piwik no script img

Kolumne Street ViewAuf in den Pixel-Park!

Kolumne
von Corinna Klingler

Google Street View hat sein Angebot erweitert: Jetzt können Nutzer durch Parks spazieren, ohne rauszugehen. Wie der Dienst das Reisen im 21. Jahrhundert revolutioniert.

Saftig grünes Gras unter den Füßen? Dank Street View überbewertet. Bild: rebealk / photocase.com

F erne Länder bereisen, neue Städte sehen – freuen Sie sich, es ist nicht länger eine Frage des Geldes. Schon ein Internetzugang genügt. Denn der Name von Googles Street View ist nicht länger Programm. Wäre ja auch langweilig, würde "Street View" nur Straßen zeigen.

Endlich Vielfalt, denn ab jetzt bringt der Konzern auch Grünanlagen ins Netz. Dafür radelt Google mit der 360-Grad-Kamera durch die Parks. "Ich geh mal eben spazieren", muss also nicht mehr heißen, dass man überhaupt das Haus verlässt. Ran an den Computer, rein in die digitalisierte Welt.

Zwischen sechs Parks kann der Nutzer schon wählen; ob in Madrid, New York oder Tokyo. Mehr sollen zwar noch kommen, doch um deutsche Grünanlagen macht Street-View einen großen Bogen. Nicht, dass da wieder jemand was verpixeln lassen will.

Bild: privat
Corinna Klingler

ist Autorin für taz.de.

Oder ist Ihnen ein Spaziergang im Park zu langweilig? Wie wäre es dann mit einem Museumsaufenthalt in Berlin? Was halten Sie von dem Besuch eines Fußballstadions, eines Freizeitparks oder ganz anders – einer Wanderung durch die Schweizer Alpen? Und seitdem Google mit der Kamera über den Amazonas schipperte, ist auch ein Bootstrip durch den brasilianischen Urwald kein Hindernis mehr.

Alles ist möglich. Reisen durch die unendlichen Weiten des Netzes. Da spart man sich gleich den Ortsbesuch - kennt man ja alles schon. Und das beste daran: Wer lieber surft, statt zu fliegen, belastet viel weniger die Umwelt. CO2-Kompensationen? Passé.

Keine lästigen Touris mehr, keine wild fotografierenden Japaner. Endlich können Sie ungestört reisen und dabei auch noch dem Klimawandel und Weltuntergang vorbeugen. Auch Schweizer Schlösser sollen bald im Netz zu sehen sein.

Achso, Sie wollen lieber mal durch ein zerstörtes Kriegsgebiet bummeln? Kein Problem! "Wir versuchen kontinuierlich unser Angebot auszubauen", lässt Lena Wagner, Pressesprecherin von Google Deutschland, wissen. Mit ein bisschen Glück rollt bestimmt bald der erste Street-View-Panzer durch Mogadischu.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • KJ
    klaus jenssen

    Sind wirklich alle so naiv und glauben, StreetView von Google oder StreetSide von Microsoft würde nur deswegen von den Konzernen aufgebaut werden, um die Welt und die Menschen zu beglücken?

     

    Da schaffen wir uns Abhängigkeiten von einigen wengigen Weltkonzernen, die natürlich das alles früher oder später in bare Münze und Einnahmen umsetzen wollen.

     

    Schaut euch nur an, was Google in kleinen Schritten schon mal mit GoogleMaps beginnt: Große Internetseiten können in Zukunft den bislang kostenlosen Maps-Dienst nur noch gegen Bezahlung nutzen. Die Geschäftsbedindungen für Dienste (die ein Quasi-Monopol haben und von denen wir uns abhängig machen) können von den Betreibern jederzeit geändert werden.

     

    Und wer garantiert, dass Google in 25 Jahren immer noch von netten Jungs geführt wird? Was ist wenn die netten Jungs einen Dienst an einen Investor verkaufen und der mit unseren Daten dann etwas völlig anders macht?

     

    Wirklich naiv zu glauben, nur weil es heute kostenlos ist, würde es immer gratis sein und nur weil heute noch kein Datenmißbrauch getrieben wird, würden die Daten niemals mißbraucht werden.

     

    Ich würde mich viel wohler fühlen, wenn StreetView von einer Organisation ähnlich Wikipedia aufgebaut und betrieben werden könnte, als von einem dieser Internet- und Software-Monopolisten.

  • O
    Oliver

    Ich vermute mal, die Kolumne ist als Kritik gedacht. Woran, erschließt sich mir allerdings nicht. Google Maps/Earth/Street View verwende ich u.a. auch, um nicht nur interessante Naturansichten zu finden, sondern auch, um jene auszuwählen, die ich danach in der Realität erleben möchte. Denn nichts geht über den tatsächlichen Besuch.

     

    Nicht vergessen sollte man allerdings auch die Personen, die sich entsprechende Reisen finanziell oder durch körperliche oder geistige Behinderungen nicht leisten können. Gerade Google Earth und Street View ermöglichen hier eine Horizonterweiterung, die ansonsten nur schwer oder gar nicht möglich wäre.

  • P
    p3t3r

    was ist daran so ungewöhnlich, wenn auf der welt millarden von verschiedenen kameras produziert werden, ist es doch nur ein logischer schritt die ganze erdkugel auf ein riesiges foto zubringen. den speicherplatz gibts mittlerweile auch dafür und die technik für in die bilder einzusteigen ja auch.

    ich finds auch net schlimm, ich kann´s mir nicht leisten durch die gegend zu fliegen, aber virtuell ist´s möglich