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Kolumne Press-SchlagSie nennen es Dusel

Gründet sich der neue Erfolg der Bayern etwa wieder auf den alten Prinzipien?

M an könnte nun sagen, er ist wieder da, der gefürchtete Bayern-Dusel. Und tatsächlich hätte es ja zur Halbzeit in Manchester auch 0:4 oder 0:5 stehen können, das hat selbst seine Kaiserlichkeit hinterher zugeben müssen. Oder was wäre gewesen, wenn United-Keeper Edwin van der Sar mit seiner Fußspitze eine Millisekunde schneller gewesen wäre und Olic Schuss aus unmöglichem Winkel hätte abwehren können, wären die Münchener dann doch noch zurückgekommen?

Und was wäre, wenn Arjen Robben nicht in Florenz und auf Schalke und nun wieder in Manchester mit jeweils ziemlich unglaublichen Toren die Münchner gerettet hätte? Was, wenn Robbens zwickende Wade seit Wochen den Dienst dauerhaft versagen würde?

Kurz gesagt: Es sind ziemlich viele Wenns, die den Aufstieg von Bayern München zu altbekannter Dominanz in Deutschland und nun auch wieder in die absolute europäische Spitze begleitet haben. Aber: Es ist eben immer noch Fußball. Und: Glück gehört in diesem Sport nun mal dazu. Das ist ein Allgemeinplatz, aber der ist auch noch wahr in Zeiten wie diesen, in denen ausufernde Trainerstäbe mit Scouting-Abteilungen und wissenschaftlichen Methoden an der Planbarkeit des Erfolgs arbeiten.

Dieses Glück allerdings, so behauptet jedenfalls noch so ein Allgemeinplatz aus dem Sportfundus, lässt sich erzwingen. In dieser Disziplin, das haben die letzten Spiele bewiesen, scheint der FC Bayern unter der Regie von Louis van Gaal eine ungeahnte Perfektion zu erlangen. Ob Verlängerungen oder Unterzahl, aussichtslose Rückstände oder angeschlagene Schlüsselspieler: Die Bayern bleiben ruhig, spielen den van Gaalschen Ballbesitzfußball und machen in den entscheidenden Momenten exakt so viele Tore, wie sie müssen.

Da kann man sich dann auch Niederlagen gegen biedere Ensembles aus Frankfurt oder Stuttgart leisten, wenn man schlussendlich exakt die Ergebnisse einfährt, die es braucht, um eine Tabellenspitze zu übernehmen oder in der Champions League eine Runde weiter zu kommen - auch wenn dazu die Auswärtstorregel nun zum wiederholten Male arg strapaziert werden muss.

Die Folge ist ein verwandelter FC Bayern, der trotz dieser unheimlich anmutenden Effizienz einen vormals nicht gekannten Unterhaltungswert besitzt. Mag der FC Barcelona seine Fans mit Galavorstellungen und einem überirdischen Messi verwöhnen, seine Gegner mit erschreckender Brillanz demütigen. Die Bayern machen es lieber spannend. Ein gutes Pferd springt eben, um zum letzten Mal in die Mottenkiste der Stammtischsprüche zu greifen, immer nur so hoch, wie es muss. Fraglich ist nur noch, wie hoch diese van-Gaal-Bayern in dieser Saison noch springen können, wie gut sie wirklich sind.

Aber das Geschäft ist schnelllebig. Am Samstag, nach dem Spiel in Leverkusen, kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen. Das hängt nicht zuletzt daran, wie der sprichwörtliche Fußballgott geruht, an diesem Tag das Glück zu verteilen.

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