Kommentar Atomausstieg: Bedenkliches Zögern
Vattenfall muss jetzt schlüssige Konzepte für den Rückbau der beiden abgeschalteten Pannenmeiler Brunsbüttel und Krümmel zügig auf den Tisch legen
I mmerhin haben sie schon mal miteinander gesprochen, Vattenfall und die Kieler Atomaufsicht. Ist ja erst gut sechs Monate her, dass die Abschaltung von Brunsbüttel und Krümmel beschlossen wurde. So rasch werden Konzepte für den Abbau eines Atommeilers nicht aus dem Hut gezaubert. Das klingt einleuchtend.
Bedenklich aber ist, dass die AKW-Betreiber offenbar weiter auf Zeit spielen. RWE klagt vor Verwaltungsgerichten auf Schadenersatz, Eon will vom Bundesverfassungsgericht klären lassen, ob die Stilllegung von Meilern eine Enteignung darstelle, und Vattenfall beschuldigt Deutschland vor der Weltbank der Vernichtung von Vermögenswerten. Ihren Frieden mit dem Atomausstieg haben sie noch lange nicht gemacht.
Deshalb drängt sich der Verdacht auf, dass Vattenfall bei seinen beiden Reaktoren an der Elbe keine Fakten schaffen will. Dafür spricht der zögerliche Einstieg in den tatsächlichen Ausstieg, dafür sprechen die wahrscheinlich knappen Rückstellungen in den Bilanzen.
Nur schlüssige Konzepte für das Abwracken der beiden Pannenmeiler können diese Bedenken zerstreuen. Sicher ist das kein Kinderspiel, aber es gibt dazu keine Alternative. Jahrzehntelang aber hat die Atomindustrie nur an den Ausbau dieser Technologie gedacht, nicht an ihren Abbau. Das rächt sich nun.
Sicherheitskonzepte, Kostenrechnungen, Zeitpläne - die Fakten müssen auf den Tisch. Zügig.
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