Kolumne Psycho: Burn-out bis Weihnachten
Spätestens auf der Silvesterparty wird abgerechnet: Wer hatte zum Jahresende am meisten Stress? Eine Handlungsanweisung.
1 . Bald ist Weihnachten. Die Lieferzeiten in den meisten Onlineshops betragen vier bis sechs Wochen.
2. Stromern Sie samstags durch überfüllte Läden und suchen Sie nach Geschenken.
3. Bemerken Sie, dass Sie gar nicht wissen, wonach Sie suchen.
4. Fragen Sie sich, ob Sie Ihren Liebsten in letzter Zeit überhaupt zugehört haben.
5. Gehen Sie in den nächsten Laden und kaufen Sie ein überteuertes, unnützes Geschenk.
6. Verachten Sie unsere Konsumgesellschaft.
7. Googeln Sie „Weihnachten + Spenden“.
8. Apropos Spenden – die Steuererklärung muss noch bis Ende Dezember fertig werden.
9. Verachten Sie sich, weil Sie die Steuererklärung nie rechtzeitig hinbekommen.
10. Denken Sie darüber nach, der Finanzamtsangestellten Bestechungsplätzchen zu schenken.
11. Erinnern Sie sich, wie schön Plätzchen backen als Kind war.
12. Erinnern Sie sich, wie schön die Vorweihnachtszeit als Kind war.
13. Ärgern Sie sich, dass Ihnen niemand einen Adventskalender gebastelt hat.
14. Ärgern Sie sich, dass Sie niemandem einen Adventskalender gebastelt haben.
15. Fragen Sie sich, ob Ihre Freunde zu kurz kommen.
16. Fragen Sie sich, ob Sie selbst zu kurz kommen.
17. Fragen Sie sich, wann endlich der erste Schnee kommt.
18. Googeln Sie Schnee + Klimawandel.
19. Beschließen Sie, etwas Sinnvolles zu tun.
20. Fragen Sie sich, ob Sie in diesem Jahr irgendetwas Sinnvolles getan haben.
21. Bedauern Sie ausgiebig alles, was Sie in diesem Jahr nicht getan haben.
22. Nehmen Sie sich vor, dass im nächsten Jahr alles besser wird.
23. Rudern Sie zurück, weil Sie gute Vorsätze verachten.
24. Nehmen Sie sich stattdessen vor, Weihnachten ohne Streit zu verbringen.
25. Denken Sie nach.
26. Nehmen Sie sich vor, Weihnachten allein zu verbringen.
27. Stellen Sie sich vor, wie Sie am 24. Dezember einsam und heulend in der Wohnung sitzen.
28. Buchen Sie einen Zug zur Familie.
29. Bemerken Sie, dass die Sparangebote der Deutschen Bahn längst weg sind.
30. Und erst recht die Super-Sparangebote.
31. Essen Sie aus Frust alle Plätzchen selbst auf.
32. Ach nein, Sie haben ja gar keine gebacken.
33. Googeln Sie Plätzchen + Rezept.
34. Machen Sie sich auf den Weg zum nächsten Supermarkt, obwohl Samstag ist.
35. Gehen Sie zurück auf Punkt 2.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers