Kolumne die Kriegsreporterin: Hirndouble dringend gesucht
Die Frage, wer die meisten PS in den Hoden hat, lässt sich jetzt an Zahlen ablesen. Und in der „Bunten“ mutet es nach Bordellverschickung an.
H allo taz-Medienredaktion! Was bin ich froh, dass endlich eine Messlatte gefunden wurde, um den tollsten Chefredakteur zu ermitteln, auf die sich alle einigen können. Twitter-Follower.
Die Frage, wer die meisten PS in den Hoden hat, lässt sich jetzt an den Zahlen ablesen, die twittlist.de veröffentlicht. Eigenartigerweise steht dort Frank Schirrmacher auf Platz eins, der ja aktuell gar nichts mehr veröffentlicht, gefolgt von Frank Schmiechen, stellvertretender Chefredakteur bei Welt Kompakt. An seinem Vorsprung kratzt Kai Diekmann, der immer geschickter darin agiert, Twitter zur Veröffentlichung wirklich relevanter Dinge zu nutzen.
Wie etwa jene Briefe Christian Wulffs an ihn, die den ehemaligen Bundespräsidenten mit seiner Medienschelte wie den letzten Einfamilienhaus-mit-Zaun-drumrum-Besitzer dastehen lassen. Ich befürchte, dass Diekmann, der mehr zu bieten hat als Gefühle und Gedanken, bald der Anführer sein könnte. Was folgerichtig wäre, wenn man nicht nur einen langen Bart hat, sondern einfach der geilste Hengst im Chefstall ist. Die erste Frau, die sich im Follower-Ranking behauptet, ist übrigens Ines Pohl auf Platz zehn.
Und während mancher Chefredakteur (Daniel Steil, Focus Online Platz 34, peinlich, peinlich, Florian Harms, Spiegel Online Platz 39, noch peinlicher) jetzt allein aus Prestigegründen daran basteln wird, bei der Zahlenparade vorn mitzumischen, muss ich auf eine Chefin aufmerksam machen, die in der Nische des Aufmerksamkeitsdefizits sich gar wunderlich geriert. Patricia Riekel. Ich sage das nicht gern, aber ich glaube, es ist so weit. Die 65-Jährige braucht dringend … sagen wir es mal so: Kate Moss lässt, soll ihr Körper gezeigt werden, ein Körperdouble einspringen. Frau Riekel, so scheint es, braucht dringend ein … Ja, auch wenn es wehtut, es auszusprechen, ein „Hirndouble“ scheint mir vonnöten, soll Schlimmes fortan verhindert werden.
Um begreiflich zu machen, was ich meine, habe ich ein paar Zitate vorbereitet. Allesamt stammen sie aus dem aktuellen Editorial der Bunte, in der Patricia Riekel im Zusammenhang mit dem WM-Sieg über das Aufgehen von „Jogis Liebestaktik“ fabuliert. Sie hat ausgemacht, dass Freundinnen, Frauen und Kinder „unserer Nationalelf“ nach dem Sieg aufs Spielfeld kamen, „und plötzlich war es um die Fassung unserer Helden geschehen“. „Nie zuvor hatte man bei einem Turnier Bilder solcher Innigkeit gesehen. … Bastian Schweinsteiger, der Aufsteher, unzählige Male gefoult, getreten, verletzt, schmolz in den Armen seiner Freundin Sarah Brandner dahin“. Riekel schmilzt mit. „Fußball“, so ihre runde Weisheit, „war einmal die Domäne der ganz harten Jungs“, „Hochburg aller Machos“. „Geweint wurde nur, wenn einem der Gegner den Ball wegnahm.“
Dass Fußballer weinen, wenn man ihnen den Ball wegnimmt, finde ich zwar überraschend, aber nun gut. Auf diesem Wege fand Löws „Liebestaktik“ Erfüllung: „Die Frauen wurden nach Brasilien eingeladen, durften zwischen den Spielen ihre Männer besuchen, sie moralisch unterstützen und aufbauen.“ Was wie eine Bordellverschickung klingt, deutet Riekel so: „Liebe als Taktik“.
Nur einer wollte in Brasilien partout nicht bespielt werden. Thomas Müller. Damit auch Patricia Riekel versteht, was Müller meint, wenn er sagt, Lisa Müller habe ihr eigenes Leben, ergänzt er seine Aussage durch einen Vergleich für den er Worte auf Riekel-Niveau wählt. Seine Frau, so sagte Müller, „ist ja keine Handtasche“. Und während bei der Bunten nun überlegt wird, ob keine von Bottega Veneta oder keine von Gucci, gebe ich zurück nach Berlin!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt