piwik no script img

Kommentar Atomausstieg im NordenSo löblich wie glaubwürdig

Kommentar von Sven-Michael Veit

Die Atomreaktoren Brunsbüttel und Krümmel stehen seit Juni 2007 still - vermisst werden sie nur von den Betreibern, die ihre Gelddruckmaschinen am Laufen halten wollen.

A tomkraftwerke gehören abgeschaltet, ausnahmslos und sofort. Dies nur zur Klarstellung. Zumal in Deutschland jährlich ein Stromüberschuss erzeugt wird, der der Leistung der acht ältesten AKWs entspricht. Diese Menge wird exportiert. Auch ohne sie ist die oft behauptete Stromlücke nicht in Sicht.

Um das zu beweisen, bedürfte es nicht des nunmehr verhängten Drei-Monats-Moratoriums über eben jene Dino-Meiler. Die Atomreaktoren Brunsbüttel und Krümmel stehen schon seit Juni 2007 still - und nicht ein einziges Licht ist in diesen 45 Monaten ausgegangen. Vermisst werden sie nur von den Betreibern, die ihre Gelddruckmaschinen am Laufen halten wollen.

Was sich seit Fukushima geändert hat, ist nicht die Sicherheit der deutschen Atomkraftwerke, geändert hat sich die Sicht auf die Realität. Der GAU in Japan enttarnt die Mär von den sicheren westlichen AKWs als Schutzbehauptung. Der Rechtfertigungsdruck liegt jetzt nicht mehr bei den Gegnern der Atomenergie, sondern bei deren Befürwortern.

Entsprechend debattierte jetzt der Kieler Landtag mit seiner schwarz-gelben Mehrheit: Der Bewusstseinswandel gerade in der CDU ist so löblich wie glaubwürdig. Da ist es zwar inkonsequent, dass die Beschlüsse am Ende weniger klar sind, als zuvor einige Reden es hatten hoffen lassen. Dennoch: Ein Anfang ist gemacht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • J
    JOH

    Die "Stromlücke" entsteht nur deshalb nicht, weil wir in den jetzt vom Moratorium betroffenen Tagen massiv Strom über die Grenzkuppelstellen importiert haben.

    Aktuelle Bilanz von gestern. Import z.B.über die West Border 51 GWh, Export 0 GWh. Was kommt da wohl für Strom aus Westen( Frankreich, BeNeLux) über die Grenze?

     

    Die Debatte ist schon recht verlogen.