Kolumne Wortklauberei: Keine Patschehändchen für Kiew?
Szenarien für einen neuen kalten Krieg. Und endlich ein konstruktiver Vorschlag aus dem Chiemgau.
A lso, ich sag’s nur – nicht, dass es dann heißt, der Winkler hat wieder nur blöd dahergeredet, anstatt sich einzubringen mit einem schillernden oder zumindest irgendwie konstruktiven Vorschlag. Da gab’s ja am Wochenende mal wieder die Aufhebung aller Denkverbote, da musste alles auf den Tisch, und wer noch nichts verlautet hatte, musste sich schnell was ausdenken.
Also, wie gesagt: Ich sag’s nur, damit es in der Welt ist, ich stelle es quasi anheim – möge es jemand Besonneneres als ich beizeiten in allfällige Überlegungen zur Problemlösung mit einbeziehen, wenn etwas Gras auf den Wogen gewachsen ist und man mit klarem Blick das weitere Vorgehen … Sie wissen schon.
Noch cooler fänd ich natürlich, wenn es mein Vorschlag ein bisschen weiter hinein in das hitzige Zentrum der Debatte schaffen würde, also da, wo getalkt wird. Vielleicht ein bisschen rituell drüber durcheinanderlabern lassen beim Jauch nächsten Sonntag? Oder dass der Plasberg ihn sich mal ganz provokant testweise zu eigen macht?
ist Kolumnist der taz.
Ich konzediere: Am Ende aller Tage und im Falle einer Durchführung wäre mein Vorschlag wohl wirklich Ultima Ratio, und selbstverständlich gehe ich davon aus, dass jeder vernunftbegabte Mensch ihn als totalen Vollschmarrn identifizieren wird, aber in einer Demokratie wird man’s wohl sagen dürfen, wenn ich sage: Wir hätten bei uns daheim im Chiemgau hinterm Haus eine große Wiese, auf der könnte man gut und gern auch ein paar Spiele der Fußball-EM ausrichten, sollte die jetzt doch noch nach Deutschland verlegt werden und das mit den Stadien in der Kürze der Zeit nicht mehr zu organisieren sein.
Ich müsste halt nur bald wissen, ob Interesse besteht, damit ich den Heinl-Sepp, der die Wiese gepachtet hat, frag, ob er geneigt wäre, rechtzeitig sein Heu zu machen und wegzutun. Aber der Sepp ist ein umgänglicher Mensch, das könnte schon hinhauen.
Nur eins sag ich schon gleich dazu: Die Merkel und ihr Ministergschwerl brauchen zu uns dann fei auch nicht kommen; die sollen ruhig boykottieren. Aber ich red mich einfach. Ich bin ja auch kein Außenamtssprecher einer antidemokratischen Schweineregierung, der dringend internationale Legitimation für seine Grattler da braucht. Der Oleg Woloschin, Direktor für Informationspolitik im ukrainischen Außenministerium, tut sich da nicht so leicht. Der hat sich recht empört über die Ankündigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, eventuell nicht zur EM zu fahren.
Er wolle doch hoffen, dass die Frau Merkel da von den Medien falsch zitiert worden ist (wie wir ja wissen der Hintergrund von ca. 98 Prozent aller anstößigen Politikeräußerungen), und er könne sich nicht vorstellen, dass „die heutigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Deutschland sich der Methoden des Kalten Krieges bedienen und versuchen, den Sport als Geisel für die Politik zu nehmen“, sprich: sich nicht mit Patschehändchen auf die Tribüne zu stellen. „Ich kann eine EM in der Ukraine ohne Patschehändchen von Frau Merkel gar nicht DENKEN!“, lässt sich Woloschin leider nicht zitieren. Wie auch immer: Mein Angebot steht.
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