, die hartzen gehen.

  • BC
    Ben Czerny

    Nehmen wir einmal an, ein MdB der SPD hätte seinen Meisterbrief gefälscht.

     

    Der Ärger in der Bevölkerung ließe sich dann sicher nicht mehr als bildungsbürgerliche Dünkelhaftigkeit diffamieren.

     

    Womit klar werden sollte, wie wenig der vom Autor vorgebrachte Vorwurf greift.

     

     

    In einem Punkt muss ich spontan zustimmen: der Skandal wirft ein schlechtes Licht auf den Wissenschaftsbetrieb in Deutschland. Genauer, auf die großen Forschungsgemeinschaften. Sie hätten sich viel früher klar zu der Sache äußern müssen, nicht erst danach.

  • H
    hto

    Mein erster Eindruck, von diesem Helden der gepflegten und leicht manipulierbaren Bewußtseinsschwäche in Angst, Gewalt und "Individualbewußtsein" auf Sündenbocksuche: Da ist einer der im besonderen keinen Charakter hat und deshalb den Zeitgeist in allen denkbaren ...losigkeiten surfen wird, den werden die bekloppten Konsumautisten so lieben und hassen wie sie es gewohnt sind.

     

    Der aufgeregte wie zynische Gesprächsbedarf nach seinem Rücktritt, paßt auch ins Bild der Konfusion durch Überproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll, der gutbürgerlich-gebildeten Suppenkaspermentalität für die stumpf- wie wahnsinnige Hierarchie in materialistischer "Absicherung"!?

  • A
    aka

    Mein lieber Deniz, ein Supermarktdieb labert mich auch nicht rund um die Uhr wegen Ehre, Moral, Disziplin zu.

     

    Und Adel - mit welcher Berechtigung existiert dieser Mittelalterspuk eigentlich noch ...

  • A
    AdéNauer

    Warum sind es eigentlich so oft die Blaublütigen und Titel-dekorierten aus gutem Hause, die für das Volk in höheren Staatsdiensten stehen? Weil es Kompetenz und Respekt impliziert? Haben denn tatsächlich WIR (der "Souverän") diese Leute ins Kabinett berufen? Ist das eine übernommene Angewohnheit aus den "guten alten deutschen Zeiten"? Warum nicht öfter auch mal einen "einfachen Bürger" als Minister? Zum Beispiel einen Schauspieler oder Musiker (nach USA-Vorbild), der dann zwar am Joint gezogen, den Rauch jedoch keinesfalls inhaliert hat? Sind wir Deutschen einfach zu konservativ? Mal abgesehen von der Tatsache, dass es anhand unserer Universitäts-Regularien wohl auch in Zukunft möglich sein wird, sich seinen "Dokor" zu erschummeln bzw. zu "er-ghosten", betrachte ich die reale Nähe zu den wirklichen Belangen der Bürger für viel entscheidender.

  • H
    HofNarr

    genau, von wegen "wissenschaftstandort deutschland" wird geschädigt und entehrt durch die causa guttenberg! wo jedeR uni-prof. regelmäßig texte raushauen m u s s, auch wenn sie/er nix zu sagen hat. sonst ist nämlich schnell mal schicht im schacht mit karriere, pomp und gloria. die abgehängten, die an irgend einer hochschule kleben bleiben dürfen, dümpeln, meckern, wurschteln vor sich hin.

     

    inhalte - ha! ums eigene glanzvolle image gings, da wird auch die bildungsbourgoisie fuchsig, wenn das auf dem spiel steht.

     

    p.s. ja, helden ohne hybris sind allenfalls die hälfte wert.

  • S
    schiba

    Mein dufter Herr Yücel: voll daneben!! Es gibt auch noch anderes als den Standesdünkel des Bildungsbürgertums,der hier ausschlaggebend war, mein Lieber. Lass es dir von einem Deutschen gesagt sein, der seine Landsleute in ihrem inneren Gefühslsalat besser kennt als du.

