Kommentar Anerkennung Sinti und Roma: Erster Schritt zur Normalität
Nun müssen konkrete Integrationsangebote folgen.
D ie Anerkennung der 5.000 in Schleswig-Holstein lebenden Roma und Sinti als Minderheit ist – wenn sie denn kommt – ein symbolischer Akt, der an den Lebensverhältnissen allein nichts ändert. Doch er wertet die Volksgruppe auf, garantiert ihr zumindest auf dem Papier Schutz und Förderung und setzt damit einen Kontrapunkt zu der Diskussion um die Abschiebung noch nicht lange in Norddeutschland lebender Roma in den Kosovo.
Dies allein lohnt den Aufwand, dem nun konkrete Integrationsangebote folgen müssen. So haben Roma- und Sinti-Kinder oft einen schweren Stand in der Schule. Ihre Kultur stößt auf Vorbehalte und häufig verhindern mangelnde Kenntnisse der deutschen Sprache den Lernerfolg.
Massive Arbeitslosigkeit und ein eingeschränkter Zugang zum Gesundheitswesen sind weitere Probleme einer ethnischen Minderheit, die auch in Deutschland immer noch ein Schattendasein am Rande der Gesellschaft fristet.
Seit sechs Jahrhunderten werden Roma und Sinti in allen Ländern Europas benachteiligt und ausgegrenzt. Ihre Verfolgung erreichte einen grausamen Höhepunkt mit dem Holocaust, als die Nationalsozialisten 500.000 Sinti und Roma in Konzentrationslager deportierten und ermordeten. Die geplante Aufnahme der Minderheit in die Verfassung und ein Bleiberecht der Roma aus dem Kosovo, könnten da der Anfang eines veränderten Miteinanders sein.
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