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Kolumne Press-SchlagDer Platz für Frauen auf dem Platz

Alina Schwermer
Kolumne
von Alina Schwermer

Die ARD-„Sportschau“ könnte die Leerstellen ihrer Sendung mit der Fußball-Bundesliga der Frauen füllen. Warum tut sie es nicht?

Große Sprünge: die Freiburger Spielerin Kim Fellhauer Foto: dpa

W enn ich wissen will, wie Turbine Potsdam gespielt hat, muss ich googeln. Manchmal gibt es auch einen Stream, wenn es das Topspiel des Tages ist. Wenn man sich für den SC Sand interessiert, muss man noch mehr googeln. Dass mich das mal bewegen würde, hätte ich nie erwartet und kam zufällig. Für die Frauenbundesliga hat sich in unserer Mädchenfußballmannschaft keine Sau interessiert. Wir haben lieber „Sportschau“ geguckt. Wäre es anders gewesen, wenn Frauenfußball in der „Sportschau“ stattgefunden hätte?

Ach ja, die gute alte „Sportschau“. Die Bilanz nach diesem Samstag war wie so oft ein bisschen ernüchternd. Kein Nordderby (weil um 18 Uhr), kein Debüt von Sagnol (weil am ­Sonntag), und auch keine Hoffenheimer und Leipziger, weil gute Teams prinzipiell nicht dann spielen, wenn „Sportschau“ ist. Aber immerhin spart man sich dadurch auch Grottenspiele wie das letzte Nordderby. Die „Sportschau“ ist wie ein Blumenkohl, von dem nur noch der Strunk übrig ist. Voraussichtlich ändert sich das erst mal nicht. Aber sie könnten etwas Gutes daraus ­machen.

Die „Sportschau“, immerhin, hat jetzt viel Platz für die Zweite Liga, auch für die Dritte. Die verstümmelte Bundesliga bringt den SC Paderborn oder Fortuna Köln zurück auf die Landkarte, und wir gucken jetzt auch Zusammen­fassungen von Holstein Kiel. Warum aber hat in dieser entrümpelten „Sportschau“ die Frauen­bundesliga keinen Platz? Nicht ein einziges Spiel? Sie zeigen Zusammenfassungen der Dritten Liga der Männer, aber nicht Turbine gegen Wolfsburg. Das muss sich ändern.

Natürlich gibt es das Argument der mangelnden Nachfrage. Aber wird Nachfrage entstehen, wenn kein Angebot sichtbar ist? Eher nicht. Eine komplette Erste Liga findet außerhalb des Radars statt. Wie dumm sind wir, uns das zu leisten? Schon ein Topspiel der Frauenbundesliga in der „Sportschau“ würde was bringen. Die Reichweite wäre enorm. Dass die Frauenbundesliga aus gutem Grund sonntags spielt – die gelegentlichen Samstagsspiele sind wegen der Männer-Konkurrenz etwa halb so gut besucht –, ist kein unüberwindbares Hindernis.

Ein ausgesuchtes Topspiel könnte am Freitagabend oder Samstagmittag stattfinden. Oder in der „Sportschau“ am Sonntag. Dass es so wenig Publicity gibt, daran sind auch die Vereine schuld. Das Portal Womensoccer klagte zuletzt, man habe von gerade mal einem Drittel der Vereine Nachberichte zum Spiel erhalten. Es kostet Mühe, auf den Radar zu kommen. Wollen wir wirklich auch noch die nächste Generation einseitig füttern?

