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Kommentar BahnProvinz auf dem Abstellgleis

Kommentar von Stephan Kosch

Hoffentlich wird Pendlern durch den Arbeitskampf das Bahnfahren nicht endgültig vergrault. Denn dadurch könnten die Züge durch die Provinz in Zukunft noch leerer werden.

B ahnfahrer in der Provinz haben derzeit schlechte Karten. Die Lokführer der Gewerkschaft GDL planen, in den nächsten Tagen wieder den Nahverkehr lahmzulegen. Wann genau, werden sie erst kurzfristig bekannt geben, damit ihnen nicht wieder ein Ersatzfahrplan die Show stehlen kann.

Das Vorgehen der Gewerkschaft folgt zwar einer inneren Logik, schließlich geht es um eine Machtdemonstration. Doch viele Pendler, die auf Regionalzüge angewiesen sind, werden verärgert sein: Sie müssen sich kurzfristig um Alternativen kümmern. Bleibt zu hoffen, dass durch den Arbeitskampf ihnen das Bahnfahren nicht endgültig vergrault wird. Denn dadurch könnten die Züge durch die Provinz in Zukunft noch leerer werden.

taz

Stephan Kosch ist Redakteur im Ressort Wirtschaft und Umwelt der taz.

Dieses Szenario droht. Das hat aber weniger mit den streikenden Lokführern zu tun als mit dem Bundesverkehrsminister. Der will nämlich künftig kein Geld mehr für den Ausbau schwach ausgelasteter Bahnstrecken und Bahnhöfe geben. War es denn nicht ein Ziel der Bahnreform, mehr Menschen auf die Schiene zu bekommen? Das wird kaum funktionieren, wenn rund 8.000 Kilometer Schienennetz abgehängt werden von jener Modernisierung, die doch durch den Einstieg privater Investoren neuen Schwung erhalten soll.

Der Bahnverkehr muss gerade in der Provinz attraktiver werden. Das weiß jeder, der schon mal neben verschlossenen und vergammelten Bahnhofsgebäuden auf unpünktliche Züge gewartet hat. Um das zu ändern, reicht es nicht, den Status quo zu erhalten.

Die Bundesländer haben recht, wenn sie mehr Geld für den Regionalverkehr fordern. Allerdings sind sie in der Vergangenheit nicht immer sorgsam mit dem Geld aus Berlin umgegangen und haben die Mittel für den Bahnverkehr gerne für ganz andere Dinge ausgegeben. Das Beispiel "Stuttgart 21" hat gezeigt, dass sich manche Landesfürsten lieber Denkmäler setzen lassen, als für Mobilität ihrer Bürger auf dem Land zu sorgen.

Jeden Euro, den die Bundesländer im Ringen um das Privatisierungsgesetz mehr für die Strecken in ihren Regionen herausholen, ist ihnen zu gönnen. Er sollte nur auch den Bahnfahrern in der Provinz zugutekommen.

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2 Kommentare

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  • ML
    Manfred Leickel

    Die Pläne des Verkehrsministers zeigen, daß die Privatisierungsgegner mit ihrer Warnung vor einer ausschließlich am Profit, nicht aber an den Wünschen der Bahnkunden orientierten Bahn völlig Recht haben. Wie will ein Verkehrsminister der Stillegung unprofitabler Strecken durch ein privatisiertes Unternehmen begegnen, wenn er selbst schon jetzt deren Abwicklung betreibt?

  • FE
    frank-olaf ebert

    was hat denn der streik mit dem unterfinanzierten nahverkehr zu tun? es geht auch nicht um machtdemonstration einer gewerkschaft sondern es geht um die EXISTENZ einer gewerkschaft, der ältesten in deutschland,1867 gründung!

    ohne tarifpartner zu sein,ist eine gewerkschaft überflüüsig!