Kommentar Afrikas Wirtschaft: Kapital für Lagos und Kinshasa
Europa schrumpft, Afrika wächst. Europa ist alt, Afrika ist jung. Dort muss Kapital hin, das sich nicht mehr ins kollabierende Europa traut.
W ährend Europa in der Krise versinkt, geht der Rest der Welt unbeirrt seinen Weg. Eine Milliarde Chinesen, eine Milliarde Inder und eine Milliarde Afrikaner sind im Begriff, die weltwirtschaftlichen Gleichgewichte zu verschieben. Die jüngste rosige IWF-Prognose zu Afrikas Wirtschaftswachstum sollte den reichen Industrienationen ihren schleichenden Bedeutungsverlust vor Augen führen.
Noch nie waren die Chancen, dass Afrika dauerhaft aus der Armut herausfindet, so gut wie jetzt. Afrikas junge Generation hat längst die Minderwertigkeitskomplexe ihrer Vorgänger abgelegt und strebt mit Macht und Selbstverständlichkeit an die Tische der Großen. Europa schrumpft, Afrika wächst.
Europa ist alt, Afrika ist jung. Europa ist überschuldet, Afrika ist unterkapitalisiert. Findige Wirtschaftsberater haben längst herausgefunden, dass es in Nigeria heute mehr Babys gibt als in ganz Westeuropa und dass dies ein ungeahntes Marktpotenzial für europäische Windelexporteure darstellt. Findige Politiker sollten ahnen, dass dies in zwei Jahrzehnten durchaus auch geopolitische Veränderungen bedeuten wird.
Europäische Politiker bangen dieser Tage wegen ihrer Schuldenkrise und fürchten eine Kreditklemme und eine globale Rezession, die alle Sanierungsbemühungen zunichtemacht. Sie sollten nach Lagos oder Kinshasa schauen und neue Zuversicht schöpfen. Hier warten Millionen junge Menschen auf die Möglichkeit, sich selbst endlich menschenwürdige Verhältnisse aufzubauen.
Investitionen in Afrikas Megastädte, wo das Elend zum Himmel stinkt und Massenarbeitslosigkeit herrscht, wären das beste Konjunkturpaket der Welt - und die beste, weil menschenwürdigste Anlage für herumschwirrendes globales Kapital, das sich nicht mehr ins kollabierende Europa traut.
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