piwik no script img

Kolumne ZeitschleifeRrrrramsauer, ein Mensch greint!

Kolumne
von Josef Winkler

Unser Chiemgauer in der Großpolitik: What a guy! Makes you cry! Und I did.

A us einem Weiler nahe meinem Heimatdorf im Chiemgau kommt der Herr Dr. Peter Ramsauer. Fast schon seit ich mich erinnern kann, "lächelt" der Herr Dr. Peter Ramsauer hier unten bei uns von CSU-Wahlplakaten, in seiner silberschläfigen Weltläufigkeit, ein gelernter Müllermeister und "unser Mann" in der großen Politik. Seit der Herr Dr. Peter Ramsauer in Berlin ist und noch dramatischer, seit er Bundesverkehrsminister ist, lässt er es noch circa zehnmal breiter raushängen, dass er ein Chiemgauer Müller ist, weil: Berlinweltläufigkeit UND Chiemgauverwurzelung, dabei Doktorminister UND Handwerksmüller - das haut halt unheimlich rein bei den Personalitypoints. What a guy!

Genau. Und jetzt stellen Sie sich vor, wie peinlich uns das allen hier im Chiemgau war, wie unser Herr Dr. Peter Ramsauer sich letztens aufgeführt hat beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg. Gut: Vielen hier ist ja immer noch nichts peinlich, was ein CSUler macht, andere sind längst schmerzfrei. Aber mir war's direkt unangenehm, wie der Herr Dr. Peter Ramsauer da beim berühmten "Politikerderblecken" an seinem Tisch hockte, immer wieder im Fernsehen eingeblendet, und ein so beleidigtes Leberwurstgesicht zog, dass eine Kindergartentante ihn vor die Tür geschickt hätte. Der Fastenprediger Michael Lerchenberg hatte sich den kalkulierten Affront erlaubt und den Herrn Dr. Peter Ramsauer in seiner Rede NICHT ERWÄHNT. Eine Watsch'n, die natürlich wehtut, wenn einer so ein boarisch-berlinerisches Politschwergewicht sein möchte und die der Herr Dr. Peter Ramsauer ohne eine Zuckung von Würde oder gar Humor hinnahm.

Als dann am Tag danach ein Shitstorm über Lerchenberg hereinbrach, weil der in seiner zornigen Rede dem Hartz-IV-Hetzer Guido Westerwelle einen überspitzten - und unklugen - KZ-Vergleich angedichtet hatte und sich nun im Mäntelchen der aufgeplusterten Empörung darüber viele von denen aus der Deckung trauten, denen in den Nockherberg-Predigten seit Jahren viel zu viele bittere Wahrheiten aufgetischt werden, da war der Herr Dr. Peter Ramsauer vorn dabei. Er lästerte gegen den brillant scharfzüngigen Lerchenberg, dieser sei "einfallslos" und "ein Bremser" beim Weg der Nockherberg-Veranstaltung aus ihrer "langen Krise". Wobei man annehmen darf, dass der Herr Dr. Peter Ramsauer diese - von ihm exklusiv diagnostizierte - "Krise" beendet sähe, wenn der Nockherberg zu seiner einstigen zahnlosen Schunkeligkeit zurückgekehrt ist. Dem ist man jetzt einen Schritt näher gekommen, denn letztlich gelang es einer Koalition von rechtschaffen entrüsteten Leberwürsten, den politisch-zensorischen Druck derart aufzubauen, dass Lerchenberg seinen Rücktritt als Prediger erklärte. Vielleicht wird der Herr Dr. Peter Ramsauer also bald wieder lachen können auf dem Nockherberg.

Bild: privat

Josef Winkler lebt und arbeitet, was sein Nervenkostüm und Zeitbudget nicht unerheblich in Anspruch nimmt, in München und Palling. Hobbies: Zeichnen, Tiere, Musik, Nichtschwimmen.

Jetzt werden Sie sagen: Na, auf den Typ könnt ihr euch ja was einbilden da unten im Chiemgau. Dann muss man zur Ehrenrettung des Herrn Dr. Peter Ramsauer sagen, dass er, als ihm letztens Vetternwirtschaft vorgeworfen wurde, weil er einen alten bayerischen Spezl von ihm zum Bahn-Aufsichtsratschef gemacht hat, nicht gleich damit anfing, derlei Anwürfe gefährdeten die Demokratie oder seien gar heterosexuellenfeindlich. Sondern im Radio nur sagte, dass er sich "absolut nicht vorstellen" könne, "wie man zu so einem Vorwurf kommt". Punkt. Das hat Stil, das hat Klasse, das ist modernes Polititianship. Der Mann kann's noch weit bringen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

4 Kommentare

 / 
  • JW
    Josef Winkler

    Hallo Dorfkramer.

    Haben wir schon Schweine gehütet miteinander oder warum bin ich bei dir der "Sepp"? Bitte identifiziere dich oder hör auf mit der Ranschmeißerei. Das nervt grad.

    Ich führe nach meinem Wissen keinen "Lebensstil der früheren Oberklasse", was immer das sein soll. Ich habe kein Landhäuschen im Grünen, sondern mein Elternhaus. Ich benutze so gut wie nie die Autobahn und habe kein Interesse an ihrem Ausbau, vor allem nicht in der übertriebenen Protzversion, die Ramsauer anstrebt.

    Aber was brauchstn du von mir, sag? Wenn du mit deiner Kopperei persönlich werden willst, dann mach's unter deinem echten Namen.

    Ganz schön dünnhäutig, gell? Aber ich hab das noch nie ganz vertragen, dass man sich im Internet von Anonymen schräg anschmatzen lassen muss.

    Bussi baba

    j.w.

  • EC
    Ein Chiemgauer

    Dorkramer, was ist denn bei dir los? Das letzte, was sich der heimatverbundene Chiemgauer wünscht sind noch dickere Autobahnen in seinen geliebten Chiemgau!!

  • HS
    Harald Schmitt

    Alles schön und gut, aber Ramsauer ist durchaus erwähnt worden: Exakt einmal, und dabei ist ihm das Gesicht entgleist.

    Gar nicht erwähnt zu werden, wäre freilich schlimm für ihn gewesen.

  • D
    Dorfkramer

    Nun Sepp, der Ramsauer sorgt jedenfalls dafür, dass immer wieder ein paar Millionen Staatsknete in den wunderschönen und einzigartigen Chiemgau fließen, damit sich Durchschnittstypen wie Du einen Lebensstil der früheren Oberklasse leisten können mit Großstadtleben unter der Woche und Landhäuschen im Grünen. Jetzt baut er ja noch die Autobahn aus, dann bist noch schneller in Palling.