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Kolumne Press-SchlagDie Nummer zwei sind wir allein!

Peter Unfried
Kolumne
von Peter Unfried

Der VfL Wolfsburg sorgt für eine neue Sortierung der Liga: Nicht nur der Meister steht fest, auch die Vizemeisterschaft ist vergeben. Über Jahre.

Wolfsburg ist jetzt auch jenseits, es geht für alle nur noch um Platz 3 Bild: reuters

E ine große Sehnsucht des Fußballs liegt darin, dass er die Realität des Spätkapitalismus außer Kraft setzen kann. Tatsächlich gibt es eine „Wahrheit“ auf dem Platz, die situativ und manchmal zufällig entsteht und sich daher den ökonomischen Hierarchien zu widersetzen scheint. Generell aber sind wir in Europa in einer fortgeschrittenen Umschichtungsphase.

Traditions-Loser wie Chelsea oder Manchester City sind dank Geldes, das nicht in Fußballerfolgen zu generieren ist (vulgo: Dollars von Scheichs), längst Weltunternehmen, Paris St. Germain auch. Der sichtbare Schritt der Bundesliga besteht in dem Abstand, den der modernisierte FC Bayern – aufgeschreckt durch das Dortmunder Interregnum – zwischen sich und den Rest gelegt hat.

Es könnte sein, dass sich an diesem Wochenende eine weitere Zäsur vollzogen hat. Nach einem Jahrzehnt der Wirrungen und einer Zufallsmeisterschaft kann man seit einem Jahr klar sehen, wie Klaus Allofs in Wolfsburg mit VW-Spielgeld ein nachhaltiges Spitzenteam komponiert. Das formidable 4:1 gegen den FC Bayern München ist der Schuss, den nun vermutlich alle gehört haben. Wie die Wölfe mit Organisation, Strategie und einem faszinierenden Highspeed- Umschaltspiel die Super-Bayern auskonterten: So etwas hat man tatsächlich lange nicht gesehen.

Damit steigt aber nicht die berühmte „Spannung“ an der Ligaspitze, deren Fehlen in den letzten Wochen ausführlich beklagt wurde: Sie sinkt weiter. Wenn der Unfalltod des Spielers Junior Malanda das Team nicht doch aus der Bahn wirft, ist der VfL wohl einziger Kandidat für die Vizemeisterschaft.

Schürrle erweitert die Möglichkeiten

Und nun steht auch noch die Verpflichtung des Weltmeisterteam-Mitglieds André Schürrle (Chelsea) bevor? Allofs muss überzeugt sein, dass jetzt intern und extern der richtige Moment ist, um seine bisherige Außendarstellungsstrategie der ökonomischen Zurückhaltung aufzugeben. Er hat sich ja nie zurückgehalten, siehe Luiz Gustavo, siehe Kevin De Bruyne. Er ließ es aber so aussehen.

Wenn die kolportierten Zahlen auch nur annähernd stimmen, erschließt der Schürrle-Transfer eine neue Dimension. Schürrle ist, bei allem Respekt vor seiner WM, kein Schlüsselspieler wie De Bruyne, dessen zwei Tore gegen die Bayern nur ein beschreibendes Wort zulassen: Weltklasse. Schürrle erweitert nur die Möglichkeiten. Klaus Allofs, vor der Winterpause noch verbal ambivalent, arbeitet nun offenbar an zwei Zielen gleichzeitig: Erreichen der Champions League – und mittelfristige Dauerteilnahme an Europas Spitzenliga.

Die Botschaft dieses Wochenendes geht an Schalke, Leverkusen, Mönchengladbach und tendenziell auch an den BVB. Sie lautet: Ihr spielt nicht mehr um Platz 1 oder 2, sondern maximal um Platz 3. Die Nummer 2 sind wir.

