Kolumne Welthundetag: Tier mit Boni
Am 10. Oktober ist Welthundetag. Der Hund, er lebe hoch! Warum nur werden im Netz ständig die Katzen gefeiert? Hunde sind lustiger und süßer.
B ERLIN taz Es ist eine Demütigung. Ausgerechnet der Kollege, der mit seinen Katzenkolumnen einen gewissen Ruhm erreicht hat, weist uns heute darauf hin, dass Welthundetag ist. Argh!!! Nichts vorbereitet, nichts in der Schublade. taz.de rutscht völlig blauäugig in diesen – doch so wichtigen – Tag.
Heute wäre die Chance, all den Katzenliebhabern, den Catcontentsüchtigen, all den Unwissenden endlich mal die Meinung zu sagen. Hätte ich doch recherchiert! Dann könnte ich mit Zahlen um mich werfen, mit Statistiken, mit Glücksforschung. Nichts. Der Hund liegt schlummernd hinter mir und weiß genausowenig wie ich, wie ich der übermächtigen Catlovergemeinde da draußen beibringen kann, dass ein Hund tausendmal mehr bietet als tausend Katzen.
Die Hunde haben es schwer im Netz. Während Spiegel Online eine eigene „Cat content“-Seite pflegt, sucht man die „Dog content“-Seite vergeblich. Youtube, Facebook und Twitter wimmeln nur so vor süüüüßen Katzenvideos. Klar, süße Hundevideos gibt es auch, sie werden aber nie so viral wie die Kitty-Filmchen.
ist CvD bei taz.de und seit vier Jahren Hundebesitzerin.
Warum? Ein Hund ist quasi eine Katze mit zusätzlichen Gadgets. Er kuschelt wie eine Katze. Er freut sich, wenn man nach Hause kommt. Er wärmt den Bauch. Er ist elegant. Er kann Mäuse fangen (oder es zumindest versuchen). Er kann seinen eigenen Kopf haben, oft ist es jedoch sein eigener Kopf, der ihm sagt, es sei besser, keinen eigenen Kopf zu haben, bzw. den Anschein zu erwecken, keinen zu haben. Clever, oder? Er ordnet sich unter – nicht, weil er keinen Willen hat, sondern schlicht, weil das Leben dann leichter läuft.
Jetzt kommen wir zu den Gadgets, den Boni, den Extras, die ein Hund bietet und die keine Katze der Welt im Paket hat. Man kann mit ihm rausgehen und rennen, er bleibt wie durch eine unsichtbare Leine immer an sein Frauchen/Herrchen gebunden. Er belustigt andere Menschen in der S-Bahn und knüpft neue Kontakte (die manchmal auch für das Frauchen/Herrchen von Nutzen sein können). Er fliegt mit in den Urlaub und beschützt Frauchen/Herrchen am Strand vor aufdringlichen Exhibitionisten. Er geht ohne Murren in eine Hundepension. Er kommt mit ins Büro und legt den knurrigen Kollegen so lange und oft seinen Teddy vor die Füße, bis deren Herz erweicht und sie – heimlich – den Teddy werfen.
Peter Fox singt: „Jeder hat n' Hund aber keinen zum Reden“. So ist es. Mit einem Hund kann man wunderbar reden, da braucht man weder Katzen noch andere Menschen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“