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Kommentar Armutsgipfel der UNOMillenniumsziele werden verpasst

Andreas Zumach
Kommentar von Andreas Zumach

Im Vergleich zu den 700 Milliarden Dollar zur Rettung der US-Banken sind die zugesagten 16 Milliarden lächerlich. Dabei ist auch unklar, ob es sich um "neues Geld" handelt.

D er Armutsgipfel der UNO hat Finanzzusagen von 16 Milliarden US-Dollar erbracht. Ein Erfolg, der "alle Erwartungen übertrifft", meint UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Das kommt auf die Erwartungen und den Vergleich an, den man wählt.

Bild: kristin flory

Andreas Zumach ist taz-Korrespondent bei den UN in Genf.

Rund 700 Milliarden US-Dollar wollen US-Regierung und Kongress in den nächsten beiden Jahren ausgeben, um die schwere Krise des bislang sträflich unregulierten US-Finanzsystems, die von raffgierigen Spekulanten und unseriösen Bankern verursacht wurde, zu beenden. Mit diesem Geld ließen sich für die nächsten 46 Jahre die Aidsmedikamente für die zehn Millionen Menschen finanzieren, die für ihr Überleben auf die sogenannte antiretrovirale Therapie angewiesen sind, sich diese aber wegen der zu hohen Kosten bislang nicht leisten können.

Etwa die Hälfte dieser Summe, rund 350 Milliarden Dollar, geben die USA, EU, Kanada und Japan seit Mitte der Neunzigerjahre pro Jahr aus, um ihre Farmer und Bauern hoch zu subventionieren - diese setzen ihre Überproduktion dann mit Dumpingpreisen auf den Märkten der Länder des Südens ab, wodurch sie die Existenz vieler Bauern in diesen Ländern zerstören.

350 Milliarden US-Dollar - einmalig, nicht jährlich! - wären erforderlich, um den Anteil der Hungernden in der Welt und der "extrem armen" Menschen, die mit maximal 1,25 Dollar pro Tag auskommen müssen, bis zum Jahr 2015 nicht nur zu halbieren, wie es die Millenniumsziele vorsehen, sondern sogar auf null zu bringen. Und bereits ein Vierhundertfünfundsiebzigstel der 700 Milliarden US-Dollar würde ausreichen, um allen 250 Millionen Menschen, die sich jährlich mit Malaria anstecken, ein imprägniertes Moskitonetz zur Verfügung zu stellen. 880.000 Menschen, zumeist Kinder unter fünf Jahre, sterben daran.

Gemessen an diesen Dimensionen sind die 16 Milliarden Doller, die auf dem UNO-Gipfel zugesagt wurden, ein lächerlicher Betrag. Dabei ist noch nicht einmal sicher, ob es sich dabei um frisches Geld handelt - oder lediglich um recycelte Finanzzusagen, die die Industriestaaten des Nordens in den letzten Jahren bereits auf verschiedenen UNO-oder G-8-Gipfeln gemacht, aber bis heute nicht erfüllt haben.

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Andreas Zumach
Autor
Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.
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