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Kommentar "Berliner Verlag"-VerkaufDas Geschäft mit der Kreativität

Kommentar von Steffen Grimberg

Dass David Montgomery seine deutschen Blätter für 152 Millionen Euro losschlägt, zeigt: Er ist ein schlechter Finanzinvestor. Diese sind für Medienkonzerne ungesund - in beide Richtungen.

Bild: taz

Steffen Grimberg ist Medienredakteur der taz.

David Montgomery, der seine deutschen Zeitungen nun an die Kölner DuMont-Gruppe verkauft hat, legte immer Wert darauf, kein böser, nur am kurzfristigen Profit interessierter Finanzinvestor zu sein. Dass er seine deutschen Blätter nun für gerade einmal 152 Millionen Euro losschlägt, aber zeigt vor allem: Er ist ein schlechter Finanzinvestor; die Anleger dürften ihn bald zum Teufel jagen. Denn für das seit 2005 zusammengekaufte Sammelsurium aus Berliner Zeitung, Berliner Kurier, Hamburger Morgenpost und "Netzeitung" hatte Montgomery insgesamt an die 200 Millionen Euro bezahlt.

Der Deal bringt Montgomerys europaweit operierendem Mecom-Konzern auch nur eine kurze Atempause: Das Unternehmen ist mit mehr als 650 Millionen Euro verschuldet, und die Banken haben Montgomery nur noch bis Ende Februar Zeit gegeben, seinen Schuldenberg neu zu sortieren.

Sein Debakel im deutschen Markt beweist einmal mehr, dass Finanzinvestoren für Medienunternehmen ungesund sind - in beide Richtungen. Qualitätsjournalismus ist keine Ware wie Leberwurst oder Surfbretter (obwohl es natürlich auch dort auf Qualität ankommt). Zeitungsredaktionen sind teuer, gerade weil hier kurzfristiger Erfolg nicht mit betriebswirtschaftlicher Logik planbar ist: Eine große investigative Recherche, ein toller Scoop lassen sich nicht in Businesspläne zwängen. Und das trifft nicht nur für diese spektakulären Ergebnisse journalistischer Arbeit zu, sondern genauso für den schnöden Alltag: Guter Journalismus, innovative kreative Leistungen kosten immer Geld - bei schlecht planbarem Ergebnis.

Dass dies nicht nur für Zeitungen, sondern für Medien ganz allgemein gilt, lässt sich bei einem anderen unter die Heuschrecken gefallenen Medienunternehmen besichtigen: Bei ProSiebenSat.1 wird das Programm immer dünner, und trotz aller Sparanstrengungen gehen die Einnahmen weiter zurück. Eines allerdings ist hier anders als bei Mecom: Dank üppig übertriebener Dividenden sind hier wenigstens die Anleger halbwegs happy.

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