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Kommentar BahnKurzstrecken-Politik

Heike Holdinghausen
Kommentar von Heike Holdinghausen

Nun wird er also doch nicht kommen, der Bedienzuschlag der Bahn. Die Intervention der Bundesregierung macht allen klar: Es ist falsch, die Bahn zu privatisieren.

D ie Bahn ist zu wichtig als ökologisches Verkehrsmittel, das Mobilität für alle sicherstellen muss. Es gehört deshalb in die Hand des Staates und der Regierung.

Doch ihre Einflussmöglichkeiten auf die Deutsche Bahn hat die große Koalition mit der Privatisierung des Unternehmens ohne Not aus der Hand gegeben. Ist die Bahn erst an der Börse, sind politische Interventionen wie jetzt gegen den Bedienzuschlag nicht mehr möglich. Denn die Bahn wird dann letztlich nur noch nach ihrer Gewinn- und Verlustrechnung beurteilt und nicht mehr nach ökologischen oder sozialen Kriterien.

Natürlich ist es unsympathisch, dass die Bahn an jenen Kunden, die weder über einen Internetanschluss verfügen noch lässig mit einem Fahrkartenautomat umgehen können, ganz offensichtlich kein Interesse mehr hat. Aber ein Herz für kleine Leute hat auch der Autobauer Porsche nicht - erfolgreich ist er trotzdem. Und um den finanziellen Erfolg wird es künftig auch bei der privatisierten Bahn in erster Linie gehen.

Das ist den Privatisierern in der Regierung natürlich klar. Umso ärgerlicher ist die Scheinheiligkeit, mit der sie sich gestern angeblich für die Kundenrechte in die Bresche geworfen haben. Die Gelegenheit war prima, und die Bahn hat sie nicht viel gekostet - 100 Millionen Euro im Jahr bei einem Umsatz von über 30 Milliarden Euro lassen sich an anderer Stelle erwirtschaften. Die Preiserhöhungen von rund 3,9 Prozent, welche die Kunden ab Dezember erwarten, haben Merkel und Tiefensee erst gar nicht erwähnt. Hauptsache, sie konnten sich als Streiter einer - für beide Volksparteien wichtigen - Zielgruppe präsentieren: der Rentner.

Der billige "2 Euro 50"-Erfolg zeigt in Wirklichkeit nur die Hilflosigkeit der Kanzlerin und ihres Verkehrsministers. Man mag sich ihre Gespräche mit Bahnchef Mehdorn, in denen sie ihm seine Zuschlags-Idee ausredeten, gar nicht ausmalen. Sicher ist nur: um ein nachhaltiges verkehrspolitisches Konzept wird es dabei nicht gegangen sein.

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Heike Holdinghausen
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
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2 Kommentare

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  • A
    Andi

    Hi ,

     

    Richtig!! Scheinheilig ist hier das richtige Wort

    für das was die Politik uns hier bietet.

     

    Bahn, Strom, Gas, Wasser, Bildung und sogar die Post (es gibt natürlich mehr) muß dem Staat also uns dem Volk gehöhren und nicht den Geld- und Machtgierigen Managergeiern.

     

    Es wird durch Politik und Wirtschaft (ein und die selbe Sippe) konsequent an der zweiklassen Gesellschaft gearbeitet also Ober- und Unterklasse.

     

    Wir brauchen die abwählbarkeit der Volksvertreter (Politiker) zu jeder Zeit und nicht nur alle 4 Jahren. (Imperatives Mandat)

     

    Was wir natürlich auch brauchen ist Hirn mit Bildung und nicht diese Fernsehvermüllten Hirne die sich 24h lang mit Abfall das Hirn schädigen lassen.

     

    Grüße

  • KW
    Kurzer Weg zur Langstrecke

    Bundesregierung und Bahn haben es versäumt, bei ihrem Privatisierungsvorhaben den Bahnkunden in den Mittelpunkt zu stellen. Das von Mehdorn entwickelte und von der Regierung abgenickte Konzept orientiert sich ausschließlich an den Interessen zukünftiger Aktionäre. Dabei wird bis heute vergessen, dass die, mit denen die Bahn ihr Geld verdienen will, das "Produkt Bahn" akzeptieren und positiv erleben müssen: das vorhandene Potential an Bahnkunden und diejenigen, die man zum Umstieg vom Auto gewinnen will.

     

    Der aktuelle Bedienzuschlag zeigt die Unfähigkeit der Bahnmanager, sich in den Kunden hinein zu versetzen.

    Ein erster und relativ einfacher Schritt wäre, das undurchschaubere Tarifsystem mit seinen täglich wechselnden Preisen, unzähligen Rabatten, zeitlich und zahlenmäßig limitierten Sonderangeboten, Zuschlägen usw. zu "entkomplizieren".

    Eine simple und nachvollziehbarere Tarifstruktur würde auf einen Schlag eine ganze Reihe von Problemen der Bahn lösen. Dem Kunden würde der Ticketkauf nicht nur am Schalter erleichtert, sondern auch im Internet und am Automaten. Die Folge: Der Kunde käme schneller an sein Ticket, Wartezeiten und Schlangen am Schalter würden sich reduzieren, und das Schalterpersonal wäre entlastet.

    Ein erster Schritt in Richtung Kundenzufriedenheit.

    Leider denkt bei Bahn niemand in dieser Richtung.