     

    Was mich am meisten nach wie vor beunruhigt, ist die merkwürdige Symbiose zwischen großen Teilen der Bevölkerung und Herrn zu G. Beliebtheit ist ein viel zu verharmlosendes Wort für diese Beziehung. Die gefühlsmäßige Bindung gründet in einem mentalitätsgeschichtlichen Nebel, aus dem dieser späte Sproß des deutschen Junkers hervorscheint wie Jungsiegfried oder Parcival.

     

    Man hat sich nur die Rhetorik dieses Herrn anzuschauen - etwa an Hand seiner Rücktrittsrede: ein Sumpf an schwülen Superlativen "engstens ans Herz gewachsen", "zulasten der mir Anvertrauten", "wiewohl ich verstehe", "das ganze Herzblut": da suhlt sich ein ACDC-Fan in wagnerischen Wortkaskaden.

     

    Und da hinein wird jede Form der Moral eingedampft. An Herrn zu G. lässt sich auch verfolgen, wie die schreckliche deutsche Tradition der Sekundärtugenden fortwirkt: der innerste Kern ist nicht Mitleid, Toleranz, Demut, sondern "Gradlinigkeit und "

     

    Haltung". Die verkörperte er nun wahrlich in jener Körperstarre, mit der er vor allem bei alten Damen punkten konnte. Neu - und beunruhigend - ist nur, dass im Gegensatz zu den siebziger Jahren - auch große Teil der d(t)eutschen Jugend diesem Herrn und seinem wilhelminischen Gefühlssalat auf den Leim gehen. Wirklich beunruhigend, mein lieber Herr Yücil!!

  • MG
    Markus Graf Rosenfeld

    Der Minister a. D. hat vorgeführt, wie die Aristokratie agiert: eigentlich sollte die Doktorarbeit, geschrieben neben 5-Uhr-Tee, Abgeordnetentätigkeit, Vermögensverwaltung und Familienverantwortung ja zeigen, wie besonders begabt, leistungsfähig und intelligent der Adel ist: eine Doktorarbeit wird quasi mit Links auch noch nebenher erledigt. - Sichtbar wurde jetzt jedoch nur, dass die Manieren nur bis zum Betrug reichen und dieses für die Öffentlichkeit kolportierte (Selbst-)Bild auf Betrug basiert, eben VON Guttenbergbetrug. Es handelt sich also keineswegs um eine Affäre, sondern eine handfeste Straftat und zugleich absichtsvolle Täuschung der Öffentlichkeit über die angeblich guten Manieren und besondere Leistungsfähigkeit des Adels.

     

    Von Guttenberg sollte daher auch seinen adeligen Namen aufgeben.

  • G
    Graf...von...

    Auch wenn es mir vermutlich nicht viele glauben werden...ich bin "auch so einer". Ein...ja...ADELIGER. Bitte einmal tief durchatmen. Und nicht "nur" ein "von", sondern, schockschwerenot, ein Graf. Ostelbisch, also ohne Schloss, aber dafür mit einem umständlichen Passeintrag.

     

    Und ich muss gestehen, dass dieser Artikel einer der besten ist, den ich je in der TAZ gelesen habe. Denn genau so ist es. Bildung zählt bei "uns" nichts - zumindest nicht formale Bildung. Herzensbildung, Charakter, Jagdschein, Standardtänze, Manieren, Handkuss, Konversationstauglichkeit - das zählt.

     

    Das liegt vielen Menschen, die sich mit viel Fleiss und Talent aus (klein)bürgerlichen Verhältnissen in eine respektable Stellung promoviert haben (noch dazu in, Verzeihung, "Laberfächern), quer im Magen.

     

    Ich heisse es nicht gut - ich beschreibe nur, wie es bei uns ist. Und sage den interessierten TAZ-Lesern, dass bei "uns" über KTG und seinen Doktorwahn durchaus geschmunzelt wird. Ein Großonkel von mir sagte wortwörtlich "Wozu braucht der denn nen Doktor??? Der ist schon was, der muss nichts werden". Etc.

     

    Empfehle auch das, nein DIE Bücher von Christine Brühl, falls sich jemand hier für Details zu "unserer" Welt interessiert. Was sie schreibt, stimmt. Auch wenn das am Prenzlberg auf Unglauben stossen wird...

