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Kommentar ArgentinienTerminator Kirchner

Jürgen Vogt
Kommentar von Jürgen Vogt

Die Enteignung des Ölkonzerns Repsol könnte eine Schlammschlacht werden. Noch ist nicht aufgeklärt, wer eigentlich von der Privatisierung profitiert hat.

D ie von Präsidentin Cristina Kirchner als Paukenschlag inszenierte Aneignung der Aktienmehrheit beim privaten Ölunternehmen Repsol-YPF reiht sich ein in die Rückgewinnung ehemals staatlicher Unternehmungen: die Post im Jahr 2003, Wasserversorgung 2006, Rentensystem und Fluggesellschaft 2008 und jetzt YPF. Der Terminator der freien Marktwirtschaft lebt schon lange am Río de la Plata.

Hatte sich der argentinische Staat während der neoliberalen Privatisierungswelle der 1990er Jahre unter dem Präsidenten Carlos Menem fast komplett als Akteur verabschiedet, holt er sich seit dem Höhepunkt der schweren Wirtschaftskrise 2001/2002 seine Handlungsfähigkeit stetig zurück.

Der Big Bang war die Abkopplung vom fixen Währungskurs Peso/Dollar und die Einstellung des Schuldendienstes. 2004 folgte der große Schuldenschnitt, als der damalige Präsident Néstor Kirchner den Gläubigern für über 80 Milliarden Dollar die Auszahlung von 25 Prozent der Summe anbot und durchsetzte.

JÜRGEN VOGT

ist Argentinien-Korrespondent der taz.

Im Januar 2006 zahlte Argentinien seine Schulden beim Internationalen Währungsfonds in Höhe von 9,8 Milliarden Dollar vorzeitig zurück. Seither haben diese Wächter der freien Finanzwirtschaft in Argentinien nichts mehr zu sagen.

Mit der neuerlichen Enteignung ist aber noch kein einziger Centavo in das neue, alte Staatsunternehmen YPF investiert. Und dass es eine Erfolgsgeschichte wird, ist keineswegs ausgemacht. Mit Planungsminister Julio De Vido hat jetzt der Mann bei YPF das Sagen, der für die Talfahrt der argentinischen Öl- und Gasförderung der letzten zehn Jahre politisch verantwortlich ist. Mehr noch, de Vido ist ein Kirchner-Mann der allerersten Stunde.

Dass der argentinische Staat und seine Wirtschaft auf dem Kapitalmarkt seit Jahren isoliert sind, erleichtert den jetzigen Schritt. Ob der argentinische Weg der richtige ist, wird vor allem von denen angezweifelt, die Platz für andere machen sollen. Die große Mehrheit in Argentinien will auf keinen Fall die griechische Variante.

Die Auseinandersetzung zwischen Repsol und der Kirchner-Regierung könnte dabei zu einer Schlammschlacht werden: Noch immer liegt im Dunkeln, wie die Provinz Santa Cruz mit ihrem damaligen Gouverneur Néstor Kirchner und seinem Provinzminister de Vido von der Privatisierung in den 1990er Jahren profitiert haben.

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Jürgen Vogt
Korrespondent Südamerika
Kommt aus Karlsruhe. Studierte Politische Wissenschaft in Hamburg und Berlin und arbeitete zwölf Jahre als Redakteur und Geschäftsführer der Lateinamerika Nachrichten in Berlin. Seit 2005 lebt er in Buenos Aires. Er ist Autor des Reisehandbuchs “Argentinien”, 2024, Reise Know-How Verlag.
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4 Kommentare

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  • M
    Martin

    Offensitchlich sind die Leser in dieses Thema noch einmal links der Taz (am ende nur geheimme liberalen mit einen Kool Aussehen).

     

    Evidentemente, los lectores de este diario están una vez más a la izquierda del TAZ (liberales encubiertos con cara de cool).

  • M
    manfred (60)

    Das wäre doch mal ein Modell für Griechenland, Spanien, Italien und am Ende auch für Deutschland.

  • L
    Lobo

    Man beachte bitte, die Zukunft gehört diesen Ländern die Kontrolle über Öl, Wasser und Land besitzen. Schluss mit neoliberalem Raubbau und Ausbeutung an

    Rohstoffen. Gruss aus Buenos Aires

  • JS
    Joachim Schubert

    Es ist gut so, dass die ersten Staaten beginnen, sich von der Umklammerunng der internationalen Finanzoligarchie zu loesen.

    Man kann nur hoffen, dass dies kein Einzelfall bleiben wird.

    Was hat denn die Privatisierung ganzer Wirtschaftszweige gebracht ? Die Antwort: Null,komma,nix.

    Auch in Europa wird man nicht umhin koennen, dem Turbokapitalismus endlich die kalte Schulter zu zeigen.

    Bisher sind die Politiker nur Sklaven der Banken und Wirtschaftsbosse.

    Vielleicht werden Sie doch irgendwann auch ihrer eigentlichen Funktion gerecht, die da heisst: Zum Wohle des Volkes.

    Bisher machen sie nur eine Politik zum Wohle der Oligarchen und des internationalen Finanzkapitals.

    mfg

    Schubert