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Kolumne Press-SchlagMichael Ballacks Knie ist gereizt

Michael Ballack kämpft in Leverkusen bislang vergeblich für ein glorreiches Karriereende. Am Sonntag wird er gegen Stuttgart wohl wieder nicht spielen dürfen.

Michael Ballack. Rudi Völler sagte der BILD: "Er kann doch nichts dafür, dass er zweimal schlimm verletzt wurde". Bild: dpa

M ichael Ballack durfte in dieser Woche nicht mit der Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen nach Charkow fliegen. Die Kollegen gewannen ihr Zwischenrundenspiel in der Europa League dort trotz Eiseskälte locker mit 4:0. Der ehemalige "Capitano" musste derweil daheim trainieren. Er sah dabei nicht glücklich aus. Am Sonntag wird er gegen Stuttgart wohl wieder nicht spielen dürfen. Alles läuft gegen ihn.

Eigentlich wollte er in Leverkusen, wo er Anfang des Jahrtausends zum Weltstar aufgestiegen war, seine Karriere glorreich ausklingen lassen. Die Idee kam ihm im vergangenen Frühjahr beim Abschiedsspiel für Bernd Schneider im Leverkusener Stadion. Die alten Kameraden, das Publikum, die Atmosphäre - Ballack schwelgte in Erinnerungen. Als dann das Angebot kam, konnte er es nicht ablehnen. Bayer bot ihm einen mit etwa zehn Millionen Euro dotierten Zweijahresvertrag.

Dann nahm das Elend seinen Lauf. Nach seinem verletzungsbedingten WM-Verzicht zog er sich im September die nächste Verletzung zu, einen Bruch des Schienbeinköpfchens und einen Innenbandriss. Drei Monate musste er pausieren. Nun macht sein Knie wieder Probleme. Obendrein hat er in Jupp Heynckes (65) einen Trainer, der Starfußballern traditionell keine Privilegien einräumt. Ballack muss sich wie jeder andere Rekonvaleszent in der Werkself langsam an die Mannschaft herantasten. Über Kurzeinsätze, Sondertrainingseinheiten und Bankdrücken. Beim 3:0 der Leverkusener in Frankfurt wechselte Heynckes Ballack nicht einmal ein. Und dabei will der sich doch für die Nationalmannschaft empfehlen, deren Kapitän er laut Bundestrainer Joachim Löw immer noch ist - falls er spielt.

Es ist ein Dilemma: Selbst wenn Heynckes dem Veteranen freundlicher entgegenkäme, wäre nicht klar, welche Rolle Ballack in der flinken Werkself übernehmen sollte. Seine Position im defensiven Mittelfeld ist in Leverkusen mit dem Chilenen Arturo Vidal und Kapitän Simon Rolfes brillant besetzt. Vidal ist in dieser Saison der beste Bayer-Profi, Rolfes hat nach langer Verletzungspause zu alter Stärke gefunden. Der junge Lars Bender (21), erste Alternative auf der Sechserposition, gehört ebenfalls zu Heynckes Lieblingsspielern. In Frankfurt wechselte der Trainer statt Ballack den Ersatzersatzmann Hanno Baltisch ein. Auch weiter vorn sieht es schlecht für Ballack aus, dort spielt meist der Brasilianer Renato Augusto. Auch er ist in blendender Form.

Heynckes hätte auf die Verpflichtung Ballacks sicher gern verzichtet, doch das konnte er nicht. Die Manager der Bayer AG hatten sich im Sommer in die Idee verliebt, den Star heim nach Leverkusen zu holen. Heynckes durfte diesem Plan nur noch zustimmen. Sie stockten sogar den Spieleretat aus Konzernmitteln auf, um Ballack zu verpflichten. Jetzt sind die Manager verstimmt, sie würden ihr Liebhaberstück gern spielen sehen. Sportchef Rudi Völler ist deshalb emsig bemüht, Harmonie herzustellen. Ballack müsse und werde sich durchbeißen, sagte er.

Dass Ballack, der sich langsam wie Ballast im Bayer-Team fühlen muss, aufgibt, ist unwahrscheinlich. Dafür ist er zu ehrgeizig. Er wird um ein schönes Karriereende kämpfen. Wenn er klug ist, schaut er sich schnell nach einem Verein um, der einen Platz für ihn hat.

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