  • TA
    Theorie als Praxiis

    Die Sorge derjenigen, "die ihren eigenen sozialen Aufstieg allein oder vorrangig ihrer Ausbildung zu verdanken [...] gilt nicht 'der Wissenschaft', sondern sich selbst; sie sind wütend, weil sich einer, [...] das, wofür sie selbst geschwitzt und geackert und geblutet haben, einfach so ergaunert hat." Sehr richtig (und insgesamt sehr schöner Kommentar):

     

    Würde es jenen nämlich nicht um sich selbst, sonden um "die Wissenschaft" gehen, dann würden sie sich weniger über Guttenberg, als vielmehr über den Wissenschaftsapparat, der das Sysmptom Guttenberg hervorgebracht hat, aufregen:

     

    http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/03/01/nach-dem-abgang-des-symptoms-eine-offenherzige-antwort-an-30-000-dt-akademikerinnen/

  • BN
    Bildungsbuergerlicher Neider

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Der Artikel erzaehlt genau das Bildzeitungsmaerchen fuer den obrigkeitshoerigen kleinen Mann nach, mit dem Guttenberg aufgebaut und zur Autoritaet per Geburt wurde: da hat es einer nicht noetig, sich anzustrengen, weil ihm alles schon in die Wiege gelegt wurde. Und alle, die diesen Unsinn hinterfragen, sind (bildungsbuergerliche) Neider. Will uns der Autor sagen, dass fuer Adel und Grossbuergertum per se ein anderer Massstab gilt und man das nun eben so hinnehmen muesse? Die Abschaffung von Adelsprivilegien und die Gleichheit vor dem Gesetz sind gerade Errungenschaften einer im besten Sinne buergerlichen Gesellschaft, von der vor allem auch all diejenigen profitieren, die Guttenberg (und die gute alte Zeit mit ihren gesetzten Obrigkeiten, zu denen man aufschauen konnte) so anhimmeln. Dieser Massstab gilt dann eben auch in der Wissenschaft. Und dass der Dr. fuer Herrn Guttenberg nur irgendein weiterer Titel war, wie der Autor behauptet (eigentlich ohne besonderen Wert, denn wegen seines Ritterschlages qua Geburt stand er ja darueber), widerspricht dem Umstand, dass Guttenberg sich den Titel unbedingt erschleichen wollte, sogar auf die Gefahr hin, erwischt zu werden.

     

    Es ist weit mehr als bildungsbuergerlicher Duenkel, dass ein Dr. so angesehen und der Missbrauch sogar strafrechtlich verfolgt wird: die muehsame Arbeit, die Wissenschaft mit einer eigenen Arbeit ueber Jahre hinweg ohne finanziellen oder sonstigen Gewinn ein Stueckchen voranzubringen, muss letztlich mit irgendetwas belohnt werden, das sich (spaeter wenigstens) auszahlt. Gaebe es diesen Anreiz nicht oder wuerden alle sich den Titel ohne Eigenleistung erschummeln, wuerde Wissenschaft nicht mehr weitlaeufig betrieben. Das waere eine ernsthafte Gefahr fuer ein modernes und so bildungs- und wissenschaftsabhaengiges Land wie unseres. Herrn Guttenberg waere das natuerlich egal, der hat sein Vermoegen und seine soziale Absicherung bereits in die Wiege gelegt bekommen. Die Mehrzahl seiner treuen Unterstuetzer duerfte es aber empfindlich treffen.

  • D
    Dukath

    Kann mir jetzt nochmal jemand genau erklären warum er ein Held ist?

  • E
    eva

    Das sind keine Schwächen, die einen Halbgott menschlich werden lassen. Die Abkunft vom mittleren Adel macht keinen Halbgott, und auch sonst qualifiziert ihn nichts zu Höherem ausser den elf Vornamen.

