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Kommentar Atommüll-EndlagerDer Endlager-Kampf steht noch aus

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Beim Ausstieg hat sich gezeigt: Schwarz-Gelb tut das Richtige erst, wenn der Druck stark genug ist. Die Gorleben-Gegner sollten wissen, gekämpft wird bis zum Schluss.

S eit dem Ausstiegsbeschluss der Bundesregierung ist es um das Atomthema ruhig geworden. Zum Teil ist das berechtigt: Es gibt nun eine realistische Aussicht auf ein Ende der atomaren Stromerzeugung. Doch eine entscheidende Frage ist offengeblieben: Was soll mit dem Atommüll geschehen?

Diese Frage bekommt durch die stark gestiegenen Strahlenwerte in Gorleben jetzt wieder neue Brisanz. Denn auch wenn die Bundesregierung angekündigt hat, auch andere Standorte auf ihre Eignung zu prüfen: Derzeit deutet alles darauf hin, dass sie weiterhin darauf setzt, Gorleben zum Endlager zu machen.

Die Erkundungsarbeiten im Salzstock laufen mit Hochdruck weiter - und das, obwohl der Untersuchungsausschuss des Bundestags die gravierenden Zweifel an der Eignung als Endlager bestätigt hat. Und mit jedem weiteren Castortransport ins oberirdische Zwischenlager wächst der Druck, das unterirdische Endlager in Gorleben eines Tages in Betrieb zu nehmen.

Bild: taz
MALTE KREUTZFELDT

leitet das taz-Ressort Wirtschaft und Umwelt.

Der Anstieg der Strahlenwerte in der oberirdischen Lagerhalle stellt zwar keine akute Gefahr für die Bevölkerung dar, der Vorgang zeigt aber, wie dreist Politik und Betreiber agieren, um Gorleben durchzudrücken.

Die niedersächsische Aufsichtsbehörde hat den Anstieg der Werte nicht freiwillig öffentlich gemacht. Sie sind bekannt geworden durch Medienrecherchen. Und die Abhilfe soll vor allem darin bestehen, die Castorbehälter etwas weiter von den Messgeräten wegzustellen. Deutlicher kann man Verantwortungslosigkeit kaum demonstrieren.

Für die Regierung sollten die neuen Entwicklungen Anlass sein, die Transporte nach Gorleben zu stoppen. Dann muss in aller Ruhe und nach wissenschaftlichen Kriterien der beste Endlagerstandort gefunden werden. Doch beim Ausstieg hat sich gezeigt: Schwarz-Gelb tut das Richtige erst, wenn der Druck stark genug ist. Die Atomkraftgegner sollten sich darauf einstellen: Der letzte Kampf steht noch aus.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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2 Kommentare

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  • B
    Bingo

    Zwei Fragen:

     

    1. Was hat Politik und Betreiber (des Zwischenlagers?) mit "Gorleben (dreist) durchdrücken" zu tun. Ist der Betreiber des Bergwerks nicht das Bundesamt für Strahlenschutz?

     

    2. Hat der PUA Gorleben "die gravierenden Zweifel an der Eignung als Endlager bestätigt"? Dazu hätte ich mal gerne eine Quelle. Soweit ich das mitbekommen habe, gibt es da noch keinen Abschlussbericht.

     

    Sorry, da wäre mehr möglich gewesen.

  • D
    die.tipse

    mir erschliesst sich trotz langem nachdenkens kein einziges argument dafür, dass es überhaupt erlaubt sein sollte, ein "endlager" für atommüll zu bieten. das richtige gesetz müsste lauten, dass ein energie-erzeuger gar keinen atommüll hinterlassen darf - egal wie er es anstellt. da muss dann eben recht viel zeit und energie aufgebracht werden, um strahlende abfälle wieder unstrahlend in den bio-kreislauf zurückzuführen. wie, geht nicht? na, warum wurde es denn überhaupt je zugelassen? wahrscheinlich als geschenk für unsere kinder und deren kinder...