Kommentar Bankenrettung: Zweite Chance für die EU-Politik
Der EU-Rettungsfonds soll auf die Banken ausgedehnt werden. Das ist zwar richtig, doch muss dieses Mal auch die Chance genutzt werden, genau diese zu regulieren.
S chon wieder sollen die Banken gerettet werden. Weil die europäische Schuldenkrise, vor allem die Verluste bei griechischen Staatsanleihen, viele Geldinstitute in Bedrängnis bringt, sollen sie neues Steuergeld erhalten, und zwar direkt vom europäischen Rettungsfonds. In der aktuellen Situation ist diese Forderung von IWF-Chefin Lagarde und der europäischen Bankenaufsicht nachvollziehbar.
Die Schwierigkeiten zu leugnen, wie es Finanzminister Schäuble versucht, hilft nicht weiter. Dass es ein großes Problem ist, wenn eine europäische Großbank durch fehlendes Eigenkapital ins Straucheln geriete, ist eine Tatsache. Und die Vorschläge enthalten reale Fortschritte. So soll der Rettungsfonds als Gegenleistung für die Aufstockung des Eigenkapitals Anteile an den Banken erhalten - und damit Einfluss auf die Geschäftspolitik. Zudem ist direkte Hilfe aus Europa schneller und damit effektiver als der Umweg über die einzelnen Mitgliedstaaten.
Doch auch wenn die direkte Bankenrettung durch die EU in der momentanen Situation die beste Lösung sein mag, sie ist zugleich Beweis für ein großes Versagen. Denn dass Europa drei Jahre nach der Lehman-Krise schon wieder gedrängt wird, Banken zu retten, zeigt, dass die angekündigten Maßnahmen unrealisiert blieben.
"Keine Bank darf so groß sein, dass sie wieder Staaten erpressen darf", hatte Kanzlerin Angela Merkel 2009 gefordert. Verschärfte Eigenkapitalvorschriften sollten Schwierigkeiten verhindern, wurde angekündigt. Zudem müssten die Banken über eigene Fonds Vorsorge für zukünftige Krisen treffen, versprachen die Staatschefs.
Seitdem ist ein EU-Gipfel nach dem anderen vergangen, ohne dass es relevante Fortschritte gab: Die Banken sind so groß und mächtig wie zuvor. Auch Deutschland gehörte immer zu den Bremsern. Die neue Krise gibt der Politik eine zweite Chance, mit der Regulierung ernst zu machen. Viele weitere werden nicht kommen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!