Kommentar Atomverhandlungen: Überflüssige Eskalation
Mit harten Worten werden die USA nicht die erforderlichen Signale setzen können, um den Atomwaffensperrvertrag im Konflikt mit dem Iran zu stärken.
S chon vor Beginn der New Yorker Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags waren die Erfolgsaussichten gering. Mit ihren Eröffnungsreden haben Irans Präsident Ahmadinedschad und US-Außenministerin Clinton die Gefahr des Scheiterns der Konferenz noch erhöht. Ahmadinedschad formulierte eine eindeutige Absage an die Entwicklung und den Besitz von Atomwaffen und unterbreitete sinnvolle, konkrete Vorschläge zur Stärkung des Vertrages und für seine Erweiterung zu einem atomaren Abrüstungsabkommen.
Hätte es der iranische Präsident dabei belassen, er hätte die verdiente Aufmerksamkeit bekommen. Stattdessen provozierte Ahmadinedschad mit seinen Polemiken gegen die Atomwaffenpolitik der USA den "diplomatischen Eklat", der nun erneut alle Schlagzeilen füllt und von einer konstruktiven Debatte ablenkt.
Zumindest mit ihren sachlichen Vorschlägen steht die iranische Führung keineswegs "international völlig isoliert", wie das Weiße Haus behauptet. Hinter Clintons harscher Bestrafungsrhetorik in Richtung Teheran war die Frustration zu spüren, dass die Obama-Administration bei ihren Bemühungen um verschärfte Sanktionen gegen Iran im UNO-Sicherheitsrat nicht mal unter den nichtständigen Ratsmitgliedern die notwendigen Stimmen zusammenhat, abgesehen von einem eventuellen Veto Chinas.
Andreas Zumach ist Auslandskorrespondent der taz in der Schweiz.
Auch das Kalkül, mit harten Worten gegen Teheran die nötigen Stimmen republikanischer Senatoren für die Ratifikation von zwei wichtigen atomaren Rüstungskontroll- und Abrüstungsverträgen zu gewinnen, dürfte kaum aufgehen. Damit werden die USA nicht die erforderlichen Signale setzen können, um den Atomwaffensperrvertrag zu stärken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles