Kolumne Nebensachen: Es war ein armes Würstchen
Wowereit isst Currywurst in Warschau und das Brandenburger Tor erleuchtet in rosa.
Berliner Currywurst in Warschau!" Die Nachricht verbreitete sich wie im Flug. Bei mir klingelte pausenlos das Telefon: "Kann man das essen? Deutsche Wurst? Das ist doch bestimmt total labberig, oder?" Polnische Wurst ist natürlich die beste. Besonders die trockene Krakauer und die dünne Kabanossi. Deutsche Küche ist schwer und fettig. So wie Helmut Kohl. Deutsche essen Schweinshaxe, Eintopf und Döner. Dazu trinken sie hektoliterweise Bier und "sznaps".
Dass zu den "Berliner Tagen" in Warschau auch eine Mini-Replik des Brandenburger Tors gehörte, ging bei der Aufregung um die Wurst fast unter. Rosa angestrahlt und von bunten Lampions umgeben wirkte das Tor in der "ulica Traugutta" gegenüber der Warschauer Universität ganz sympathisch, auch weil es ein bisschen abseits stand.
Berlins Oberbürgermeister Klaus Wowereit und Warschaus Präsidentin Hanna Gronkiewicz-Waltz feierten damit 20 Jahre Städtepartnerschaft. Das Brandenburger Tor sei das Symbol der Einheit Deutschlands, erklärte Wowereit.
Er wird wohl noch oft kommen müssen. Immerhin kamen die Befehle zur Niederschlagung des Ghettoaufstandes 1943 und des Warschauer Aufstandes 1944 aus Berlin. Hunderttausende Warschauer starben damals. SS und Wehrmacht machten danach Polens Hauptstadt dem Erdboden gleich.
Mitten im wiederaufgebauten Warschau gibt es nun also Berliner Currywurst und Glühwein neben einem rosarot angestrahlten Mini-Brandenburger Tor. Wenn man den wenigen deutschen TV-Krimis glauben darf, die in Polen ausgestrahlt werden, ist "Currywurst von der Bude" die Lieblingsspeise deutscher Kommissare.
Was aber macht diese ominöse Currywurst so besonders? Ein Journalist des polnischen Privatsenders TVN erklärt es so: "Die Wurst wird erst gekocht und gebraten, danach in Scheibchen geschnitten, mit Tomatensoße übergossen und mit Currypulver bestreut. Dazu essen die Deutschen Pommes."
Dann richtet sich die Kamera noch einmal auf Gronkiewicz-Waltz: "Liebe geht durch den Magen, sagen wir hier in Polen", erklärt sie. "Und deshalb werden die Deutschen am 9. Dezember im Berliner Hauptbahnhof polnische Spezialitäten probieren können."
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