    Das ist vielmehr widerlicher, kleiner und gemeiner Betrug eines schmierigen Ehrgeizlings, den das Geld und der gutte Name bisher auch überall ans Ziel gebracht haben und der ebenso arrogant wie dummdreist ist. Der sich dann mitleidheischend und anbiedernd herausreden will und sich immer dann, wenn's passt, mit den anderen, schwachen Menschen auf eine Stufe stellt, denen er sonst ja so haushoch überlegen zu sein glaubt.

    Verzeihen? Ihm? Hat er irgend jemand um Entschuldigung gebeten, dessen Ruf er mit seinem dreisten wie schäbigen Betrug geschadet hat?

    Und vor allem: hat er schon mal jemand einen Fehler verziehen?

    Wir verzeihen ihm aber gern - und wollen ihn nie wiedersehen!

  • TC
    Thomas C

    Ich mochte den Lackaffe schon vorher nicht! Konnte dieses Gefühl aber nie so richtig fassen. Er kam mir nie echt vor, seine geschliffenen Reden tropften nicht vor Leidenschaft, sondern vor Kalkül. Trotzdem dachte ich mir, lass dich mal nicht von der Oberfläche überlisten und vielleicht hat er irgendwann wirklich was Spannendes zu sagen.

     

    Bis meine diffuse Vorahnung zur Wahrheit wurde und meine Ablehnung sich so ins Unendliche steigerte.

     

    So eine Type polarisiert. In diese 'ich hasse ihn oder ich liebe ihn'-Kategorie fielen zuletzt nur Daniel Küblböck und Menowin Fröhlich.

     

    q.e.d.

  • I
    I.Kunicke

    Sind Leute, die nie etwas im Supermarkt geklaut, niemals einen Pflasterstein geworfen oder ein Amt übers Ohr gehauen haben, nicht furchterregender als ein tricksender Freiherr?

     

    Mit dieser Fragestellung erfasst der Autor des Artikels das eigentliche „Problem Guttenberg“ und bringt es auf den Punkt. Dafür bin ich dankbar und möchte mich seiner Meinung anschließen. Die Welt wäre viel schöner wenn wir uns gegenseitig mehr Fehler zugestehen würden, die Welt wäre viel menschlicher. Wir hätten ihm (KT) das mit der Doktorarbeit verzeihen und ihn als Minister behalten sollen, im eigenen Interesse! In den schweren sieben Jahren des Kopierens aber insbesondere jetzt aktuell, nach dem der Betrug entdeckt wurde, hat er bewiesen, dass er sein Vermögen die Realität zu ignorieren nicht verloren hat. Das könnte im Falle einer ernsthaften Bedrohung der BRD von großem Vorteil sein – den Feind einfach nicht zur Kenntnis nehmen oder durch konfuse Sätze aus der Doktorarbeit zumindest mehrere Tage irritieren oder auch ganz wegreden. Hinzu kommt, dass KT Entscheidungen mit unglaublicher Geschwindigkeit treffen kann, weil er keine Zeit auf das Nachdenken verschwendet. Und er ist flexibel. Die von ihm erteilten Befehle würden sich in einer solchen Geschwindigkeit widersprechen, dass jeder Gegner größte Schwierigkeiten hätte unseren Schlachtplan zu erkennen. Und das er Mut hat steht auch außer Frage. Niemals hätte sich ein Feigling getraut eine so offensichtliche und primitive Fälschung einem Doktorvater zu übergeben.

    Ja, er wäre der Richtige gewesen um die lange Perlenkette seiner angekündigten Erfolge fortzusetzen. Und ich halte es auch für richtig, dass man diese Erfolge geheim hält, es geht um die Sicherheit unseres Landes.

    Ja, wir haben die Chance von einem solchen Mann beschützt zu werden mit unser Nörgelei versaut..

    Wenn ich mir den neuen Verteidigungsminister ansehe, macht er den Eindruck eines nüchternen und trockenen Analytikers und Denkers, sicher gefangen in diesen überholten bürgerlichen Moralvorstellungen und Werten. Er springt nicht über Geländer wenn das Fernsehen da ist und lächelt auch nicht so schön. Ich denke, dass er vielleicht sogar Schwierigkeiten hätte den Feind zu täuschen. Auch diese Schwierigkeit hätte bei KT nicht bestanden.

