Kolumne Nullen und Einsen: Trottelkundin im Trottelsegment

Wer keift und schimpft, erhält oft Sonderangebote beim Mobilfunkvertrag. Was aber, wenn man so ein Mensch nicht sein möchte?

Ein als Clown verkleideter Mann sitzt in einer Reihe aus roten Schalensitzen im Stadion und guckt auf sein Handy

Ein Narr ist, wer sich nicht mit dem Mobilfunkanbieter streitet Foto: dpa

Ein Dienstagvormittag, wenige Tage vor Weihnachten. Seit Wochen schon drücke ich mich vor diesem Anruf – und dann kommt er ausgerechnet, als ich knietief in einer etwas komplizierteren Textoperation stecke. Eine Dame vom Callcenter meines Handyanbieters.

Ich lebe umgeben von Menschen, die die dollsten Geschichten darüber zum Besten geben, was für Premium-Deals sie so bei ihren Mobilfunkprovidern haben. Langzeit-Kunden halt. Bluffs, Wut, Gezocke und Kündigungsschreiben säen und dann unfassbar gute Angebote ernten – geht es um Handyverträge, lebe ich offenkundig mitten unter Chicken-Game-Experten und Pokerface-Profis.

Ich hingegen habe mich schon beim vergangenen Mal aus Treudoofigkeit von meinem Mobilfunkanbieter mit einem totalen Schrottangebot übertölpeln lassen. Weswegen ich diesmal überpünktlich gekündigt habe. Und seitdem warte. Auf ein Angebot, das ich nicht ablehnen kann.

Monatelang warte ich schon. Die schriftlichen Angebote per Post – ein Witz, nicht besser als das, was Neukunden sich auf der Homepage zusammenklicken können. Kaum besser die telefonischen Koberer-Versuche: Lauwarm war es draußen noch, als mich ein Callcenter-Mann bei Freunden und Bier störte, um mir ein olles Gerät plus unattraktivem Monatspreis anzupreisen.

Gesparte Mobilfunk-Euros

Ich fragte ihn, ob das das Beste sein soll, was er mir anbieten kann. War ich, beleidigte Langzeitkundin, ihnen wirklich nicht mehr wert? Er legte noch ein GB Datenvolumen oben drauf. Kein Zweifel. Neben meinem Namen musste die Notiz Trottelkunde stehen.

Was natürlich niemand gern auf sich sitzen lässt. Weswegen ich mich intensiv auf das nächste Telefonat mit meinem Mobilfunkanbieter vorbereitete. Angebote verglich, bis ich schwarz auf weiß hatte, was für einen völlig unrealistischen Preisnachlass der Anbieter hinlegen müsste, um mich auch nur einigermaßen zufriedenzustellen. Weswegen ich mich einfach vor dem nächsten Anruf drückte.

Warum? Weil ich es hasse – Leute, die sich unnötig aufplustern, wichtig nehmen und herumtönen. Leute, die sich unnötig anmaulen und so die Tage vermiesen – und seien es Kunden und Anbieter. For a fistful of gesparte Mobilfunk-Euros. Tja, so ist die Welt halt, belehrt man mich.

Mag ja sein. Nur: Wer schon bei so banalen Kundenkontakten den Toxistschen und Nervigsten belohnt, der muss sich vielleicht auch nicht wundern, dass Rechthaberei, Gekeife und Gemobbe im Netz zum Standardumgangston gehören. Macht der Gewohnheit.

Casinomentalität

Gedanken, wegen denen ich im Trottelsegment natürlich doch irgendwie richtig aufgehoben bin. Natürlich ruft man solche Trottel bei der Arbeit an, wenn sie möglichst schlechten Zugriff auf all ihre Proberechnungen haben und möglichst viel Ablenkung.

Erstaunt stellte ich allerdings fest, dass dieses neue Angebot so mies war, dass ich sogar mit Kopfrechnen seine Wertlosigkeit ableiten konnte. Was ich – ganz Casinomentalität – der Callcenter-Kraft natürlich sofort mitteilte. Woraufhin die allerdings nichts besseres rausrückte, sondern mich lediglich belehrte, dass ich mich besser nicht von jedem windigen Facebook-Angebot blenden lassen solle. Eine so trottelige Trottelwarnung habe nicht mal ich verdient.

Was mir dann endlich etwas beschert, worauf ich mich gleich zu Beginn 2017 freuen darf: neuer Anbieter, neues Glück. Und: Unwürdiges Gefeilsche erst wieder in 2 Jahren.

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