Kolumne Pressschlag: Mittelfeld für Guardiola
Pep Guardiolas versöhnlicher Abgang steht beim Duell gegen Atlético auf dem Spiel. Die Fans werden ihm nicht nachtrauern.
D en Jupp, den früher oft so verklemmt-verkniffenen Rheinländer, haben die Bayern-Fans am Ende ins Herz geschlossen, nicht nur wegen des Triples. Auch der ebenso hölzerne „General“ Ottmar Hitzfeld ging letztlich beinahe als Bayer durch. Louis van Gaal, das durchgeknallte Feierbiest, war immerhin für ein paar stilprägende Sätze gut, so wie vor ihm Giovanni Trapattoni, Otto Rehhagel oder auch dieser Franz Beckenbauer.
Pep Guardiola wird in der Beliebtheitsskala der Bayern-Anhänger eher im Mittelfeld landen, schon noch vor Felix Magath und Jürgen Klinsmann, aber weit weg von den Champions-League-Plätzen. Zwar haben die Roten unter dem Vielfuchtler zeitweise den schönsten Bayern-Fußball seit den seligen 70er Jahren gespielt, aber einer der ihren ist Guardiola nie geworden. Hat ihn auch nie interessiert. In Lederhosen auf die Wiesn? Na gut, gehört hier wohl dazu. Fan-Lob? Klar, hat er verteilt, jedoch nicht so supersuper glaubhaft. Lustige Lieder auf dem Rathausbalkon? Nicht sein Ding.
Wichtig is aufm Platz, schon klar. Aber: Der Bayern-Fan mag Folklore. Und er nimmt auch ganz gern übel. „Granteln“ nennt man das hier. Dass zum Beispiel die anerkannten Bayern-Gen-Träger Thomas Müller und Franck Ribéry beim Charakterspiel bei Atlético Madrid nicht in der Startelf standen, würden die Fans dem Pep noch jahrelang aufs Brot schmieren. Taktik? Schön und gut, aber doch bittschön nicht auf Kosten des Bayerntums! Und das wird von dem Ober-Bayern Müller und dem Gesinnungs-Bayern Ribéry halt eher verkörpert als von einem dahergesprinteten Coman, Costa oder Thiago.
Doch das sind nicht Guardiolas Maßstäbe. Wobei: So weitgehend fuchtelfrei-nachdenklich, wie er in Madrid das 0:1 verfolgte, schien ihm zu dämmern, dass er sich da womöglich doch vertan hatte. War ja nicht das erste Champions-League-Halbfinale mit dem FC Bayern, bei dem ihm die Startelf verrutscht ist.
Das Projekt Pep steht mal wieder am Scheideweg. Glückt gegen Atlético nun der Finaleinzug, wird es ein versöhnliches Pep-Servus geben. Auch wenn es nicht zum Titel langen sollte, würde damit die Spannung bis zum Saisonende hoch gehalten werden, was auch dem DFB-Pokalfinale gegen Dortmund zugute käme. Bei einem Scheitern gegen Atlético käme es dagegen kurz darauf zur wohl traurigsten aller Meisterfeiern.
Er geht sowieso in einer Zeit der aufschwellenden Machtkämpfe. Sein Verhältnis zu den Bayern-Bossen war stets bestenfalls unterkühlt. Aber mit dem, was sich da zwischen Rummenigge, Hoeneß, Hopfner und Sammer anbahnt, möchte man als Trainer eher nichts zu tun haben. Erstes Opfer: Mats Hummels. Nur gut, dass bald einer wie Carlo Ancelotti kommt. Der hat die Ruhe weg. Anders schafft man den Job hier auch gar nicht.
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