Kommentar Bayers Vertrag mit Uni Köln: Ohne die geringste Transparenz
Wirklich unabhängig wird eine gesponserte Wissenschaft allen Bekenntnissen zum Trotz wohl nie sein. Die Geheimniskrämerei der Uni Köln lässt Schlimmes vermuten.
D ie Kölner Universität schließt eine Kooperation mit dem Pharmariesen Bayer - und hält den Vertrag partout unter Verschluss. Das Erschütternde an diesem Fall ist, dass seit Jahren sämtliche Appelle an der Universität abprallen und sie es konsequent auf eine Klage hat ankommen lassen.
Diese Sturheit offenbart ein verqueres Selbstverständnis einer öffentlichen Institution, die der Öffentlichkeit nichts schuldig zu sein glaubt. Die Loyalität zu Kooperationspartnern aus der Wirtschaft wiegt offenbar höher als die gegenüber der Allgemeinheit, die die Hochschulen mit Steuergeldern finanziert. Dieses Verhalten ist grundfalsch.
Das gilt umso mehr, da die Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft seit Jahren zunehmen. Deutschlandweit gibt es beispielsweise weit über 600 sogenannter Stiftungsprofessuren, die von Unternehmen oder Verbänden auf Zeit finanziert werden. Vor zehn Jahren waren es erst halb so viele. Der Einfluss der Geldgeber auf Forschung und Lehre ist dabei mal größer, mal kleiner - nur wirklich unabhängig wird eine gesponserte Wissenschaft allen Bekenntnissen zum Trotz wohl nie sein.
Deswegen sollten zumindest die Rahmenbedingungen solcher Kooperationen einsehbar sein, ein Minimum an Transparenz, das sogar der wirtschaftsnahe Stifterverband empfiehlt. Man würde gerne von der Kölner Uni wissen: Was passiert mit Forschungsergebnissen, die nicht im Geschäftsinteresse Bayers liegen? Wer verdient wie viel an gemeinsam entwickelten Arzneien? Und wie groß ist die Gefahr, dass sich Universitätsmediziner zu sehr der Entwicklung marktgängiger, aber unnützer Medikamente widmen statt aussichtsreicher Grundlagenforschung? Die Geheimniskrämerei lässt Schlimmes vermuten.
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