Kolumne press-schlag: Das große Kungeln mit den Zockern
Der Fußball ist viel zu eng mit den Wettanbietern verbandelt. Als Sponsoren sind die Buchmacher wohl gelitten.
D er Sport kämpft wieder einmal um seine Glaubwürdigkeit. Die Glaubwürdigkeit von Sportergebnissen ist nicht nur durch Leistungsmanipulation mit Dopingmitteln gefährdet, auch Wettmanipulationen führen dazu, dass Wettkämpfe nicht mehr sportlich entschieden werden. Der Sport ist ein allzu gutes Geschäft geworden. Die Sportverbände müssen beinahe hilflos zusehen, wie sich ein weltweites Netz von Geschäftemachern ihrer Wettbewerbe bedient, um Profit zu machen. Sie müssen erkennen, dass sie nicht mehr Herr der Lage sind, und rufen nach dem starken Staat.
ANDREAS RÜTTENAUER ist Sportredakteur der taz.
Doch auch die Strafverfolgungsbehörden tun sich schwer, wenn sich die Kriminalität globalisiert. Mit einem Robert Hoyzer und seinen kriminellen Kneipenkumpels ließ sich noch gut aufräumen. Die dunklen Mächte aus Asien, die den Wettmarkt beherrschen sollen, sind dagegen kaum greifbar.
Und doch macht es sich die Europäische Fußballunion Uefa mit ihrem Hilfeschrei in Richtung Europol arg leicht. Denn bis heute haben es die Verbände nicht für nötig gehalten, sich vom Wettmarkt fernzuhalten. Wettanbieter sind als Sponsoren gern gesehen. So laufen Champions-League-Sieger AC Mailand und Spanien Meister Real Madrid Reklame für Bwin. Die waren auch in Deutschland als Sponsoren aktiv. Als die Landesregierungen jedoch ihren Kampf für den Erhalt des Glücksspielmonopols eröffneten, durfte Bwin sein Logo vielerorts nicht mehr zeigen. Dafür wurde der Staat von den betroffenen Vereinen kritisiert. Jetzt soll er denen, die von einem wohl etablierten globalen Wettmarkt auf illegale Weise profitieren wollen, den Garaus bereiten.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat Regularien im Kampf gegen den Wettbetrug. So ist es den Fußballprofis strengstens verboten, auf Spiele ihrer Ligen zu wetten. Doch dass Vereine sich an Wettanbieter binden, das mag so recht niemand anrüchig finden. Verbände und Vereine förderten und fördern immer noch das Wachstum des Wettmarktes. Der DFB will sogar noch weitergehen. Nach einer möglichen Liberalisierung des Glücksspielmarktes will er selbst zum Wettanbieter werden.
Es wäre ein Leichtes für den Sport, ein Zeichen gegen den Wettbetrug zu setzen. Die Verbände sollten mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Buchmacher zeigen und klarmachen: Mit Wetten haben wir nichts zu tun. Die Wettanbieter selbst sind zwar nicht die bösen Buben im Manipulationsspiel, aber es sind ihre Angebote, die von der illegalen Zockermafia benutzt werden können.
Der Sport soll seine Wettkämpfe veranstalten - die Wettanbieter ihre Wetten. Im Interesse ihrer Glaubwürdigkeit sollten Sport und Buchmacher auf getrennten Wegen marschieren.
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