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Kolumne MännerGefährliche Liebschaften

Matthias Lohre
Kolumne
von Matthias Lohre

Meine männlichen Freunde sind gute Beziehungsmenschen. Warum bloss müssen sie ihre Freundinnen fürchten?

B ei der Auswahl meiner männlichen Freunde habe ich mir Mühe gegeben. Wirklich. Nicht, dass die Frauen in meinem werten Lebenskreise nicht auch tiptop Charaktere von internationalem Format wären. Aber Frauen gelten ja ohnehin als besser zur Freundschaft begabt. Kontaktfreudiger sollen sie angeblich sein, interessierter am Partner wie am Leben. Heterosexuelle Männer hingegen umweht das Vorurteil, sie würden, erst mal zum Teil eines Paars degradiert, grunzende Stoffeln mit Übergewicht. Die mag es geben, keine Frage. Aber meine Freunde, ich kann Ihnen sagen, die sind Eins-a-Ware. Wüssten das bloß ihre Freundinnen zu schätzen.

Stefan zum Beispiel. Der heißt zwar nicht wirklich so, aber alles Weitere stimmt. Stefan also schreibt für den Reiseteil einer Zeitung, kennt sich daher aus in der Welt, treibt gern Sport und ist seit zwölf Jahren mit derselben Frau glücklich. Stefan ist einer der zufriedensten Menschen, die ich kenne. Jedenfalls bis vor kurzem.

Aus Spaß erzählte er Freunden von einem Test, und er geht ungefähr so: Eine junge Frau beerdigt ihren Vater. Auf der Trauerfeier verliebt sie sich auf Anhieb in einen unbekannten Mann. Niemand kann ihr sagen, wer er ist. Zwei Wochen später tötet sie ihre Mutter. Warum?

"Es war eine Art Psychopathen-Prüfung", erzählte Stefan mir. "Psychopathisch veranlagt war demnach, wer antwortete: Sie ermordet ihre Mutter, weil sie hofft, auf deren Beerdigung den unbekannten Mann wiederzusehen. Niemand antwortete das", sagte Stefan. "Außer meiner Freundin." Die Angst in den Augen eines erwachsenen Mannes zu sehen, ist nicht schön. Die beiden wollen bald Kinder haben. Ich wünschte ihm viel Glück.

Noch so ein Vorzeigemann ist Funkadelic 3.000, dem ich Trottel die Wahl seines Pseudonyms überlassen habe. Er ist sehr gesellig, belesen und nahezu unerschütterlich ausgeglichen. Als ich ihn einmal zum Biertrinken abholte, bemerkte ich, dass er hinkte. Es stellte sich heraus, dass ihm wenige Stunden zuvor ein massives Holzbrett auf den Fuß gedonnert war. Ein Zeh war gebrochen und schmerzte bei jedem Schritt. Seine einzige Reaktion: "Geht schon. Bier?"

Besagter Funkadelic 3.000 also - dieser Name! - überrascht mich seit einiger Zeit mit merkwürdigen Sätzen wie: "Hast du heute den Fallrückzieher von Ribéry gesehen? Wahnsinn!" Dazu muss ich erwähnen, dass wir uns zuvor nie über Fußball unterhalten haben. Noch dazu ist er extrem faul, er hat einen Fußball höchstens mal gegooglet. Seit derselben Zeit trägt er ständig eine schwarze Biker-Lederjacke, die nicht so recht passen will zu seiner Theodor-Adorno-Brille. Ich fragte mich erfolglos, was mit ihm los ist. Dann kam die Antwort. Per Mail. Von seiner Freundin.

"Funkadelic 3.000 hat mir gestern von der Männerkolumne erzählt. Ich möchte Folgendes klären: Ich bin ja der Fußballfan in unserer WG. Und Funkadelic 3.000 guckt Sportschau, weil ich (nach dem Live-Gucken vom BVB in der Kneipe mit meinen Fußballjungs) Sportschau gucke. Und die Lederjacke hatte ich auch zuerst!"

Wenn Sie jetzt denken, warum tauchen in dieser Geschichte Frauen nur als Psychopathinnen oder Fußballprolls auf, dann habe ich darauf leider auch keine Antwort. Ich finde all das ja selbst äußerst irritierend. Ich bin übrigens Single.

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Matthias Lohre
Schriftsteller & Buchautor
Schriftsteller, Buchautor & Journalist. Von 2005 bis 2014 war er Politik-Redakteur und Kolumnist der taz. Sein autobiographisches Sachbuch "Das Erbe der Kriegsenkel" wurde zum Bestseller. Auch der Nachfolger "Das Opfer ist der neue Held" behandelt die Folgen unverstandener Traumata. Lohres Romandebüt "Der kühnste Plan seit Menschengedenken" wird von der Kritik gefeiert.

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