So kleinlaut, wie Josep Guardiola und Bastian Schweinsteiger am Ende aus der VW-Arena schlichen, darf man vermuten: Die Bayern dürften über diese neue Ligaordnung auch nachdenklich geworden sein.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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6 Kommentare

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  • 1G
    12239 (Profil gelöscht)

    Nächstes Jahr sind wir Lautrer wieder in Liga 1. Dann spielen Bayern und Wolfsburg nur noch um Platz 2.

     

    Nur der FCK!

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Zockt Uli Hoeneß wieder?

  • Wenn sich da mal nicht die Sammler von Geldscheinen um K. Allofs und Co., die die fleißigen Menschen an den Laufbändern der riesigen Werkhallen bei dem Zusammenschrauben von Autos überhaupt ermöglichten, kräftig getäuscht haben…..

    Es ist schon kurios genug, wenn solch ein beliebter Spitzenmann, wie es der nette und rundum bei allen Fans beliebte 35-jährige I. Olic nun einmal ist, am vergangenem Donnerstag, mitten in der für ihn und seinem Verein bisher sehr gut laufenden Saison, plötzlich zum Abschlusstraining antrat. Noch verrückter wurde es, als er das Gleiche nur einen Tag später tat, nur bei Fußballern eines Vereines, die allesamt in jüngster Vergangenheit Gegner von ihm waren und deren Dress er sogar nur Stunden später trug, um mit dieser Truppe im „neuen Zuhause“ gegen eine Mannschaft im unteren Tabellendrittel zu verlieren….. Er weinte deshalb an diesem Spieltag gleich zweimal, nämlich beim Betreten des Stadions, weil Erinnerungen an vergangene Jahre hochkamen und nach dem Spiel, wegen der Niederlage!

    Der Hintergrund dieser beiderseitigen „Sofortunterstützung“ zweier scheinbar plötzlich befreundeter Clubs, die mit einer angeblichen Aufwandsentschädigung von ca. 1.5 Mill. € versüßt wurde, war allerdings die Anwartschaft der Aufnahme des „Heimkehrers“ nach Deutschland, Schürrle, aus Chelsea-London, wo der entscheidende Flankengeber für den WM-Sieg gern anheuern möchte. Heute nun werden die „Transfertüren“, zu denen man fälschlicherweise immer „Transfer-Fenster“ sagt, (man geht doch nur durch Türen…) geschlossen. Wenn es mit den in Aussicht gestellten unverschämten 30 Mill. € teuren Menschenhandel nicht klappen sollte, dürfte sich der VfL andere Ziele für die sportliche Zukunft stellen…..

  • Letztendlich geht es derzeit doch nur darum, welche sog. 'Traditionsmannschaft' steigt ab, und welche bleibt. Die Fußball-Bundesliga, so langweilig wie noch nie in ihrer Geschichte.

  • "Über Jahre" halte ich auch für Unfug. Zwar haben die alles richtig gemacht, indem die Magath`sche Maßlosigkeit mit Hecking und Allofs durch mehr sportliche und finanzielle Sachlichkeit (letzteres natürlich auf sehr hohem Niveau) ersetzt wurde, aber ob das nun so lange währt, bleibt abzuwarten. Vielleicht fliegt Hecking nach ein paar sieglosen Spielen raus, oder Allofs entschließt sich, doch noch mal was "Vernünftiges" zu machen. Und dann könnte es schnell wieder anders aussehen.

    Über die nächsten Jahre würde ich eher auf Gladbach schauen, die mit viel Geduld dabei sind, eine prächtige Mannschaft aufzubauen.

  • "Nicht nur der Meister steht fest, auch die Vizemeisterschaft ist vergeben. Über Jahre." - Es gibt da einen, der vor Jahren behauptet hat, "über Jahre" sei die DFB-Auswahl nicht zu schlagen, weil die Ex-DDR-Ballerer hinzugekommen waren. Gut, dass sich im nächsten Jahr niemand mehr an diese "Weissagung" erinnert.