    Also ich stimme der Schlussfolgerung des Artikels zu, gerade der Verteidigungsminister muss vor allen Dingen menschlich sein, eben einer von uns.

  • V
    vic

    Der Hauptgrund, weshalb ich so konsequent gegen Plebiszite plädiere, ist dass die Deutschen mehrheitlich so bescheuert sind.

    Mal wieder ein sehr schönes Beispiel für meine These.

  • YH
    Yannick Hofe

    Mit dem letzten Abschnitt haben sie sich die Frage selbst beantwortet.

    Niemand möchte einen Dieb oder Betrüger in der Regierung. Aber lieber wär mir da doch der Supermarktdieb als der gespoilte Adelige, der ohnehin schon mehr Macht in petto hat.

  • NU
    Nur um's gesagt zu haben

    Guttenberg21+!

  • DH
    Dr. Hinz

    Auch wenn ich selber ein solcher Bildungsbürger mit zwei Buchstaben und Pünktchen bin (die ich mir ehrlich verdient zu haben glaube), und daher der Meinung bin, KTvuzG habe sich als Bundesminister unmöglich gemacht: Vielen Dank für diesen sehr erhellenden und vor allem enorm witzigen Kommentar! Er bürstet die (auch) hier sonst übliche Empörungsbewirtschaftung wohltuend gegen den Strich.

  • JK
    Juergen K

    Der Mann ist nicht böse.

    Deswegen mag man ihn.

     

    Der ist nur in einer anderen Realität.

    Die, die ihn mögen auch.

     

    Man fragt sich,

    in welcher Realität die Bundesregierung ist.

  • P
    paul

    Als ich das Portraitbild des Artikelschreibers gesehen habe, dachte ich: "Oh Gott, noch so einer!" Beim Lesen des Artikels, dachte ich: "Ob er das selbst geschrieben hat?" Nach dem Lesen des Artikelds dachte ich:"Wahrscheinlich nur den letzten Absatz, der passt!"

    Eine naive und gefährliche Verharmlosung der Muttis und Guttis...

  • O
    Opa

    - Zitat -

     

    Sind Leute, die nie etwas im Supermarkt geklaut, niemals einen Pflasterstein geworfen oder ein Amt übers Ohr gehauen haben, nicht furchterregender als ein tricksender Freiherr? Wer will solche Leute schon zu Nachbarn haben? Oder von ihnen regiert werden?

     

    - tatiZ -

     

    Ich möchte deren Nachbar sein und auch von solchen Leuten regiert werden.

     

    Mir sind anständige Politiker immer noch lieber als Blender, Lügner, Betrüger, Diebe (geistigen Eigentums), Nichtskönner oder solchen, die sich nur auf dem Rücken und den Knochen anderer Leute profilieren können.

     

    Ich möchte nicht von Menschen regiert werden, die nicht nur egoistisch, sondern narzistisch und egomanisch veranlagt sind. Denen jegliche Einsichtsfähigkeit in ihr Tun fehlt.

    Solche Leute gehören auf die Couch, nicht aber auf eine Regierungsbank.

     

    Da bekomme ich Angst.

    Wie auch vor Teilen der Bevölkerung.

    Und der Presse.

  • D
    Daniel

    Die gesamte Debatte über das Thema nimmt immer groteskere Züge an. Dazu zählt auch dieser - Entschuldigung - feuilletonistische Mist vom tragisch verheldeten Polit-Märtyrer bzw. der bildungsbürgerlichen Dünkelhaftigkeit.

    Die Affäre Guttenberg ist eine Betrugsaffäre, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das empörende daran ist nicht die entwertete Distinktion der akademischen Klasse, sondern die Kaltschnäuzigkeit und der Hochmut, mit dem der Mann sich den Konsequenzen zu entziehen versucht. Und nicht zuletzt die Frage, warum Menschen wegen entwendeten Pfandmarken oder Frikadellen gefeuert werden, ein Bundesminister aber bei nachgewiesener Hochstaplerei im Amt bleiben soll.