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Alina Schwermer
freie Autorin
Jahrgang 1991, studierte Journalismus und Geschichte in Dortmund, Bochum, Sankt Petersburg. Schreibt für die taz seit 2015 vor allem über politische und gesellschaftliche Sportthemen zum Beispiel im Fußball und übers Reisen. 2018 erschien ihr Buch "Wir sind der Verein" über fangeführte Fußballklubs in Europa. Erzählt von Reisebegegnungen auch auf www.nosunsets.de
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7 Kommentare

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  • Einige Jahre her. Duisburg und Potsdam hatten an einem Mittwoch CL Auswärtsspiele mit langen Anreisen, trafen am Sonntag drauf morgens

    in Duisburg aufeinander. Ein Fight über 90 Minuten. Ein geiles Spiel. Ich ziehe meinen Hut vor den Ladies!!! Die verwöhnten und betäschelten Fussballmännchen gehen übrigens wesentlich öfter zum Friseur als die Frauen. Was solls?! - UNVEU -

  • kann man das mögliche Interesse nicht ahnen? Die männlichen Fans sind mehrheitlich weniger daran interessiert. Frauen sind nicht in großer Zahl als Zuschauerin bei ihren Geschlechtsgenossinnen zu erwarten. Dass die Damen Nationalmannschaft sich von der Siegesserie verabschiedet hat, trägt auch nicht zur Popularität bei. Außerdem sind noch genügen Vorurteile vorhanden. Entstand der Artikel mit dem Vorschlag aus einer Vorstellung, dass wir in jeder Sportdisziplin immer gleich an der Ausübung durch Männer und Frauen interessiert sein müssen?

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...wie wär's, die sog. Öffentlich Rechtlichen übertragen jede Woche ganze Spiele der Frauen, zur besten Sendezeit? Der Rest, wie gehabt.

  • 3G
    36387 (Profil gelöscht)

    Weil es noch langweiliger ist, als Männerfußball ...

     

    Die Sportschau sollte vielleicht lieber Sportarten zeigen, die Action, körperliche und geistige Fitness auf höchstem Niveau vereinen ... z. B. American Football (m/w).

  • "Sportschau" / "Die Reichweite wäre enorm."

     

    Wäre das so? Haben die Schnippselsendungen denn noch "Reichweite"? Vielleicht, ich habe keine Lust nachzuschauen. Es wäre auch prinzipiell nichts dagegen zu sagen, wenn Sportberichterstattung, die sich journalistisch ernst nimmt, generell mit breiter Perspektive einen Überblick liefert, darunter eben auch über (semi-) professionellen Ligabetrieb des Frauenfußballs.

     

    Aber ob das wohl wirklich ein "interessanter" Berichtsteil wäre? Diejenigen (aus welchen Gründen auch immer: erstaunlich wenigen), die sich für die FF-BL interessieren, die wollen vermutlich tribal "ihre" Mannschaft sehen (wie beim male-FB auch) und dann reicht das redaktionell zusammengepanschte Schnippselchen nicht aus - letztlich gehts da um das Live-Event, notfalls aber mindestens um das komplette Spiel. Und ansonsten reicht wahrscheinlich der Blick auf die sonstigen Ergebnisse, vielleicht auch ein Blick auf irgendwelche Live-Ticker oder die Highlight-Zusammenfassung, die der DFB für viele Spiele der Allianz-Bundesliga wenigstens anbietet (nebenbei: oft ist zumindest für die Frauenliga ein "Match of the Day" zu sehen, entweder über DFB-stream oder auch über irgendeinen Spartensender mit freiem Empfang plus eben die Highlights der anderen Spiele über stream - das sind beinahe "paradiesische" Zustände verglichen mit der Kolportage über die ungleich zugkräftigere 1. BL). Eigentlich wäre es wünschenswert (Stichwort: unendliche Steigerung der Kommerzialisierung), würde die Kolportage seitens des DFB bei den Männern ähnlich werden wie bei den Frauen (und deren Kolportage sich verstetigen und verbessern).

  • Relativ simple Begründung: Weil Frauenfussball niemanden wirklich interessiert, nicht mal Frauen.

  • Der Zuschauerschnitt der Frauen Bundesliga liegt bei 916 Zuschauern.

    Selbst die 4. Liga der Herren kommt noch auf mehr als das Doppelte (Schnitt 1901).

    So traurig Sie das finden mögen, Frauenfußball interessiert leider niemanden. Daher wird er auch nicht im TV gezeigt.