Kommentar Asse: Kein Atom-Poker ohne Asse
Röttgen muss sich nun um die Überreste der bei seiner Partei so beliebten Akws zu kümmern – und merkt: Wer Warnungen in den Wind schlägt, zahlt dafür später einen hohen Preis.
F ür den Müll, der bereits im havarierten Atommülllager Asse lagert, gibt es keine wirklich gute Lösung. In den einsturzgefährdeten, teils wasserdurchfluteten Schächten bleiben kann er nicht, weil das langfristig nicht sicher ist. Darum spricht vieles dafür, ihn zurückzuholen. Doch ob er sich gefahrlos bergen lässt, ist noch gar nicht untersucht. Wo er danach bleiben soll, ist offen. Und teuer wird es auf jeden Fall.
Es sollte keine Frage sein, dass nun schnell die Voraussetzungen für eine Rückholung des "endgelagerten" Mülls geklärt werden - und dass die Industrie die Kosten dafür trägt. Noch wichtiger als die Frage, was aus dem Asse-Müll wird, ist aber, welche Konsequenzen aus dem Desaster gezogen werden. Leider sieht es nämlich bisher nicht so aus, als ob die Regierung viel aus den früheren Fehlern gelernt hat.
Die Asse wurde aus politischen Gründen und gegen den Rat von Experten von einem Forschungsprojekt zum faktischen Endlager. Das soll sich in Gorleben wiederholen: Obwohl auch dieser Standort nicht aus geologischen, sondern aus politischen Gründen ausgewählt wurde, will Schwarz-Gelb ihn als Endlager durchdrücken, ohne Alternativen zu prüfen.
Auch beim Poker um längere Laufzeiten wollen der Umweltminister und die Energiekonzerne die Asse am liebsten ignorieren - und das Endlagerproblem komplett außen vor lassen. Dabei ist es Wahnsinn, immer mehr Atommüll zu produzieren, solange es keine Entsorgung gibt.
Immerhin macht das Asse-Debakel Hoffnung, dass sich auch CDU-Minister Norbert Röttgen dieser Erkenntnis nicht auf Dauer verschließen kann. Schließlich steht nun er vor der undankbaren Aufgabe, sich um die Überreste der von seiner Partei geliebten AKWs zu kümmern - und merkt: Wer Warnungen in den Wind schlägt, zahlt dafür später einen hohen Preis.
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