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Kolumne MännerFull Metal Jacket

Matthias Lohre
Kolumne
von Matthias Lohre

Heavy-Metal-Kneipen sind die letzte Heimstatt echter Männer. Und das ist auch gut so.

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Matthias Lohre
Schriftsteller & Buchautor
Schriftsteller, Buchautor & Journalist. Von 2005 bis 2014 war er Politik-Redakteur und Kolumnist der taz. Sein autobiographisches Sachbuch "Das Erbe der Kriegsenkel" wurde zum Bestseller. Auch der Nachfolger "Das Opfer ist der neue Held" behandelt die Folgen unverstandener Traumata. Lohres Romandebüt "Der kühnste Plan seit Menschengedenken" wird von der Kritik gefeiert.

9 Kommentare

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  • RS
    Rocco Siffredi

    Gute Kolumne oder auch Glosse. GLOSSE...schnallt das hier eigentlch irgendjemand????

  • M
    Melanie

    Lieber Matthias,

     

    Deine Kolumne hat mich auf ganz unfreiwillige Weise unterhalten - ist doch egal welchem Stil eine Kneipe folgt, und warum genau muss man sich dort deplatziert fühlen? Hauptsache ist doch man fühlt sich wohl mit seinen Idealen (der abgelegten und der gegnwärtigen), dann bringt einen auch eine Metalkneipe nicht aus der Ruhe.

     

    Ich habe Heimweh nach Berlin bekommen bei der Erwähnung von Paules Metal Eck. Ich finde daran nichts auszusetzen - ausser dass ich ich noch mehr Heimweh bei der Erwähnung vom Trinkteufel oder der Milchbar bekommen hätte...

     

    ;)

    Melanie

  • NR
    Ned Rise

    Auch hier, in der Westdeutschen Provinz, gibt es solche Kneipen. Da ist Rauchen erlaubt, das Bier billig, die Musik laut, die Beleuchtung schummrig und es gibt Landjäger, die unverpackt im Zigarettenqualm geräuchert werden. 90% der Musik ist über 15 Jahre alt und 90% des Publikums sind Männer – das ist die Realität.

     

    Leute wie Matthias Lohre, mit flotten Haarschnitten, schicken grauen Pullis und frisch gebügelten (weißen!) Hemden verirren sich fast nie in solche Läden – ob das nun gut oder schlecht ist, möchte ich an dieser Stelle nicht beurteilen. Leute wie Matthias Lohre gehen überhaupt nicht regelmäßig in Kneipen. Und wenn, bezahlen sie viel Geld für aufgeschäumtes Wasser mit Kaffeegeschmack (Fair-Trade natürlich), genießen im rauchfreien, hellen Ambiente die indisch-maltesische Bio-Curry-Fenchelsuppe und lesen dazu die taz. Weil man ist ja kritisch – links und dagegen und intellektuell und natürlich in keiner Form auch nur irgendwie mainstream. Dazu hört man leicht verdaulichen Jazz.

     

    Später dann in diesen neuen, angesagten Indie-Schuppen. Schnell noch die Leinenturnschuhe mit dem Stern angezogen (nein, die sind nicht Teil einer Uniformierung, die sind "New York" - aber als es noch cool war, so 1974-1981), den mp3-Player frisch geladen (stylisch mit Apfel drauf, weil ein bisschen schick muss ja sein) und das Mützchen auf (schön, wenn irgendwo ein roter Stern drauf ist, das symbolisiert die richtige Gesinnung).

     

    Dort tanzt Matthias dann zusammen mit vielen jungen, hübschen aber voll emanzipierten Frauen zu Sonic Youth oder Dinosaur Jr., trinkt Bionade oder Becks Gold und manchmal – in seinen intimsten Momenten – gesteht er sich dann ein, dass diese jungen Frauen viel zu jung, seine Lieblingsbands über 25 Jahre alt und die Unterschiede zu den Blind Guardian-Fans im Metal-Laden gar nicht so groß sind.

     

    Merke: die Klischeefalle lauert überall.

  • M
    Michael

    @Nigredo und Durden: Hat es wirklich so weh getan?

  • R
    Ronnie

    Das war also das große Abenteuer eines "Parlamentskorrespondenten". Da frägt man sich, gibts den gar nichts Interessantes ansonsten zu berichten? Ich als alter Provinzler war bei meinen zwei Besuchen in Berlin jedes mal in der Kneipe. Gemütlicher Laden, gute Preise, nette Menschen. Gut, die Musik könnte für meinen Geschmack etwas härter sein aber was solls.

