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Kolumne Press-schlagHymne auf das Spiel

Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat zwar gegen die Mannschaft der Vereinigten Arabischen Emirate gewonnen, doch vergessen wurde, zuvor die Nationalhymnen abzuspielen.

W ar das jetzt ein richtiges Länderspiel? Darf der Deutsche Fußballbund das Spiel überhaupt in seine Statistik aufnehmen? Müssen die vier Tore, die Mario Gomez erzielt hat, aus allen Wertungen gestrichen werden? Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat am Dienstagabend in Dubai ein Spiel gegen die Mannschaft der Vereinigten Arabischen Emirate bestritten, ohne dass zuvor die Nationalhymnen abgespielt worden waren. Eine technische Panne war schuld. Deutschland spielt und keiner besingt Einigkeit und Recht und Freiheit. War doch eigentlich gar nicht schlimm. Und die Deutschen haben auch noch gewonnen, mit 7:2 sogar, obwohl sie in Testspielen sonst eigentlich nie überzeugen.

Bild: taz

Andreas Rüttenauer ist Redakteur im taz-Ressort Leibesübungen.

Heimspiele der DFB-Auswahl werden seit einiger Zeit wie nationale Weihefestivitäten inszeniert. Riesige Fahnen werden vor dem Spiel auf dem Rasen ausgelegt. Fahnenschwenker marschieren vor den Kurven auf und bringen schwarz-rot-goldenen Stoff zum Flattern. Dann sagt der Stadionsprecher: "Wir erheben uns nun und singen gemeinsam die deutsche Nationalhymne." Damit auch die Fans der Gästemannschaften mitsingen können, werden die Anzeigetafeln zum Karaoke-Automaten und der Text des Deutschlandliedes läuft über die riesigen Bildschirme. Die Hymnen sind der Höhepunkt einer Inszenierung, die ein Fußballspiel zum Wettkampf zweier Nationen aufwertet. Muss das sein?

Sepp Blatter, der auf diesen Seiten so oft geschmähte Präsident des internationalen Fußballverbandes Fifa, findet das nicht. Nach dem Qualifikationsspiel für die WM 2006 zwischen der Türkei und der Schweiz war es zu einer wahren Schlacht gekommen, in der Fans Fans, Fans Spieler und Spieler Spieler prügelten. Begonnen hatte die Auseinandersetzung schon vor dem Spiel, als die Anhänger der Teams die Hymne des jeweils anderen Landes durch Pfeifen und Johlen zu übertönen versuchten. Blatter damals: "Ich frage mich, ob es überhaupt noch Sinn macht, Nationalhymnen abzuspielen."

Recht hat der Mann - in diesem Fall. Macht Länderspiele zu dem, was sie sind: zu sportlichen Begegnungen! Und wenn ein Debütant für die deutsche Nationalmannschaft, statt den Text der Nationalhymne auswendig zu lernen ("Trainer, was ist eigentlich ein Unterpfand?"), Taktiktafeln studiert, dann dürfte das dem Spiel mehr zugutekommen als ein fehlerfrei in die Kamera gegröltes Deutschlandlied.

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das

4 Kommentare

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  • C
    Carsten

    @Deutschlandliedsinger

     

    Feierliche Inszenierung der Länderspiele, aber kommerzialisierte UEFA-Spiele?

     

    Ich weiß ja nicht, welche Weltmeisterschaft Sie 2006 verfolgt haben, aber zumindest war die des Männerfußballs des selbigen Jahres eine Werbeveranstaltung mit ein wenig Fußball in den Pausen. Von dieser Argumentation her hätte man damals auch das Abspielen der Nationalhymmne durch den Coca-Cola-Jingle vor Anpfiff ersetzen können, das wäre dem Charakter dieses Turniers näher gekommen.

     

    Was den Hooliganismus betrifft, so hat dieser eigentlich andere Hintergründe und tritt bei Länderspielen eher in anderen Akten zum Ausdruck, man denke an das Bild Charleroi 2000, als Plastikstühle durch die Altstadt flogen.

    Viel eher habe ich selbst (beim sog. "Public Viewing") beobachtet, dass nicht Hooligans, sondern der spießbürgerliche Durchschnittsfan, der alle zwei Jahre seine schwarz-rot-goldene Flagge und das DFB-Hemd aus dem Schrank kramt, bei der Hymmne des Gegners buht, pfeift und allerlei unschöne Ausdrücke von sich gibt, dem Suff war's geschuldet.

    Ob der Gegner nun Costa Rica oder Holland heißt.

  • MM
    Michi Meisel

    Zustände wie in den Vereinigten Staaten kann man keinem seriösen Staat wünschen - soviel zum übertriebenen Nationalismus. Was die mini-winzige Dosis an "Hurra Deutschland" im hieisgen Sportumfeld angeht, habe ich die begründete Hoffnung, dass die ewigen Nörgler, Miesmacher und Anti-Deutschen endlich ihr nerviges Gemecker aufgeben. Ihr seid eine aussterbende Spezies, und das ist auch gut so :)

  • M
    Marius

    Sehr schön auf den Punkt gebracht, bravo!

    Mich, als nicht-patriotischen Fußballfan stört die Deutschlandverherrlichung schon lange.

    Es ist komplett unnötig aus einem schönen Sport ein nerviges National-Event zu machen.

    Die Deutschlandfahnen verschwinden nach EM oder WM sowieso wieder für 2 Jahre im Schrank, also kann man den Stoff auch für etwas sinnvolles verwenden anstatt 2 Wochen lang so zu tun, als wären wir die USA!

  • D
    Deutschlandliedsinger

    Ich finde die Hymnen gehören aus rein fußballerischer Tradition zu Länderspielen dazu. Die feierliche Inszenierung macht Länderspiele zu etwas besonderem gegenüber den Ligaspielen und den sehr kommerziellen internationalen Begegnungen von Vereinen. Das Auspfeifen von Hymnen ist eine Unart, der gegenüber man nicht nachgeben sollte. Wenn Hooligans etwas missbrauchen, immer gleich abschaffen? DAs kann ja wohl keine Lösung sein. Ganz im Gegenteil wird hier eigentlich meistens friedlicher Patriotismus und friedliches Miteinander der Fans demonstriert, man denke an 2006 in Deutschland.