Kommentar Alternativer Klimagipfel: Die Chance von Cochabamba
Noch lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob das Treffen von Cochabamba einen qualitativen Sprung für die globalisierungskritische Bewegung markiert, doch möglich wäre es.
S eit dem Weltsozialforen in Belém 2009 und und dem Regionalforum vom vergangenen Januar in Porto Alegre zeichnen sich in Lateinamerika behutsam die Umrisse einer neuen ökosozialen Agenda ab. Noch lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob das Treffen von Cochabamba einen qualitativen Sprung für die globalisierungskritische Bewegung markiert, doch möglich wäre es.
Das Weltsozialforum legt großen Wert auf Horizontalität und verzichtet deshalb bewusst auf programmatische Abschlusserklärungen. Parallel dazu büßte es in den letzten Jahren deutlich an Stahlkraft ein. Unter dem Eindruck des alles andere als überraschenden Desasters der UN-Klimagespräche in Kopenhagen hat die bolivianische Regierung nun ein Gegenmodell ausprobiert: Seit Anfang Februar wurden die Erklärungen der 17 Arbeitsgruppen in einem offenen, aber zugleich gelenkten Diskussionsprozess vorbereitet.
Nun wurden sie in einer dreitägigen Intensivphase zu teilweise exzellenten Ergebnissen verfeinert, wobei die Basisgruppen offenbar trotz des Dirigismus der Linksregierungen von Bolivien und Venezuela die Oberhand behielten. Würden Morales und Chávez die Forderungen des “Abkommens der Völker” bei sich zu Hause umsetzen, käme das einer radikalen Abkehr von ihrem hochpragmatischen, wachstumsfixierten Staatskapitalismus gleich.
ist Lateinamerika-Korrespondent der taz.
Im Ölland Venezuela ist das am allerwenigsten zu erwarten, und Hugo Chávez hatte in Cochabamba auch nichts Neues dazu beizutragen. Evo Morales hingegen gab mit seinen fatalen Äußerungen zu Hühnchenfleisch und Genkartoffeln jenen eine Steilvorlage, die seinen Klimavorstoß am liebsten ignorieren würden.
Die lateinamerikanische Linke muss nun die Impulse von Cochabamba aufgreifen und weiterspinnen. Und auch europäische Aktivisten könnten sich von den Debatten über die fatalen Auswirkungen des Emissionshandels oder die Naturrechte eine Scheibe abschneiden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative