piwik no script img

Kolumne MillionärGeheimtipps vom Beautyarzt

Bier trinken und Sixpack haben – das geht beides. Wie, das erfahrt ihr bald von eurem neuen Youtube-Star. Aber fangen wir von vorn an.

Solche Bäuche brauchen einen Arzt Foto: dpa

D en Schinken Spicker von Rügenwalder gibt es jetzt auch in vegetarisch.

Hallo, was geht up, Freunde meiner Kolumne! Es ist wieder so weit, meine neue Anleitung zum Millionärwerden ist da! Das war das Intro und jetzt geht’s los.

„Jede Firma will dich verarschen“, sagt mein neues Vorbild: MrTrashpack, 30, Youtube-Star. Er trägt rötlichen Vollbart, wirres Haar, den gleichen extrem gutaussehenden Fummel von American Apparel wie ich und kann irre in die Kamera gucken wie Kurt Cobain auf Heroin. Statur und Gemüt hat MrTrashpack von Jack Black: klein, fröhlich und leicht rundlich. MrTrashpack ist der deutsche Jack Black.

Als ich ihn besuche, bin ich enttäuscht, dass er noch nicht Millionär ist, weil das zu sein ja mein Ziel ist. In seinem Alltag sitzt er als Philipp Betz verkleidet in einem Backsteinbau an der Spree, stochert in einem kleinen Büro der Produktionsfirma Endemol beyond im Netz rum und produziert dann seine Filmchen.

Firmen verarschen einen also, wenn man unerfahren ist. MrTrashpack war einst bei der tollen Modekette Primark tätig, als er sein erstes Video online stellte. Er erörterte darin die Frage, ob Bärte sexy sind – circa 100 Views. Ich rasiere mich übrigens mit dem Philips FC8769/91.

Als sich MrTrashpack auf ein paar tausend Views pro Video hochgetalkt hatte, bekam er erste Produkte kostenlos zugeschickt. Und ab 20.000 Abonnenten: richtig Geld. MrTrashpack biss in einem Video auf knackige Pringels und dafür gab’s ein paar hundert Euro.

Youtube ist wie taz

Heute klicken sich manche seiner Videos heftig. „Bibi und Julian: SEXTAPE AUFGETAUCHT!“: über 750.000 Aufrufe. „SIDO DISST YTITTY! – WuzzUp!?“, fast 900.000. Was MrTrashpack gelernt hat: „Du musst dreist sein.“ Anfangs macht man kostenlos Werbung, aber dann gilt es, hart zu verhandeln, bevor man Produkte einbaut. (Darüber sollte ich mal nachdenken.) Ab einer Million Abonnenten kann man als YouTuber richtig Kohle machen.

Schaff ich. Meine Idee: ein Youtube-Ökokanal. „Interessiert kein Schwein“, sagt Heiner, Endemol-Pressetyp. Meine Millionärskolumne als YouTube-Kanal? „Sobald man was mit Geist, Ironie und Witz macht, fällt es unten durch“, antwortet Heiner. Krass. YouTube ist wie taz.

Mir gehen die Ideen aus, bin traurig, als MrTrashpack die Tipps rausrückt. Ich könnte sowas wie BibisBeautyPalace machen, fast zwei Millionen Abos. Schminken, Süßigkeiten essen, Bibi sagt Zeug wie: „Das ist unsere Couchecke. Da sitzen wir Abends und gucken Fernsehen“. Totaler Trash, MrTrashpack sagt: „Man muss ständig den Content bringen, den die Leute wollen.“ Sag ich doch, ist wie taz.

Dürfte also easy sein, YouTube-Star zu werden. Ich werde zu einer zielgruppenmäßig angepassten Bibi und gebe Schönheitstipps für Männer meines Alters. MrTrashpack gibt mir noch den Hinweis, auf Crosspromo zu setzen – ein berühmter YouTuber erzählt in seiner Show was über dich, den Neustarter.

He, MrTraspack. Die geilste Zeitung der Welt hat dich als DEUTSCHEN JACK BLACK bezeichnet. Darfst du gern in deiner Show erwähnen, mit GLG von deinem BEAUTYARZT.

So, jetzt noch’n Rügenwalder vegetarisches Mühlen Nugget. (Würg)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!