  • R
    Rilke

    Die Romantisierung des Felix-Krull von und zu, oder wie KT zu Münchhausen sich mittels des Stockholmsyndroms aus dem Dreck zu ziehen gedenkt?

  • KK
    Kurt Kuhnert

    Sehr gut, that's it, danke.

  • C
    Carina

    DANKE! Endlich mal ein Kommentar mit Verstand. Ich sollte doch wirklich wieder die TAZ lesen. Alle anderen Medienkommentare zu diesem Thema sind im Moment für mich unerträglich zu lesen / hören / sehen. PS: bin weder Frisöse, noch entstamme ich der Oberschicht ;-)

  • AK
    Anna Karenina

    Wer es bis jetzt noch nicht wusste, hat es spätestens beim Lesen dieses Kommentars von DENIZ YÜCEL erkannt: BILD ist taz. Aber Vorsicht: DENIZ YÜCEL ist NICHT Friede Springer-die wüsste nämlich wenigstens, was mit "Bildungsbürger" gemeint ist...mich gruselt's, und ich hoffe, ich lasse mich nicht mehr dazu verleiten, taz-online zu lesen. Das mit dem taz-Abo ist zum Glück schon Jahre her...

  • M
    marko

    Vielleicht ging es auch nur um (unsere) Glaubwürdigkeit? Darum, dass einer am Ende mit den Maßstäben gemessen wurde, die er an sich selbst angelegt hatte?

  • E
    EuroTanic

    Ich weiß nicht woher die ta ihre Zahlen bekommt. Aber in meinem sozialem Umfeld gibt es niemandem der einen Lügenbaron mit Steuergeldern für seine Selbstdastellungen finanzieren will.

  • T
    Trash

    Der Facebook Kommentar ist nich belegt, ebenso wenig wie die Tatsache er habe einen Ghoswriter geordert. Zudem völlig niveaulos alle zu Guttenberg "Fans" als ungebildet zu deklarieren.

  • OD
    Ohne Dr.

    Es geht nicht (nur) um die mehr als dilettantische Art des Abschreibens, derer er sich schuldig gemacht hat. Es geht (vor allem) um seinen Umgang damit!!

    Diese verlogene und überhebliche Art über solch nichtigen Dingen zu stehen. Spätestens das ist eines Vertreters des Volkes nicht würdig.

  • GO
    goshi oppenkopp

    kluger mann, nicht erst seit der fußball wm eine zuverlässige größe. aber der guttenzwerg ist ne nullnummer. die friseuse hat was besseres verdient.

  • PD
    Prof. Dr. med. Dr. phil. Dr. rer. nat.

    *pieps*

    ich will Guttenberg zurück....

  • EP
    earnie pfauenei

    top kommentar, der klügste bisher zum thema. trotzdem ist guttenberg ein schmierenheld, ein trashactor mit nullo charakter. und er ist nicht über den falschen dr. gestolpert, sondern über die plumpen lügen durch die er seinen betrug zu kaschieren veruchte. er war einfach zu blöd und hatte offensichtlich auch keine klugen freunde. die friseuse hat echt was besseres verdient.

  • L
    lokrim

    Vielleicht ging es auch nur um (unsere) Glaubwürdigkeit? Darum, dass einer am Ende mit den Maßstäben gemessen wurde, die er an sich selbst angelegt hatte?

  • RM
    revolution must come

    Von Claudia Roth ( Ladendiebstahl )und Joseph Fischer (Steinwürfe gegen Bullen ) sind wir regiert worden; und beide sind furchteregend, weil sie ihre Ideale verkauft haben. Das Einzige, was heute was bewegen kann, ist ausserparlentarisch.

  • M
    meringues

    G-E-I-S-T-I-G-E-S E-I-G-E-N-T-U-M! Geistig, das ist das, was der Autor obigen Kommentares mit Zynismus verwechselt. Neues Tiefstniveau ...

  • GV
    Graf von....