    Aber bei beiden Besuchen habe ich eine stattliche Anzahl doch recht attraktiver Frauen dort gesehen. Da frägt man sich: Hat sich der "Journalist" am Ende gar nicht zu den alternden Langhaarigen reingetraut oder fiel ihm das nicht auf da Menschen die aussehen als wären sie Guidos Intimfreunde keinen Blick mehr für sowas haben?

    Wie dem auch sei, die Kneipe wirds hoffentlich auch ohne Herrn Lohre als Gast weiterhin geben. Was beide Seiten freune würde.

    Und demnächst in der Taz:

    "Lohre in Lebensgefahr! Mittags mit der S-Bahn durch Berlin!"

  • CB
    Corpsepainter Bunny

    Was habe ich für gellende Schreie ausgestoßen, als ich diese Kolumne las. Vor Entrüstung wäre mir fast mein hautenges Lederkostüm geplatzt!

     

    Lieber Matthias, wer in den 80ern hängengeblieben ist, das bist Du. Mit Deinem sympathischen FDP-Gesicht hast Du damals in eine Bravo gekuckt und Dir ein paar Namen gemerkt. Solchen Wissensdurst respektiere ich aus tiefstem Herzen.

     

    Mit Deinem hausbacken-braven FDP-Schreibstil ergehst Du Dich wohlfeil, wie so viele Journalisten, wenn sie mal schnell eine kleine Fingerübung abliefern sollen und im Parlament wieder nur so Demokratie gemacht wird oder so, in Spott über uns hilflose kleine Metal-Häschen.

     

    Auch mein Haar wird allmählich schütter. Dass mich Metal immer noch begleitet, ich die Ace of Base-CDs aber schon längst für einsfuffzich bei ner Internetauktion losgeworden bin, spricht, so weit ich sehe, eher für als gegen Metal.

     

    Motörhead, Warlock, Helloween, Iron Maiden. Schöne Zeiten damals. Aber Metal entwickelt sich, Metal bringt am laufenden Band Virtuosen hervor. Du mit Deinem FDP-Verstand würdest Dich wundern, wer so alles Metal hört - auch die nachwachsende Generation.

     

    Reden wir nicht von Slipknot und dem anderen Schrott. Reden wir von Nocturnus. Reden wir von Borknagar. Blind Guardian. Dragonforce. Opeth. Paradise Lost. Samael.

     

    So, und während ich zur Abwechslung mal die Village People anklicke, um dazu theatralisch durchs Wohnzimmer zu titschen, noch ein Rat zum Schluss: "brain hemorrhage is the cure" (Venom).

  • TD
    Tyler Durden

    Das ist also eine Kolumne eines Mathias Lohre, seines Zeichens Parlamentkorrespondent dieser Zeitung. Mag ja sein das er bei all seinen Praktikas und seinem Zombielebenslauf der ihn ja weit gebracht hat nicht soviel vom wahren Leben, wie es nunmal tatsächlich existiert, mitbekommen hat und nun tatsächlich glaubt über so einen alltäglichen Laden wie die Rockkneipe in der Simon Dach schreiben zu müssen als wäre er mit seinem Rucksack durch den Regenwald gejoggt.

     

    Man fragt sich in welchem Paralleluniversum der gute Mann, der ja nun auch so um die 34 seien dürfte, also das Ende der 80'er und vor allem die 90'er mitbekommen haben, gelebt hat. Der ganze Kiez ist doch voll von derartigen Läden, wie geartet auch immer. Und diese Läden gab es schon immer, früher meisst noch in durchaus wilderer Form, als so gesittete Rockeckkneipen wie Paules Metaleck.

     

    Manchmal frage ich mich wirklich wie weltfremd die Menschen sind, die sich selbst als Journalist durchs Leben schlagen. Bitte geh wieder ins Parlament, da hat alles seine Ordnung und sieht so aus wie es die Touristenführer behaupten.

  • N
    Nigredo

    Da kennt sich aber jemand aus...haben sie ein ähnliches Bild vom deutschen Autofahrer, weil sie mal eines dieser affigen Tuningfestivals besucht haben?

     

    Vielleicht sollten sie doch lieber weiter als "Parlamentskorrespondent" arbeiten, wo sie vermutlich ähnlich scharfe Polit-Analysen von der Tapete im Herrenklo ableiten.

  • EH
    Eric Hartmann

    :D wirklich gelungene Kolumne!