    Auch wenn es mir vermutlich nicht viele glauben werden...ich bin "auch so einer". Ein...ja...ADELIGER. Bitte einmal tief durchatmen. Und nicht "nur" ein "von", sondern, schockschwerenot, ein Graf. Ostelbisch, also ohne Schloss, aber dafür mit einem umständlichen Passeintrag.

     

    Und ich muss gestehen, dass dieser Artikel einer der besten ist, den ich je in der TAZ gelesen habe. Denn genau so ist es. Bildung zählt bei "uns" nichts - zumindest nicht formale Bildung. Herzensbildung, Charakter, Jagdschein, Standardtänze, Manieren, Handkuss, Konversationstauglichkeit - das zählt.

     

    Das liegt vielen Menschen, die sich mit viel Fleiss und Talent aus (klein)bürgerlichen Verhältnissen in eine respektable Stellung promoviert haben (noch dazu in, Verzeihung, "Laberfächern), quer im Magen.

     

    Ich heisse es nicht gut - ich beschreibe nur, wie es bei uns ist. Und sage den interessierten TAZ-Lesern, dass bei "uns" über KTG und seinen Doktorwahn durchaus geschmunzelt wird. Ein Großonkel von mir sagte wortwörtlich "Wozu braucht der denn nen Doktor??? Der ist schon was, der muss nichts werden". Etc.

     

    Empfehle auch das, nein DIE Bücher von Christine Brühl, falls sich jemand hier für Details zu "unserer" Welt interessiert. Was sie schreibt, stimmt. Auch wenn das am Prenzlberg auf Unglauben stossen wird...

  • MM
    mit Majo

    Klassisches Drama ? Wohl eher eine peinliche, er wurde beim Klauen erwischt Geschichte, wie ein dummer Junge. Mal abgesehen, von den reaktionären Werten, für die er steht und die die Leute in Deutschland nach wie vor gut finden, die er aber ganz sicher nicht einhalten konnte.

  • G
    genervt

    aha. also ich bin jetzt bildungsbürgertum, weil ich mich über guttenberg aufgeregt habe, interessant. ich frage mich, wann ich endlich mal gefragt werde, warum ich mich aufgeregt habe. viell ist das das problem: leute, die meinen, weil sie es so sehen, sehen andere es auch so.

    ich mag keine artikel mehr lesen, in denen 'man' über die allgemeinheit schreibt, ich-botschaften wären mir lieber.

    langsam macht sich bei mir eine verallgemeinerungs- und vereinfachungssallergie breit, ich bin einfach nur noch genervt davon zu lesen, dass wieder mal ein fuzzi zu deuteln und hochstilisieren beginnt, hier besonders cool die simpelsten erklärungsstrategien 'mal weg lässt', um dann gleich wieder mit genauso einer banalen erklärung aufzuwarten.

     

    ich habe mich aufgeregt, weil es mir schlicht und ergreifend zu doof ist, mir von irgendwem ins gesicht lügen zu lassen. außerdem habe ich fast scham empfunden, dem herrn guttenberg bei seiner lügerei zuzusehen. ich fragte mich, für wie blöd hält der mich eigentlich?

    ist das bildungsbürgerlich?

  • J
    Justin

    Die Antwort auf die Schlussfrage lautet: fast jeder!

    Ich kann gerne auf Diebe, Betrüger und Terroristen in meiner Nachbarschaft verzichten und fühle mich durch die Anwesenheit von Ohrensesseln, Ellenbogenaufnähern und Lesepfeifen in meiner Nachbarschaft nicht sonderlich gestört.

  • M
    Michel_Merkbefreit

    ... haben wir doch schon:

     

    eine Kanzlerin, die als Umweltministerin gelogen hat (Restaktivität der Castoren, Polizisten erhöhter Strahlenbelastung ausgesetzt, etc.) und im Interview vor laufender Kamera damit konfrontiert, das Interview abgebrochen hat (daher die Sympathie für Dr. strg.c KTZG)

     

    einen Finanzminister, der einen schwarzen Koffer vergessen hat

     

    einen Kriegsminister, der das Volk und Parlament um seiner Eitelkeit willen belügt

    ...